Miese Laune nach dem Mathe-Abi

Leonie von Schassen und Lars Peglau vom Stader Vincent-Lübeck-Gymnasium hatten Schwierigkeiten mit der Mathematik-Prüfung. Foto Scholz
Leonie von Schassen und Lars Peglau aus Stade fühlten sich auf die Abitur-Klausur in Mathematik gut vorbereitet. Doch die beiden gaben die Prüfung – wie viele Schüler in Niedersachsen – mit einem schlechten Gefühl ab.
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Nun hat das Kultusministerium erkannt, dass die Aufgaben zu schwer waren. Die Abiturienten hoffen auf ein gutes Ende.
In den vergangenen zwei Wochen konnte Leonie von Schassen (17) kaum schlafen. Die Abi-Klausur in Mathe ließ ihr keine Ruhe. Dabei hatte sich die Schülerin vom Stader Vincent-Lübeck-Gymnasium ausgiebig vorbereitet. Sie dachte, auch die diesjährige Klausur wäre machbar. Doch das Gefühl, mit dem sie nach fünf Stunden den Unterrichtsraum verließ, beschreibt sie als katastrophal. „Die Aufgaben waren viel zu schwer“, sagt sie.
Leonie von Schassen hofft auf mindestens fünf Punkte, also eine Vier, rechnet jetzt aber sogar mit weniger Punkten und dem Schlimmsten: einer Nachprüfung. Der Verband der Elternräte geht davon aus, dass das Ergebnis der Abiturnote im Durchschnitt mindestens drei Punkte unter der bisherigen Leistung liegt.
Noch stehen die Noten der Abiturklausuren nicht fest. Klar ist aber, dass, wie am Donnerstag berichtet, viele Abiturienten in Niedersachsen Probleme bei der schriftlichen Mathe-Klausur hatten – wegen zu schwieriger Prüfungsaufgaben. Das Kultusministerium hat aufgrund von Beschwerden angekündigt, die Bewertung der Leistung anpassen zu wollen. Wie genau, dazu gibt es noch keine Details.
Auch Lars Peglau (17), der im gleichen Leistungskurs wie Leonie von Schassen war, hatte ein schlechtes Gefühl. „Es war die schlechteste Mathe-Klausur, die ich jemals geschrieben habe“, ist sich Peglau schon jetzt sicher. Dabei zählt er sich zu den besten Schülern im Kurs. Diesmal aber hatte er an der Prüfung zu knabbern. Die sechs Aufgaben, von denen er und seine Mitschüler jeweils drei bearbeiten mussten, seien auf dem höchsten Anforderungsniveau gewesen. Dadurch habe es, so Peglau, kaum Möglichkeiten gegeben, auf eine andere Aufgabe auszuweichen. Das habe sich besonders bei der ersten Aufgabe gezeigt: Beinahe alle Schüler des Kurses sollen Aufgabe 1 a bearbeitet haben, weil 1 b zu kompliziert formuliert war und dabei Kenntnisse gefragt waren, die nicht im Unterricht behandelt wurden. Peglau zweifelt, dass es zur vollen Punktzahl reicht.
An den Schulen im Landkreis waren die schwierigen Aufgaben im Mathe-Abi zunächst nur intern Thema. „Einige Lehrkräfte haben beim Korrigieren festgestellt, dass die Schüler Schwierigkeiten hatten“, sagt der Leiter des Aue-Geest-Gymnasiums Harsefeld, Johann Book. Das bestätigt auch seine Stader Kollegin Jutta Neemann vom Vincent-Lübeck-Gymnasium. Am Buxtehuder Halepaghen-Gymnasium seien sie sich erst am Mittwoch durch eine Mitteilung des Kultusministeriums bewusst geworden, dass es sich um ein größeres Problem handele, sagt der stellvertretende Schulleiter Wolfgang Gutsfeld.
Nun warten die Lehrer auf einen neuen Bewertungsmaßstab. Denkbar, so Gutsfeld, sei es, die Gesamtpunktzahl herabzusetzen und dadurch für bessere Noten zu sorgen. „Es wäre nicht die beste Lösung, aber die, die am wenigsten Schaden verursacht.“ Auch Book plädiert dafür, eher die Punktezuteilung zu verändern, als die Klausur zu wiederholen.
Die Stader Abiturienten hoffen auf eine gerechte Lösung. Leonie von Schassen möchte die Schule mit einer Note im Zweierbereich beenden und ein Studium bei der Polizei beginnen, Lars Peglau strebt 1,0 und ein Medizin-Studium an. „Es wäre ärgerlich“, sagt er, „wenn wir das wegen der Mathe-Prüfung nicht schaffen.“