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Foto-Ausstellung

Von Abba bis Zappa: Hier gibt es Legenden der 70er und 80er zu sehen

Fotografin Gesine Unverzagt zeigt zahlreiche Werke aus ihrem großen Fundus. Alice Cooper legte sich für sie in die Badewanne. Foto: Gehm

Fotografin Gesine Unverzagt zeigt zahlreiche Werke aus ihrem großen Fundus. Alice Cooper legte sich für sie in die Badewanne. Foto: Gehm

In der Fabrik der Künste in Hamburg spricht die Ausstellung „Legends of Music of the 70‘s and 80‘s“ generationsübergreifend Menschen an, die Ikonen der Musik ebenso schätzen wie künstlerische Fotografie in Schwarz-Weiß und Farbe.

Von Dagmar Gehm Montag, 13.12.2021, 09:01 Uhr

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Musikjournalist Peter Urban, der die Ausstellung eröffnete: „Gesine entwickelte das Talent, bei ihrer Arbeit hinter den Glamour der Stars zu schauen. Sie lernte, sich vorzutasten, nicht plump und direkt, sondern einfühlsam und sensibel zu sein.“

Erstmalig zeigt die Fotografin Gesine Unverzagt, die damals noch Petter hieß, rund 70 Werke aus ihrem großen Fundus. Über 200 namhaften Bands und Musikern ist sie begegnet, daraus entstanden sind Porträts, Studioaufnahmen und Shootings. „Für die Ausstellung habe ich Bands und Musiker ausgewählt, die heute noch relevant sind. Wie Elton John, Rod Stewart, Bob Marley, Miles Davis, Lou Reed, James Brown, Gloria Gaynor, Marianne Faithful, Frank Zappa, Abba, Nina Hagen. Bis auf John Lennon habe ich auch alle Beatles fotografiert.“

Alice Cooper in der Badewanne

In Paris wurde die studierte Fotografin Assistentin des berühmten Mode- und People-Fotografen Frank Horvat. Den Einstieg in die Musikszene schaffte sie in Zürich über die Gruppe Can, deren Plattenfirma dringend Pressefotos benötigte. Bald gründete sie in Hamburg ihr eigenes Studio für People- und Modeproduktionen. In einer Zeit, als Fotografinnen in einer von Männern dominierten Branche noch selten waren, gaben sich Musikgrößen bei ihr die Klinke in die Hand.

Gesine Unverzagt: „Bei den Begegnungen habe ich meine Kamera erstmal versteckt, statt den Stars damit gleich vor der Nase herumzufuchteln.“ Selbst mit Sängern wie James Brown und Lou Reed, die als äußerst schwierig galten, kam sie prima klar: „Ich flachste mit ihnen. Das gefiel ihnen viel besser, als wenn man vor Ehrfurcht fast im Erdboden versank.“

So legte sich Alice Cooper für sie in die Badewanne, und die Pointer Sisters sangen im Fotostudio für sie a capella. Vernissage-Besucherin und Szenografin Beatrix von Pilgrim: „Gesine hat die Stars so toll eingefangen, dass man auf den Bildern die Musik mithört.“ Aus Berlin war Thomas Wohlfahrt, Haus der Poesie, angereist: „Forever young! Die Fotos sind ein Quellcode für alles, was danach kommt.“

Reisefotos statt Stars ablichten

Angebandelt hat die Fotografin mit keinem der Superstars: „Mir war es immer wichtig, Distanz zu wahren. Ich musste anders sein als die Groupies, von denen sie ständig umzingelt waren.“ Ein paarmal hat sie auch Abba vor die Linse bekommen: „Im Laufe der Zeit konnte ich beobachten, wie sie immer erschöpfter waren und entsprechend ungeduldig miteinander umgingen.“ Die Verbindung zwischen Band und Fotografin war besonders stark, da Gesine Unverzagt in Schweden aufwuchs und ihre Sprache spricht.

Später sattelte sie auf Reisejournalismus um. Das Fotografieren von Musikstars würde ihr jetzt keinen Spaß mehr machen: „Früher war die ganze Szene viel weniger kommerziell. Und wer würde mir heute noch ein privates a-capella-Ständchen bringen?“

Die Ausstellung findet bis zum 19. Dezember 2021 in der Fabrik der Künste statt, www.fabrikderkuenste.de.

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