Warnstreik am Flughafen Hamburg: Passagiere müssen am Mittwoch mit großem Andrang rechnen

Zahlreiche Reisende warten in langen Schlangen. Passagiere müssen heute mit Flugausfällen und Verzögerungen rechnen. Die Gewerkschaft Verdi hat Sicherheitskräfte in der Fluggastkontrolle in Hamburg zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Foto: Bodo Marks/dpa
Ohne Sicherheitskontrollen kommt kein Passagier ins Flugzeug. Verdi nutzt die Streikmacht der Kontrolleure und legt trotz Corona-Flaute in mehreren Wellen die Flughäfen lahm - auch in Hamburg. Das werden Passagiere auch am Tag danach noch spüren.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
(Letztes Update am 15. März 2022 um 16.14 Uhr: Informationen zu Auswirkungen des Warnstreiks hinzugefügt.)
Reisende am Hamburger Flughafen müssen sich am Mittwoch noch auf Nachwehen des ganztägigen Warnstreiks der Luftsicherheitskräfte einstellen. Nach dem kompletten Ausfall aller Abflüge am Dienstag werden die Flüge am Mittwoch stark ausgelastet sein, wie die Flughafengesellschaft am Dienstag mitteilte. "Hamburg Airport erwartet ein besonders hohes Passagieraufkommen und zeitweise starken Andrang an den Sicherheitskontrollen." Alle Fluggäste werden daher gebeten, frühzeitig anzureisen, mehr Zeit einzuplanen und das Gepäck auf ein Minimum zu reduzieren.
Im laufenden bundesweiten Tarifkonflikt der Sicherheitskräfte an Flughäfen hatte die Gewerkschaft Verdi am Dienstag Beschäftigte in der Fluggastkontrolle und in der Personal- und Warenkontrolle zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Eigentlich waren für diesen Tag 87 Abflüge vorgesehen, die aber allesamt abgesagt wurden. Um die ausgefallenen Flüge zu kompensieren, lägen bei den Fluggesellschaften bereits viele Umbuchungen für Mittwoch vor. "Mit jetzigem Stand sind morgen 102 Starts und 97 Landungen am Hamburg Airport geplant."
Mit dem kostenlosen TAGEBLATT-Web-Push-Service
immer auf dem Laufenden bleiben
In der Hoffnung, dass einzelne Flüge doch starten würden, hatten am Morgen viele Passagiere den fünftgrößten deutschen Flughafen angesteuert. Sie standen mit ihrem Reisegepäck in langen Schlangen im Terminal und beobachteten die Anzeigetafeln, auf denen annullierte Flüge angezeigt wurden. Am Nachmittag hieß es seitens des Flughafens: "Die Lage in den Terminals 1 und 2 sowie den Sicherheitskontrollen ist aktuell ruhig." Der Warnstreik der Gewerkschaft Verdi betraf in Hamburg nicht nur die Sicherheitskontrollen, die Passagiere vor dem Abflug durchlaufen müssen. Auch bei den flughafeninternen Personal- und Warenkontrollen waren die Beschäftigten aufgerufen, nicht zur Arbeit zu kommen. Von den geplanten 89 Landungen wurden zunächst 18 gestrichen.
In der Hansestadt ist noch bis zum Wochenende Ferienzeit. "Wir wissen, dass in Hamburg noch Ferien sind, und wir wünschen allen von Herzen einen schönen Urlaub", hatte Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper gesagt. Man sei aber wegen des Verhaltens der Arbeitgeber gezwungen, vor der Verhandlungsrunde am Mittwoch und Donnerstag Druck zu machen. Verdi und der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) verhandeln derzeit über einen neuen Tarifvertrag für bundesweit rund 25 000 Sicherheitskräfte. Drei Verhandlungsrunden waren ohne Ergebnis geblieben.
Was tun, wenn mein Flug gestrichen wurde? Habe ich Anspruch auf Entschädigung?
Welche Regeln gelten für Pauschalurlauber? Was Passagiere wissen müssen
Neben Hamburg waren am Dienstag auch die beiden größten deutschen Drehkreuze München und Frankfurt betroffen, außerdem Stuttgart und Karlsruhe/Baden-Baden. Bereits am Montag hatten Sicherheitskräfte nach Gewerkschaftsangaben an den Flughäfen Düsseldorf, Berlin, Bremen, Hannover, Leipzig/Halle, München und Köln/Bonn die Arbeit niedergelegt.
Verdi will einen Vertrag für zwölf Monate und darin die Stundenlöhne um mindestens einen Euro erhöhen. Die Gehälter der Gepäck- und Personalkontrolleure sollen das Niveau der Beschäftigten bei der Passagierkontrolle erreichen. Beschäftigte in der Flugzeugbewachung und der Bordkartenkontrolle sollen bundesweit einheitlich bezahlt werden.
Der BDLS kritisiert die Warnstreiks als unangemessen und wirft der Gewerkschaft eine "utopische Haltung" vor. Verdi habe Forderungen von bis zu 40 Prozent Erhöhung aufgestellt und verweigere sich den Verhandlungen. "So wie die immer wieder aufgegriffene Forderung von 1 Euro für eine Lohngruppe nicht den immensen Forderungskatalog von Verdi widerspiegelt, können unsere Angebote nicht auf die letzten angebotenen 4 bis 7 Prozent Erhöhung reduziert und abgetan werden", sagte BDLS-Verhandlungsführer Rainer Friebertshäuser. (dpa/lno)