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Gottesdienst

Kirche zu verkaufen: Christen entwidmen das Haus Gottes

Wilma Matthias, lange im Vorstand der Kapellengemeinde Dollern aktiv, und Pastorin Manuela Handelsmann am Altar (von links). Foto: Vasel

Wilma Matthias, lange im Vorstand der Kapellengemeinde Dollern aktiv, und Pastorin Manuela Handelsmann am Altar (von links). Foto: Vasel

Die Kapelle in Dollern wird am Sonnabend, 2. Oktober, 14 Uhr, mit einem Gottesdienst feierlich entwidmet. Die Kirchengemeinde will die Immobilie veräußern, ein Verkehrsgutachten ist in Arbeit, sagte Pastorin Manuela Handelsmann dem TAGEBLATT.

Dienstag, 28.09.2021, 08:02 Uhr

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Die Kapellengemeinde Dollern hatte sich wie berichtet Anfang 2021 aufgelöst. Die rund 1000 Gemeindemitglieder sind bereits in den Schoß der Mutterkirche in Horneburg zurückgekehrt. Dabei ist die Liebfrauenkirche erst seit 1903 die Kirche der Dollerner – durch die Umpfarrung. Schließlich gehörte das Dorf seit dem Mittelalter zum Kirchspiel Bargstedt. Eine kleine Kirche gab es aus diesem Grund über Jahrhunderte nicht. Die Kapelle in der Dorfstraße, untergebracht in der Alten Schule von 1902, wurde erst im Jahr 1961 eingerichtet. Der Regionalbischof Dr. Hans-Christian Brandy und der Superintendent Dr. Martin Krarup werden den Gottesdienst leiten. Die Kapellengemeinde in Dollern ist seit dem 1. Januar 2021 aufgelöst.

„Für die engagierten Gemeindemitglieder aus Dollern ist die Entwidmung ein trauriger Tag“, sagt Pastorin Manuela Handelsmann. Der Kapellenvorstand habe sich diesen Schritt reiflich überlegt. Schon einige Jahre habe die Frage im Raum gestanden, ob die Nutzung des Kirchraumes und des Gruppenraumes noch „die Kosten für die Gebäudeunterhaltung rechtfertigen“. In Zeiten der Pandemie wurde es still, Gottesdienste waren eineinhalb Jahre nicht möglich. Und schon vorher lastete die Arbeit auf den Schultern weniger Ehrenamtlicher.

Kreuz fährt auf Trecker nach Horneburg

Der Gottesdienst beginnt in Dollern. Im Verlauf werden das Kreuz und die Abendmahlgefäße feierlich aus der Kapelle getragen. Dazu zählt das Kruzifix – im Jahr 1962 von Rolan von Oertzen, dem Herrgottschnitzer von Stade, geschaffen. Die gottesdienstlichen Gegenstände werden mit Trecker und Anhänger nach Horneburg gebracht. „Bei gutem Wetter ist geplant, das Gespann per Fahrrad zu begleiten“, sagt die Pastorin. Bei Regen werden Fahrgemeinschaften gebildet. In Horneburg wird das Inventar aus Dollern ausgeladen – und der Gottesdienst im Freien fortgesetzt.

„Dieser Ablauf setzt ein Zeichen, dass das Gemeindeleben und der Gottesdienst an einem neuen Ort weitergeht.“ Der Kirchenvorstand Horneburg dankt allen Ehrenamtlichen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten für die Kapellengemeinde Dollern eingesetzt haben – unter anderem mit Open-Air-Gottesdiensten und Angeboten wie dem (vor Corona) beliebten Spielenachmittag sowie der Eltern-Kind- und der Handarbeitsgruppe und beispielsweise dem Posaunenchor. Diese Arbeit werde jetzt „auf andere Weise fortgesetzt. Vergeblich ist die Arbeit dennoch nicht gewesen“.

Erinnerungen teilen

Im Anschluss an den Gottesdienst in Horneburg gibt es Kaffee und Kuchen – verbunden mit der Gelegenheit, Erlebnisse rund um die Kapelle in Dollern zur Sprache zu bringen. Schöne Erinnerungen sollen am Sonnabend geteilt werden. Doch es soll auch Zeit geben, „miteinander zu trauern, dass ein Kapitel christliches Leben in Dollern zu Ende geht“, sagt Handelsmann und hofft: „Vielleicht werden im Gespräch neue Ideen geboren, welche Aktionen in Dollern stattfinden können.“

Stichwort Corona: Es gilt die 3-G-Regel in der kleinen Kapelle.

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