Vergabe der Ehrenamtskarte: Der Landkreis verspricht mehr Tempo
Der Landkreis gab die Ehrenamtskarten bislang nur einmal jährlich aus. Dadurch bremste er die Bemühungen des Gewerbevereins Drochtersen aus, der 20 zusätzliche Vergünstigungsangebote aus dem Boden gestampft hatte, um die Karte attraktiver z
Nach einer Initiative des Drochterser Gewerbevereins hatten 2021 rund 20 Bürger eine Ehrenamtskarte beantragt – und nicht bekommen. Sie lagen beim Kreis auf Eis. Nach TAGEBLATT-Nachfrage will der Kreis die Anträge nun zügiger bearbeiten.
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Nächster Ausgabetermin wäre erst der 31. August 2022 gewesen. Nach einer TAGEBLATT-Nachfrage will der Kreis die Anträge künftig zügiger bearbeiten.
22 Vergünstigungsangebote aus dem Boden gestampft
Mit großem Engagement hatte der Drochterser Gewerbeverein im vergangenen Herbst versucht, die Ehrenamtskarte mit neuem Leben zu erfüllen. Diese Karte, mit der Ehrenamtliche landesweit und auch in Bremen für ihre Arbeit Vergünstigungen bekommen sollen, fristet im Landkreis Stade ein Schattendasein. In Drochtersen, wo 2021 gerade mal vier Ehrenamtliche solch eine Karte besaßen, sollte sich das ändern, so das Ziel des Vereins: Die Mitgliedsbetriebe stockten im Herbst die Zahl der Vergünstigungsangebote in der Gemeinde von kärglichen zwei auf 22 auf. Das entspricht der Hälfte aller Angebote im Landkreis.
Und siehe da: Über die angesprochenen Vereine meldeten sich rund 20 Bürger, die eine Karte haben wollten. Die Anträge können nur noch online gestellt werden, das passiert vor allem über die Vereine. Die Anträge werden dann an den Landkreis weitergeleitet. Und dort lagen sie dann vernachlässigt – anstatt bearbeitet. Denn eigentlich entscheidet der Landkreis über die Anträge und wenn Ehrenamtskarten bewilligt werden sollen, werden die Daten an die Staatskanzlei in Hannover weitergeleitet, die den Druck und die Online-Verwaltung übernimmt.
Andreas Koch: „Schlechte Performance vom Landkreis“
Große Ernüchterung und Frust bei Gewerbevereinsvorsitzendem Wolfgang Hilbig und seinem Stellvertreter Andreas Koch: Beide hatten beim Kreis und in Hannover nachgefragt und erfahren, dass der Kreis die Anträge bündelt und nur einmal jährlich – Ende August – nach Hannover weiterleitet. Die Wartezeit für die neuen Antragsteller hätte also gut und gerne ein Dreivierteljahr betragen. „Ich habe den Vereinen schon gesagt, dass sie jetzt erst mal gar keine Karten mehr zu beantragen brauchen, wenn das so lange dauert. Das ist eine sehr schlechte Performance vom Landkreis Stade. Das frustriert natürlich einen Ehrenamtlichen“, ärgerte sich Andreas Koch noch vor zwei Wochen. Wie viele Interessenten ihren Antrag nun noch zurückhielten, könne er nicht genau sagen. „Wenn ich schätzen müsste, sind es aber bestimmt noch einmal 20, die gerne einen Antrag gestellt hätten“.
Nachdem das TAGEBLATT beim Landkreis nachhakte, warum es so lange dauert, bis die Anträge weitergeleitet werden, kam plötzlich die Kehrtwende: Die Vergabe der Ehrenamtskarte werde neu organisiert, verspricht der Landkreis Stade in seiner Antwort.
Kreis will Karten künftig „zeitnah“ ausgeben
Landrat Kai Seefried hatte zu Beginn seiner Amtszeit angekündigt, dem Ehrenamt im Landkreis ein besonderes Augenmerk zu schenken. Dazu gehöre auch die Ehrenamtskarte, die wesentlich zur Wertschätzung beitrage, heißt es. Die Ehrenamtskarten sollen künftig „zeitnah“ und vor allem mehrfach im Jahr ausgegeben werden. Nach der bisherigen Praxis aus der Anfangszeit der Ehrenamtskarte im Landkreis sei dies bisher einmal jährlich erfolgt, weil damals der Wunsch geäußert worden war, eine feierliche Kartenübergabe durch die Bürgermeister an einem einheitlichen Termin zu gestalten, begründet der Landkreis die bisherige Vorgehensweise. Der Landkreis teilte mit, die vorliegenden 22 Anträge aus Drochtersen ans Land weiterzuleiten, sofern die Unterlagen vollständig seien.
Andreas Koch reagiert erleichtert: „Wenn die Erstellung der Ehrenamtskarten jetzt funktioniert, dann sind wir gegebenenfalls mit einem blauen Auge davongekommen.“ Für ihn sei es im Nachhinein nachvollziehbar, dass die Karten bislang nur einmal jährlich weitergeleitet worden seien. Allerdings hätte der Landkreis reagieren können, nachdem durch die Drochterser Offensive vermehrt Anträge eingegangen seien, kritisiert Koch.
30 Vergünstigungsangebote sind das neue Ziel
Seines Wissens seien von den rund 22 Anträgen aus Drochtersen, etwa 16 komplett, bei einigen habe der Landkreis nun die Antragsteller angeschrieben. Beispielsweise wenn noch eine Unterschrift vom Verein fehlte.
Wenn die ersten Ehrenamtskarten ausgegeben seien, werde er versuchen, das Angebot an Vergünstigungen innerhalb der Gemeinde noch einmal zu erweitern, sagt Andreas Koch. Abgesprungen sei bisher kein Betrieb. „Mein Ziel ist es, 30 Angebote anzubieten und mindestens 50 Ehrenamtskarten bis Ende des Jahres im Umlauf zu haben“, so Koch.
Beim Freiwilligenserver Niedersachsen (www.freiwilligenserver.de) sind aktuell für den Landkreis Stade 44 Vergünstigungsangebote für Besitzer der Ehrenamtskarte aufgeführt. Die Hälfte davon kommt vom Gewerbeverein und von der Gemeinde Drochtersen. Beispielsweise gewähren Betriebe hier Rabatte auf bestimmte Warengruppen oder Dienstleistungen, auch Gratisangebote gibt es. Außer Drochtersen sind die meisten Kommunen im Landkreis vorwiegend oder ausschließlich mit Vergünstigungen für gemeindliche Einrichtungen – etwa Bibliotheken, Museen oder Bäder – dabei.