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Wie Landwirte EU-Gelder einsetzen

Auf dem Podium in der Seminarturnhalle (von links): CDU-Politiker Helmut Dammann-Tamke, BUND-Landesvorsitzender Heiner Baumgarten, Moderator Ralf Poppe, Junglandwirt Claus Schmoldt und Grünen-Politikerin Miriam Staudte. Foto von Allwörden

Auf dem Podium in der Seminarturnhalle (von links): CDU-Politiker Helmut Dammann-Tamke, BUND-Landesvorsitzender Heiner Baumgarten, Moderator Ralf Poppe, Junglandwirt Claus Schmoldt und Grünen-Politikerin Miriam Staudte. Foto von Allwörden

Wie können die Strukturen in der Landwirtschaft gestützt werden, wie kann man Leistungen von Landwirten für Natur und Landschaft honorieren? Diese und viele andere Fragen wurden am Donnerstagabend auf dem Podium in der Stader Seminarturnhalle diskutiert.

Von Peter von Allwörden Sonntag, 07.04.2019, 18:56 Uhr

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Eingeladen hatten die Grünen zu dem Thema „Die EU und die Landwirtschaft“. Gekommen waren ganz viele Landwirte. Hinter all diesen Themen stand am Ende die Frage: Wie sollte das Geld der EU eingesetzt werden und was damit konkret gefördert werden?

Antworten darauf suchten auf dem Podium zum einem die Landespolitiker Helmut Dammann-Tamke, Landtagsabgeordneter aus Ohrensen und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, sowie die Grünen-Abgeordnete und agrarpolitische Sprecherin ihrer Fraktion, Miriam Staudte. Für die Position des Naturschutzes sprach der BUND-Landesvorsitzende Heiner Baumgarten und für die Landwirte der Vorsitzende der Arbeitsgruppe junger und interessierter Landwirte, Claus Schmoldt.

Wer eine scharfe Auseinandersetzung erwartet hatte, wurde enttäuscht, denn die Diskutanten, die unter der Moderation des Grünen Ralf Poppe miteinander die Themen angingen, pflegten nicht nur einen sachlichen und freundlichen Umgangsstil, sondern waren sich in vielen Fragen auch einig. Vom Wahlkampf für die anstehenden Europawahlen im Mai war wenig zu spüren. Und am Ende war für alle klar: Wenn Landwirte etwas für Umwelt- und Naturschutz tun sollen, müssen sie das auch honoriert bekommen.

BUND-Mann Heiner Baumgarten hob immer wieder auf die Artenvielfalt ab, die am Ende nur mit den Landwirten erreicht werden könne. Er sieht die „Landwirte als Partner des Naturschutzes“ und keinesfalls als Gegner. Dass hier eine ganze Menge durch die anstehende Digitalisierung in der Landwirtschaft erreicht werden könne, betonte CDU-Mann Dammann-Tamke. Moderne Technik erlaube die Reduzierung von Düngemitteln und Pflanzenschutz.

Einig waren sich alle Teilnehmer, dass es nach wie vor einen massiven Strukturwandel in der Landwirtschaft gebe. Die Großen wachsen, die Kleinen werden immer weniger. 2030 werde es nach Prognosen nur noch 6000 Landwirte in Niedersachsen geben, referierte Moderator Poppe. Es waren einmal 36 000. Die Landwirtschaft müsse in ihrer Vielfalt erhalten bleiben, forderte denn auch Junglandwirt Schmoldt.

Man müsse wegkommen vom zunehmenden Druck des Wachsens und der Quantität, sagte Heiner Baumgarten. Ohne Zweifel seien die Lebensmittel alle gesund und gut, aber die Produktionsbedingungen müssten überdacht werden. So gebe es in Niedersachsen mit einem Anteil von vier Prozent immer noch zu wenig ökologischen Landbau. Der müsse sich natürlich lohnen, fand denn auch die Grünen-Politikerin Miriam Staudte. Denn das große Problem der Landwirte sei es, dass sie nicht immer ein gutes Auskommen mit ihrer Arbeit hätten.

So setzt sich die Grüne auch dafür ein, dass künftig in der zurzeit in Brüssel in der Beratung befindlichen EU-Förderperiode 2021 bis 2027 die Direktzahlungen heruntergeschraubt werden. In der sogenannten 1. Säule der EU-Agrarförderung geht es um diese Direktzahlungen an die Landwirte, die sich unter anderem nach der Hofgröße richten. In der 2. Säule dagegen werden gezielte Maßnahmen wie etwa die Weidehaltung von Kühen gefördert. Und genau die Förderinstrumente müssten künftig gestärkt werden, so die Grüne weiter.

Da könne er mitgehen, meinte denn auch ihr CDU-Kollege Dammann-Tamke, aber er würde dabei einen anderen Weg gehen. Die Holländer machten es vor und schrieben bestimmte Leistungen aus. Landwirte aus einer Region könnten sich dann bewerben und, wenn sie gut lägen, den Zuschlag bekommen. Das berge die Gefahr weiterer Bürokratie, warnte dagegen der BUND-Landesvorsitzende Baumgarten. Und genau diese Bürokratie hatte Landwirt Schmoldt zuvor heftig kritisiert.

Nach einer angeregten Diskussion mit dem Publikum, das sich nach Befragen des Moderators zu Beginn der mehrstündigen Diskussionsrunde überwiegend aus Landwirten zusammensetzte, meinte am Ende der Nordkehdinger Landwirt Schmoldt: „Wichtig ist, dass wir alle mit unseren Argumenten nicht populistisch sind, sondern die komplexen Themen differenziert betrachten.“ In diesem Sinne war dieser Abend in der Seminarturnhalle sicher ein Schritt in die richtige Richtung.

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