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Werft unter Buxtehuder Führung

Werft unter Buxtehuder Führung

Maritime Wirtschaft an der Elbe: Werften und Segelmacher zwischen Süderelbe und Ostemündung – Tradition und InnovationDie „Walsrode“ hat ein Problem. Ein richtiges, denn das Schiff hat ein Leck. Zwar lässt sich das eindringende Wasser noch mit einer Pumpe zurück in die Elbe pumpen. Aber ewig kann das nicht so weitergehen. „Komm vorbei, wir ziehen euch vor“, sagt Simon Sommerfeld am Handy. Der Betriebsleiter der Jöhnk-Werft im Harburger Binnenhafen entscheidet, wer wann dran ist. Die Auftragslage ist gut. Unter anderem, weil die eigenen Schiffe des „Binnenschiffahrtskontor Sommerfeld“ aus Buxtehude zu den Kunden gehören.

Von Miriam Fehlbus Freitag, 31.05.2013, 15:00 Uhr

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Im Jahr 2006 habe sein Vater Rudolf Sommerfeld die Harburger Werft übernommen, erzählt Simon Sommerfeld. Heute wird auf dem Gelände geschweißt. Der Kran läuft mit einem schweren Metallstück von links nach rechts. Das maritime Herz schlägt. „Wir können hier fast alles reparieren“, sagt Sommerfeld. Es gibt sogar einen Hausbootbesitzer aus dem benachbarten Hafenbecken, der weiter in seinem schwimmenden Zuhause wohnt, wenn dieses mal im Dock liegt. Es gibt nur eine Grenze: Fürs Trockendock darf das Schiff maximal 90 Meter lang sein. Zwei Schwimm- und ein Trockendock stehen zur Verfügung.

Die „Walsrode“ nähert sich der Schleuse, die den Harburger Hafen von der Süderelbe abtrennt. Durch sie gibt es im Hafenbecken kein Niedrig- oder Hochwasser. Für den Hochwasserschutz müssen allerdings in nächster Zeit die Schleusentore in der Höhe angepasst werden. Deshalb wird es voraussichtlich im Herbst zu einer längeren Sperrzeit kommen. In dieser Zeit kann kein Schiff die Schleuse passieren. Für eine Werft ist das nicht gut. Durchschnittlich werden auf der Jöhnk-Werft 250 Projekte rund ums Jahr abgewickelt, sagt Simon Sommerfeld. Eine Saison gibt es nicht.

Die Jöhnk-Werft wurde 1933 gegründet. Sie setzte eine Tradition fort, die bereits 1884 als Dampf-Boot und Maschinen-Fabrik Holtz begann. Noch immer gibt es Boote aus dieser Zeit. Als das älteste noch betriebsfähige Dampfboot der Schweiz preisen die Besitzer die „St. Urs“ an. Sie lief 1889 in der Holtz-Werft in Hamburg-Harburg als 613. Schiff vom Stapel. Doch die Weltwirtschaftskrise von 1930 hinterließ auf der Holtz-Werft ihre Spuren. Sie musste schließen. Danach übernahmen zwei ehemalige Mitarbeiter und Schiffbauer den Betrieb. Sie gaben der Werft den neuen Namen Scheel & Jöhnk. 1957 waren 150 Arbeitskräfte dort beschäftigt. Vor sieben Jahren übernahm dann Reeder Sommerfeld die damals vor der Insolvenz stehende Werft.

Bevor die „Walsrode“ am Nachmittag ins Trockendock gehen kann, muss noch die Lühe den Weg freimachen. Die Lühe ist eines von rund 30 Schiffen des BKS Sommerfeld und gewöhnlich auf den Kanälen und Flüssen zwischen Hamburg, Magdeburg und Bramsche unterwegs. Die Buxtehuder Reederei hat mit dem Schwerpunkt Binnenschifffahrt eine kleine Sonderstellung unter den insgesamt 70 Reedereien, die an der Unterelbe zwischen Hamburg und Cuxhaven beheimatet sind. Davon haben rund 60 ihren Sitz im Kreis Stade und machen den Landkreis damit zu einer echten Hochburg für Transportunternehmen der Seeschifffahrt.

Simon Sommerfeld ist Betriebsleiter der Jöhnk-Werft in Harburg.

Simon Sommerfeld ist Betriebsleiter der Jöhnk-Werft in Harburg.

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