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Zukunft der Grundschule in Jork gestalten

Sie wollen die Zukunft der Grundschule „Am Westerminnerweg“ in Jork gestalten : Bürgermeister Gerd Hubert (BVJ), Schulausschussvorsitzende Silja Köpcke (CDU), Schulentwicklungsberater Stefan Niemann vom Büro SICHT.weise und Schulleiter Hein

Sie wollen die Zukunft der Grundschule „Am Westerminnerweg“ in Jork gestalten : Bürgermeister Gerd Hubert (BVJ), Schulausschussvorsitzende Silja Köpcke (CDU), Schulentwicklungsberater Stefan Niemann vom Büro SICHT.weise und Schulleiter Hein

Wer die moderne Grundschule der Zukunft in Jork will, muss zum Vorschlaghammer greifen. Im Sommer 2019 wird sich die Politik entscheiden müssen, ob ein Neu- oder ein Umbau notwendig ist. Jork hat einen Schulentwicklungsberater an Bord geholt.

Von Björn Vasel Donnerstag, 30.08.2018, 18:54 Uhr

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Als die Grundschule „Am Westerminnerweg“ im Jahr 1951 in Jork errichtet wurde, war der Frontalunterricht noch das Nonplusultra. Die Flurschule war topmodern. Doch selbstständiges Lernen, Fördern und Fordern („Differenzierung“), Inklusion und Ganztag passen nicht mehr in den Grundriss der Vergangenheit: Klassenzimmer, WC, Lehrerzimmer und Flur.

Die Politiker haben sich mit dem Schulentwicklungsberater Stefan Niemann vom Büro SICHT.weise einen Fachmann an Bord geholt. Dieser hat am Mittwochabend im Schulausschuss Jork skizziert, welche Anforderungen moderne Pädagogik heute an Architektur stellt: Die Lernlandschaften oder die Cluster aus Klassenzimmern, Gruppenräumen und gemeinsamen Arbeitsbereichen, das sind die neuen Raumtypen. Gleichzeitigkeit in der Unterschiedlichkeit (Differenzierung), Projektarbeit und selbstständiges Lernen sind heute schwer möglich. Denn die zu schmalen Flure und die Treppenhäuser sind Fluchtwege. Schüler dürften hier eigentlich nicht mehr lernen.

Blick auf das Hauptgebäude der 1951 erbauten Grundschule am Westerminnerweg.   Foto Vasel

Der Jorker Schulleiter Heinrich Lücken beklagt bereits seit Jahren den Mangel an Räumen für die Differenzierung und Inklusion. Die fast durchgehend vierzügige Schule ist bis unter die Decke belegt. Schulentwicklungsberater Stefan Niemann, selbst einst Schulleiter, teilt Lückens Analyse. Niemann hatte sich bereits ein erstes Bild verschafft. Niemann: „Wir treffen in Jork auf einen Baukörper, der moderne Schule nicht mehr kann.“ Von Außen habe die Grundschule gleichwohl Charme. Ob die Grundschule erweitert oder umgebaut werden müsste oder kann oder ein Neubau (auch an einem anderen Standort) notwendig ist, soll jetzt der zehnstufige, etwa neunmonatige ergebnisoffene Planungsprozess zeigen; Jork wird dem Berater dafür einen Architekten, unterstützt von der Schul- und Bauverwaltung, zur Seite stellen.

Die Devise lautet: „Die Form folgt der Funktion.“ Die Lehrer erarbeiten ein pädagogisches Konzept, auch Eltern, Schüler und Anwohner werden beteiligt, eine Lenkungsgruppe wird gebildet („Schulbau ist heute ein Teilhabe-Modell“). Das pädagogische Konzept und das Raumkonzept verschmelzen, der Raumbedarf wird ermittelt. Dann wird geschaut, wie/ob sich das alles umsetzen lässt – baulich und finanziell. Geprüft wird auch die Frage, ob die Außenstelle aufgegeben wird. Rund 350 Schüler besuchen die Grundschule „Am Westerminnerweg“ in Jork und die Außenstelle in Ladekop.

Er mahnte an, bei der Überplanung vorsorglich auch den Ganztag zu berücksichtigen. Dazu gehöre eine Mensa. Es sei nicht auszuschließen, dass das Land die Ganztagsschule auch an den Grundschulen flächendeckend einführt. Bei Raumkonzept und Bau müsse dieses berücksichtigt werden.

Im Sommer 2019 könnte laut Niemann bereits eine „grobe Kostenschätzung vorliegen. Umbau oder Erweiterung oder Neubau werden mit Zahlen unterlegt. Exkurs: Der Neubau einer vierzügigen Grundschule inklusive Sporthalle und Außensportanlage würde nach Schätzung von Schulbauexperten heute rund 15 Millionen Euro kosten.

Blick auf den Schulhof der Grundschule am Westerminnerweg in Jork.   Foto Vasel

Bei der Schulsporthalle steht die Politik im Wort, seit Jahren verspricht sie den Bau, sollten es die Finanzen hergeben. Die Kinder müssen heute die kleine Uralthalle in der Festhalle nutzen, für den Weg geht kostbare Unterrichtszeit verloren. Laut Niemann sehen die Schulbaurichtlinien heute keine Sporthalle vor, nur „Bewegungsräume“.

Im nicht öffentlichen Teil der Schulausschusssitzung hat die Politik am Mittwochabend in der Aula empfohlen, Niemann den Auftrag zu erteilen. Der Beschluss des nicht öffentlichen Verwaltungsausschusses ist in diesem Fall nur eine Formalie, fraktionsübergreifend besteht Einigkeit.

Schulleiter Lücken kämpft seit 2006 für mehr Platz und eine Schulsporthalle an seiner Schule. Er begrüßte den Auftrag an Niemann. Der Traum müsse in Erfüllung gehen – nicht nur aus pädagogischen Gründen. Denn die Kommune, so Ingrid Nilson (SPD), müsse schon seit Jahren viel Geld in die stark sanierungsbedürftige Schule stecken, 300 000 Euro kostet allein die laufende Brandschutzsanierung. Alfred Behnke (BVJ) betonte, dass die Politik „bereit sein muss, diesen Weg weiterzugehen. Es muss etwas passieren.“ Dem widersprach keiner im Rat. CDU, BVJ, SPD, Grüne und FDP sind sich einig. Schulausschussvorsitzende Silja Köpcke (CDU) sagte: „Es geht nicht mehr um das Ob, sondern um das Wann und Was.“

Vor 2020/23 wird die ganztägige, digitale und inklusive Grundschule der Zukunft in Jork nicht fertig – unabhängig von der Frage, Um- oder Neubau. Offen ist, ob sich Jork das leisten kann. Der Erste Gemeinderat Matthias Riel mahnte an, so zu planen, dass der Bau bei rückläufigen Schülerzahlen in vielleicht 20 oder 30 Jahren andere Nutzungen zulasse.

www.sichtweise-beratung.de

www.montag-stiftungen.de

Blick auf das Hauptgebäude der 1951 erbauten Grundschule am Westerminnerweg. Foto Vasel

Blick auf das Hauptgebäude der 1951 erbauten Grundschule am Westerminnerweg. Foto Vasel

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