Die S-Bahn und ihr Ringen um Pünktlichkeit
Hamburgs S-Bahn kämpft weiterhin gegen die eigene Unpünktlichkeit – allerdings mit nachlassendem Erfolg. 2018 bewegten sich lediglich 94,3 Prozent der S-Bahnen in Hamburg und im Umland im vereinbarten Zeitkorridor.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Laut Definition gilt ein Zug erst dann als verspätet, wenn er mehr als 2:59 Minuten hinter dem Fahrplan liegt. Die S-Bahn verfehlte damit die mit der Stadt vertraglich vereinbarte Pünktlichkeitsquote von 94,7 Prozent, die sie 2017 noch exakt erfüllt hatte. Die Zahlen stammen aus der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage, mit der CDU-Verkehrsexperte Dennis Thering die Zuverlässigkeit von S-Bahnen, U-Bahnen und AKN abgefragt hat. Nach den Angaben verschlechterte sich die S-Bahn-Bilanz im Januar 2019 nochmals deutlich, als nur 90,5 Prozent der Züge das Limit einhielten.
Obendrein ist laut Senatsantwort die Anzahl der ausgefallenen S-Bahnfahrten im Netz des HVV weiter angestiegen. 2018 seien „störungsbedingt“ 1,4 Prozent der Züge überhaupt nicht gefahren. Damit setzt sich der Trend der vorigen Jahre fort. 2002 hatte die Ausfallquote bei 0,4 Prozent gelegen, 2017 bei 1,2 Prozent. Thering sieht Rot-Grün in der Verantwortung. „Die Bahnen und Busse sind das Rückgrat der Mobilität in unserer Stadt. Deshalb muss der Senat alles Erdenkliche dafür tun, dass die Störungen, Verspätungen und Ausfälle auf ein Minimum reduziert werden.“ Nur so könnten mehr Menschen zum Umstieg auf den ÖPNV bewegt und Staus auf den Straßen reduziert werden.
Die Verkehrsbehörde begründet die zunehmenden Verspätungen und Ausfälle mit einer größeren Inanspruchnahme des S-Bahnnetzes. So sei die Zahl der Fahrgäste allein seit 2017 von 700.000 auf 750.000 pro Tag angestiegen. Zugenommen hätten auch äußere Störfaktoren wie Extremwetter sowie Polizei- und Rettungseinsätze. Zudem gehört laut einer Behördensprecherin seit Dezember 2018 die S 3 auf der Strecke nach Stade neu zum Verkehrsvertrag und damit zur Hamburger Pünktlichkeitsstatistik. Weil dort parallel viele Güter- und Personenzüge rollen, komme es häufiger zu Störungen als auf anderen Linien.
Das sei auch der Grund, warum Stadt und S-Bahn das vereinbarte Pünktlichkeitsziel fürs Gesamtnetz von 94,7 auf 94,0 Prozent abgesenkt hätten. Die Behörde wies Therings Vorwurf zurück, den Qualitätsanspruch „klammheimlich“ verändert zu haben. Der neue Wert sei bekanntermaßen Bestandteil des Verkehrsvertrages, dem auch die CDU zugestimmt habe. Deutlich besser schneiden Hamburgs U-Bahnen ab, die 2018 zu 97,6 Prozent pünktlich waren und das festgelegte Ziel von 96 Prozent erfüllten.
Allerdings gibt es auch im U-Bahn-Netz immer längere Störzeiten. HVV-Musterknabe im Pünktlichkeitsvergleich war die AKN-Linie 1. Sie lag in den ersten drei Quartalen 2018 zu rund 98 Prozent im Zeitplan.