Testpflicht an Schulen in Niedersachsen fällt ab Montag weg

Das Land Niedersachsen stellt für alle, die sich weiterhin vor dem Gang in die Schule oder die Kita testen möchten, drei Testkits pro Woche kostenlos zur Verfügung. Foto: Stratenschulte/dpa
Schüler in Niedersachsen dürften ab Montag aufatmen: Während für sie schon seit vergangener Woche keine Maskenpflicht mehr gilt, fällt ab kommender Woche auch die Corona-Testpflicht weg. Kritik kommt vom Lehrerverband.
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Von Lars Laue
An die Stelle der Test-Verpflichtung rückt dann das Prinzip der Freiwilligkeit: Das Land Niedersachsen stellt für alle, die sich weiterhin vor dem Gang in die Schule oder die Kita testen möchten, drei Testkits pro Woche kostenlos zur Verfügung.
Niedersachsen zählte sich bei den Corona-Regeln stets zum „Team Vorsicht“. Wie begründet das Land, dass die Testpflicht an Kitas und Schulen ab kommender Woche aufgehoben wird? Dazu heißt es aus dem Kultusministerium auf Anfrage unserer Zeitung: „Mit dieser Entscheidung setzt das Land den Bereich Kinderbetreuung und Schule gleich mit dem öffentlichen Leben in Niedersachsen – auch hier sind Schutzmaßnahmen wie 3G, 2G und/oder Testpflicht aufgehoben.“
Kultusminister: Kinder und Jungendliche entlasten
Und weiter: „Vor dem Hintergrund, dass Kinder und Jugendliche nach vorherrschender Wissenschaftsmeinung in der Regel deutlich weniger stark von Infektionen und Infektionsverläufen betroffen sind, wäre es schwer vermittelbar, gerade diese Gruppe stärker mit Schutzmaßnahmen zu belegen und einzuschränken als die Allgemeinheit.“
Dass mit der Rücknahme der meisten Corona-Vorgaben nach mehr als zwei Jahren Pandemie wieder etwas Normalität in nahezu alle Lebensbereiche einschließlich Schule und Kindertagesbetreuung einzieht, nennt Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) „gut und erfreulich“. Der Minister hebt hervor: „Insbesondere die Kinder und Jugendlichen haben mit erheblichen Einschränkungen wie Schulschließungen, Wechselunterricht, Masketragen und Testpflicht mehr dazu beigetragen als andere, das Virus zurückzudrängen und andere zu schützen, und damit auch oft mehr entbehren müssen als andere.“ Es sei daher folgerichtig, sie jetzt ebenso zu entlasten wie andere Gruppen der Bevölkerung.
Gleichwohl sei die Pandemie nicht zu Ende. „Die Infektionszahlen sind nach wie vor hoch, und ich habe vollstes Verständnis für jeden, der sich weiterhin schützen möchte. Wer also freiwillig in der Schule eine Maske tragen oder sich regelmäßig vorher testen möchte, kann dies selbstverständlich tun“, betonte Tonne.
Lehrerverband: „Flächendeckende Durchseuchung aller Schulen und Kitas programmiert“
Franz-Josef Meyer, Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung in Niedersachsen, kritisiert die Abschaffung von Masken- und Testpflicht in den Klassen: „Damit hat das Kultusministerium endgültig vor dem Coronavirus kapituliert und gibt dem Infektionsgeschehen freie Bahn. Die flächendeckende Durchseuchung aller Schulen und Kitas ist damit programmiert.“
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Die Aufnahme von aus der Ukraine geflüchteten Schülern verschärft die vorhandenen Probleme der Bildungseinrichtungen nach Angaben von Torsten Neumann, dem Vorsitzenden des Verbands Niedersächsischer Lehrkräfte, zusätzlich. Die Klassen würden noch voller und bestünden teilweise aus bis zu 36 Kindern. Auch wenn die Lehrkräfte sich große Mühe gäben, sei nicht genügend Personal vorhanden, um die Schüler aufzufangen.
7500 Schüler aus der Ukraine in Niedersachsen angemeldet
An den niedersächsischen Schulen sind bislang 7500 Schüler nach ihrer Flucht aus der Ukraine angemeldet worden. In Niedersachsen besuchen 1,1 Millionen Schüler 3000 Schulen. In niedersächsischen Kitas sind den Angaben zufolge 340 Kinder aus der Ukraine angemeldet. (ger)