Eine Macherin mit Hand und Herz
Die Buxtehuder Initiative „Hand und Herz“ macht ihrem Namen Ehre: Ihre Mitstreiter sind dafür bekannt, ihre Projekte und mit viel Engagement umzusetzen – ob im Seniorenheim oder in der Flüchtlingshilfe. Katharina Bodmann war fast von Anfang an dabei.
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Mit 80 Kindern Plätzchen zu backen, kann ganz schön anstrengend sein. Tags darauf mit den Plätzchen und einem Kinderchor fünf Altersheime abzuklappern und in jedem einzelnen gemeinsam mit den Bewohnern Adventslieder zu singen, sicher auch. „Aber auch total schön“, sagt Katharina Bodmann. Das Strahlen im Gesicht einer alten Dame auf der Demenzstation, die mitklatschte und mit ihrer Pflegerin dann sogar ein Tänzchen wagte, hat sie noch immer vor Augen: „In solchen Momenten sind Freude und Traurigkeit dicht beieinander.“
Beruflich hat Katharina Bodmann, Jahrgang 1983, als selbstständige Fotografin viel zu tun und ist oft unterwegs – wie die meisten bei „Hand und Herz“. Anders als viele annehmen, sei tatsächlich auch bei jüngeren Menschen das Interesse da, sich ehrenamtlich zu engagieren – nur wollen sie nicht mehr unbedingt mit den üblichen festen Strukturen und Regularien in einem klassischen Verein eingebunden sein, glaubt Katharina Bodmann. „Wir bei „Hand und Herz“ machen viele Absprachen über Whatsapp und vereinbaren Termine individuell, je nach Projekt und persönlichen Möglichkeiten“, sagt Bodmann. Dadurch könnten sie spontan und unbürokratisch handeln.
Dieses offene Prinzip gilt auch für die Themen, denen sich die Gruppe widmet. Die Palette ist groß und reicht vom Poetry-Slam zugunsten des Kinderhospizes bis zu einer großen Veranstaltung zum Umgang mit Hass und Rassismus mit der Autorin Mo Asumang, bei der die Gruppe mit Buxtehuder Schulen kooperierte.
„Wir sehen, was um uns herum passiert und fragen, was uns bewegt“, erklärt Bodmann. 2015, als die Gruppe von Jana und Ata Shakoor ins Leben gerufen wurde, war es die Flüchtlingshilfe, die im Vordergrund stand. Katharina Bodmann war einem Aufruf der Stadt gefolgt, die bei einer Veranstaltung allen, die helfen wollten, verschiedene Möglichkeiten des Engagements vorstellte. „Diese Gruppe sprach mich gleich an. Nicht nur, weil viele junge Leute dabei waren, es war der ganze Ansatz“, erinnert sich Bodmann.
Als Grundlage ihres Wirkens beschreibt „Hand und Herz“ den Austausch zwischen verschiedenen Kulturen in Respekt und gegenseitiger Toleranz. Sie wollen Armut, Rassismus, Fremdenhass und Ungleichheit reduzieren, um auch den Schwächsten der Gesellschaft ein Leben in Würde zu ermöglichen. Ein Thema, das Katharina Bodmann zurzeit bewegt, ist Obdachlosigkeit. Ihr Blick darauf habe sich durch Dominik Bloh verändert. Er hat selbst früher auf der Straße gelebt, darüber das Buch „Palmen aus Stahl“ geschrieben und war bei einer Lesung im Deck 2 in Buxtehude zu Gast.
„Ein oder zwei Euro zu geben, tut mir nicht weh und gibt jemandem, der auf der Straße lebt, die Möglichkeit, sich einen Cheeseburger zu kaufen“, sagt Bodmann. Dabei gehe es auch um Würde; wenn sie Zeit hat, geht Bodmann mit in den Imbiss und lädt ein. Eine Gruppe von „Hand und Herz“ war kürzlich beim Dock 2019 in Hamburg, wo die Karin-und-Walter-Blüchert-Stiftung Obdachlose zu einem „Tag ohne Sorgen“ einlädt – mit Friseuren, Ärzten und einer Kleiderkammer. Sie haben an der Garderobe und bei der Essensausgabe geholfen.
Wie sie das mit ihrem vollen Terminkalender vereinbart? „Nicht viel drüber nachdenken. Einfach machen.“
Das TAGEBLATT öffnet in der Adventszeit jeden Tag ein Türchen. Hinter diesem Türchen verbirgt sich ein ehrenamtlich engagierter Mensch.
Gestern: die Kirchturmführerin
Heute: mit Hand und Herz
Morgen: der Kleinkunst-Igel (auf tageblatt.de)