Dritter tödlicher Wolfsangriff im Landkreis Stade
Zum dritten Mal hat ein Wolf Schafe im Landkreis Stade getötet und verletzt. Das bestätigten jetzt die Behörden. Betroffen ist der gleiche Deichschäfer, bei dem bereits im Januar 2017 acht Schafe von einem Wolf getötet worden waren.
Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und Wolfsberater Uwe Seggermann haben TAGEBLATT-Informationen bestätigt, dass am 23. Februar in Oederquart ein Schaf durch einen Wolf getötet und drei weitere Tiere verletzt worden sind.
Betroffen ist der gleiche Deichschäfer, bei dem bereits im Januar 2017 acht Schafe von einem Wolf getötet worden waren. Das war der erste Fall, in dem ein DNA-Test für den Landkreis Stade sicher belegen konnte, dass ein Wolf ein Nutztier getötet hat. Für den Landwirt ist die Bestätigung wichtig, weil er dann eine Entschädigung bekommen kann. Nicht geklärt werden konnte, ob es in beiden Fällen der gleiche Wolf war. Es gibt im Nachbarkreis Cuxhaven im Raum Lamstedt ein Wolfsrudel. Beim zweiten Fall konnte laut NLWKN kein Individuum ermittelt werden.
„Dass wir nur drei nachgewiesene Fälle haben, bedeutet aber nicht, dass es keine weiteren Fälle gibt“, sagt Wolfsberater Uwe Seggermann. Es gebe auch immer wieder Fälle, in denen vieles für einen Wolf als Täter spreche, aber keine verwertbare DNA-Probe zu entnehmen sei, so Seggermann. Aus seiner Erfahrung heraus wurde der angekündigte Wechsel in der Strategie mit dem Wolf durch die neue rot-schwarze Landesregierung und den neuen Umweltminister Olaf Lies in der Praxis noch nicht umgesetzt, so Seggermann mit einem Hinweis auf die dreimonatige Bearbeitungszeit für den neuen Fall in Oederquart.
„Das ist keine außergewöhnlich lange Bearbeitungszeit“, sagt Bettina Dörr. Die Pressesprecherin des NLWKN ist dem Wolfsbüro in Hannover angegliedert. Die Bearbeitungszeit hänge von unterschiedlichen Faktoren ab. Im aktuellen Fall hätten zum Beispiel einige formale Voraussetzungen gefehlt, um den Bescheid früher rauszuschicken. Im Wolfsbüro gibt es zehn Mitarbeiter. Um die Einstufung Wolfstierriss kümmern sich Tierärzte, die 2,4 Stellen im Wolfsbüro haben.
Dass der Wolf im Landkreis Stade inzwischen Dauergast ist, ist seit März 2017 nachgewiesen. Es gibt mehrere Fotos und Videos, die zweifelsfrei einen Wolf in der Region zeigen. Es gibt auch viele glaubwürdige Sichtungen im ganzen Bereich. Ein Rudel gibt es nach Ansicht der Experten aber noch nicht. Von den Voraussetzungen her wäre das auf der Stader Geest oder in Kehdingen allerdings durchaus möglich. Bisher gab es neben den beiden bestätigten Wolfsattacken in Oederquart einen amtlichen Fall in Frankenmoor in der Gemeinde Bargstedt. Dort wurden zwei Heidschnucken getötet.
Die Zahl der von Wölfen getöteten Nutztiere hat sich im Vergleich zum Vorjahr 2017 verdoppelt. Landesweit wurden 355 Weidetiere gerissen, im Jahr zuvor waren es nur 178.
Die neuesten Zahlen aus der Wolfsbeobachtung besagen, dass es in Niedersachsen 14 Wolfsrudel, vier Wolfspaare und einen residenten Einzelwolf gibt. Dahinter dürfen rund 150 einzelne Tiere vermutet werden. Es gab in Niedersachsen 14 tote Wölfe im Jahr 2017. Zwölf Wölfe kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben, zwei wurden illegal erschossen. Insgesamt gab es seit 2003 nun 43 tote Wölfe in Niedersachsen, davon wurden sechs illegal getötet. Trotzdem gehen die Experten davon aus, dass sich die Zahl der Wölfe alle drei Jahre verdoppelt. Für die illegale Tötung eines Wolfs ist eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe vorgesehen.