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Wingster Zoo-Chefin reicht Kündigung ein

Biologin Nadja Niemann verlässt auf eigenen Wunsch den Zoo in der Wingst. Sie scheidet zum Jahresende als Zoo-Chefin aus.  Foto Kramp

Biologin Nadja Niemann verlässt auf eigenen Wunsch den Zoo in der Wingst. Sie scheidet zum Jahresende als Zoo-Chefin aus. Foto Kramp

Zoo-Chefin Nadja Niemann hat gekündigt. Keinesfalls weil ihr der kleine kommunale Zoo mit seinen etwa 400 Tieren in 67 Arten oder die Tätigkeit nicht mehr gefallen. Was sie zu diesem Schritt bewogen hat?

Montag, 04.07.2016, 15:35 Uhr

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Deutlich, ausdrücklich und unmissverständlich benennt die 39-Jährige ihre Gründe: „Anfeindungen, Verleumdungen, Beschimpfungen vonseiten der SPD.“

Die hätten sich zum Hemmschuh entwickelt. Unter solchen Bedingungen wolle und könne sie nicht mehr weiterarbeiten. Bei einer derartigen Atmosphäre sei gar keine Weiterentwicklung mehr möglich, sagt die zum Ende des Jahres aus der Funktion scheidende Zoo-Chefin.

„Das ist völliger Unfug“, entfährt es dem Bürgermeister Michael Schlobohm (SPD) bei Konfrontation mit den gravierenden Vorwürfen. Dass die Chemie zwischen Bürgermeister und Zooleitung nicht stimmt, ist allseits bekannt. Schlobohm verweist allerdings auf einen bewusst rein sachlichen Umgang ohne jegliche Anfeindungen allerdings mit Klartext: „Schließlich geht es hier um die Gemeinde Wingst und nicht um persönliche Belange.“

Hingegen mit größtem Bedauern nimmt Patrick Pawlowski die Kündigung der von ihm fachlich und menschlich sehr geschätzten Biologin zur Kenntnis. Der stellvertretende Wingster Bürgermeister (CDU) steht als Aufsichtsratsvorsitzender an der Spitze der Wingster Tourismusgesellschaft. Dieses gemeindliche Konstrukt trägt die Verantwortung für Zoo und Spielpark. Pawlowski lobt, dass es trotz Sparzwängen sichtbar positiv vorangegangen sei. Nadja Niemann nickt kräftig, sodass ihr Zopf in Bewegung gerät: „Ohne Geld für große Investitionen haben wir uns hier weiterentwickelt. Das ist das Verdienst vom gesamten Team. Ohne meine fleißigen, kompetenten Mitarbeiter, die viel in Eigenleistung geschaffen haben, wäre hier nichts passiert.“ Neben der Leiterin sind dort 14 Menschen beschäftigt, darunter sechs Tierpflegergesellen sowie drei Auszubildende.

Vorher arbeitete Niemann im Kölner und im Dortmunder Zoo. Sie trat vor dreieinhalb Jahren die Stelle in der Wingst an, als ihr Vorgänger Rüdiger Wandrey in Rente ging. Sie überzeugte damals den Aufsichtsrat mehrheitlich, wobei sie Bürgermeister Schlobohm von Beginn an nicht auf ihrer Seite hatte. Ihr Vertrag endet im Dezember 2016, sodass mit dem Abschied durch angesammelten Urlaub und Überstunden entsprechend früher zu rechnen ist. In Kürze auf der Aufsichtsratssitzung wird es um die Nachfolgersuche gehen und auch um Strukturen, ob Zoo und Spielpark künftig organisatorisch voneinander getrennt werden.

Nadja Niemann sichert zu, ihren Nachfolger einzuarbeiten. Gesucht wird ein Biologe oder Veterinär mit diversen Zusatzqualifikationen. Und welche Pläne hegt sie nach Verlassen des kleinen Zoos? Es wird ein Aufbruch zu unbekannten Ufern: „Einfach erst mal raus aus der Wingst und weg“, sagt die Kölnerin.

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