Vierter Piks in Cuxhavener Pflegeheimen: Der Booster wird schon geboostert
In den Pflegeheimen des DRK Cuxhaven/Hadeln ist den Bewohnern, deren Booster-Impfungen mehr als fünf Monate her sind, die vierte Corona-Impfung angeboten worden. Symbolfoto: Gollnow/dpa
In einigen Seniorenheimen in Cuxhaven impft der Arzt Klaus-Gerrit Gerdts manche Patienten schon zum vierten Mal gegen das Coronavirus. Das Land Niedersachsen will zügig die Auffrischung der Auffrischung ermöglichen, im Land Bremen ist sie ab sofort möglich.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Von Laura Bohlmann-Drammeh und Christian Döscher
„Die Initiative zur vierten Impfung ging von den Heimen aus, wir haben das nicht aktiv angeboten“, erklärt Gerdts, der für das DRK als Betriebsarzt arbeitet. Weil er auch den Booster in einigen Pflegeheimen bereits vor der offiziellen STIKO-Empfehlung verabreicht habe und das inzwischen fünf Monate her sei, hätten ihn einige Pflegeheime um die vierte Impfung gebeten. „Wegen Omikron gibt es gerade derart viele Infektionen, dass die Bewohner geschützt werden sollen“, so Gerdts. Außerdem solle die Funktionsfähigkeit der Pflege aufrechterhalten werden. „Wir impfen auch Personal“, so Gerdts. Christian Stollmeier, Leiter der Abteilung Pflege beim DRK Cuxhaven-Hadeln, bestätigt das. „Ich habe gelesen, dass in Bremen in den Heimen eine Viertimpfung angeboten wurde und dann unseren Betriebsarzt Herrn Gerdts gefragt“, so Stollmeier. Etwa die Hälfte der Bewohner habe das Angebot einer vierten Impfung angenommen, ebenso wie einige Beschäftigte. „Das war ein freiwilliges Zusatzangebot, das als Baustein im Kampf gegen größere Ausbruchsgeschehen genutzt wird“, so Stollmeier.
Gerdts stützt sein Vorgehen auf die Daten aus Israel und den USA. Zum einen sei inzwischen klar, dass der Immunschutz der Boosterimpfung nach vier bis fünf Monaten nachlasse. Israel biete die Viertimpfung deshalb routinemäßig Personen ab 18 Jahren an. „Die USA bieten die vierte Impfung Menschen mit Vorerkrankungen an und es zeigt sich, dass das Risiko identisch ist mit dem Risiko der anderen Impfungen“, so Gerdts. Die Schutzwirkung sei hingegen gegeben, die Fachliteratur liefere dafür eindeutige Hinweise. „Warum sollten wir also die vierte Impfung demjenigen, der sie haben möchte, nicht anbieten?“, fragt Gerdts.
Für wen die Vierimpfung sinnvoll ist
Die STIKO sprach sich gestern für eine vierte Corona-Schutzimpfung aus – für Menschen ab 70 Jahren, Menschen in Pflegeeinrichtungen, Menschen mit Immunschwäche ab fünf Jahren sowie Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen. Für diese Gruppen soll es aus Sicht der STIKO eine weitere Auffrischungsimpfung mit einem mRNA-Impfstoff geben. Die Präparate der Hersteller Moderna und Biontech sind mRNA-Impfstoffe.
Der Landkreis Cuxhaven, der für die Durchführung der Impfkampagne des Landes verantwortlich ist, gibt sich bei dem Thema zurückhaltender. „Wir haben die Viertimpfung bisher nicht regulär bei den mobilen Teams angeboten, denn wir halten uns an die STIKO-Empfehlung“, sagt Sprecherin Kirsten von der Lieth. Die STIKO habe eine vierte Impfung bisher nur für immunsupprimierte Patienten empfohlen, also Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist. „Das war dann eine individuelle Entscheidung nach medizinischer Indikation“, sagt von der Lieth. Wenn ein niedergelassener Arzt die vierte Corona-Impfung für medizinisch notwendig erachte, sei es ihm im Rahmen seiner ärztlichen Kompetenz überlassen, die Impfung vorzunehmen. „Die aktuellen STIKO-Empfehlungen von heute werden wir natürlich umsetzen“, sagt von der Lieth.
Vierte Impfung in Bremen schon möglich
Auch in Bremerhaven haben bereits indikationsbezogen vierte Impfungen stattgefunden, wie Magistratssprecher Volker Heigenmooser sagt. „Die neue Empfehlung der STIKO wird durch die beim Magistrat zuständigen Stellen ausgewertet werden und es wird dann sehr zügig ein Angebot erfolgen, auch in den Pflegeeinrichtungen.“ Der Senat kündigt schon an, dass im Land Bremen ab sofort eine vierte Impfung möglich sei.