Beleidigende Geste vom HSV-Trainer? DFB hat über Strafe entschieden
Hamburgs Trainer Tim Walter will vor dem Derby gegen St. Pauli Gelassenheit ausstrahlen. Foto: Marius Becker/dpa
HSV-Trainer Tim Walter hat mit einer angedeuteten abfälligen Geste nach dem Zweitliga-Spiel bei Fortuna Düsseldorf für Diskussionen gesorgt. Droht ihm eine Strafe?
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HSV-Trainer Tim Walter muss nach seiner angedeuteten abfälligen Geste im Zweitliga-Spiel bei Fortuna Düsseldorf keine weiteren Konsequenzen fürchten. „Der Kontrollausschuss wird nach aktuellem Stand kein Ermittlungsverfahren gegen den Hamburger Trainer Tim Walter einleiten“, teilte der DFB am Montag auf Anfrage mit. Angesprochen darauf, was er zu der Bewegung sagen könne, hatte der 47 Jahre alte Coach des Hamburger SV der ARD-„Sportschau“ ausweichend geantwortet: „Überhaupt gar nichts. Die wissen schon, dass man andere Menschen auch gut behandeln sollte.“
Walter hatte sich nach dem 2:2 seiner Mannschaft in Düsseldorf am Freitagabend mit der linken Hand in die rechte Armbeuge geschlagen, die Bewegung abgebrochen und sich dann mit der rechten Hand über sein Haar gestrichen. Das Video zu dieser Szene wurde in sozialen Netzwerken häufig diskutiert.
HSV festigt Relegationsplatz
Die Frühjahrsdelle des Hamburger SV hat sich vorerst nicht zu einem Frühjahrstief entwickelt. Das Team von Trainer Tim Walter kam am Freitagabend zum Auftakt des 26. Spieltages zu einem 2:2 (1:2) bei Fortuna Düsseldorf - dank einer starken Leistung nach der Pause. Zwar blieben die Norddeutschen auch im dritten Spiel nacheinander ohne Sieg, festigten aber zumindest Relegationsplatz drei vor der Fortuna.
Dennoch war HSV-Torjäger Robert Glatzel alles andere als zufrieden. „Wir sind richtig gut in die Partie gestartet und gehen auch verdient in Führung. Dann haben wir es Düsseldorf bei den Gegentoren viel zu leicht gemacht“, sagte er. „Wir sind enttäuscht, weil wir unbedingt gewinnen wollten.“
Statt an Tabellenführer Darmstadt 98 dranzubleiben, der in Nürnberg 1:0 gewann, verharrt der HSV (50 Punkte) auf Platz drei - nun mit fünf Zählern Rückstand auf die Hessen (55). Mit den Heidenheimern (50) sind die Hamburger zumindest 24 Stunden lang punktgleich. Der Tabellenzweite spielt am Sonnabend (20.30 Uhr/Sky und Sport 1) beim 1. FC Kaiserslautern. Immerhin blieben die Düsseldorfer mit dem ehemaligen HSV-Trainer Daniel Thioune durch das Remis als Vierte sieben Punkte hinter den Hamburgern.
Benes trifft zur HSV-Führung
Für die Gäste hatte die Partie vor 52.200 Zuschauern gut begonnen. Nach fünf Minuten brachte Laszlo Benes sein Team in Führung. Er scheiterte erst mit einem an Glatzel verschuldeten Foulelfmeter an Fortuna-Keeper Florian Kastenmeier, traf dann aber im Nachschuss.
Nach seinem Tor lief Benes zur Bank und ließ sich von Trainer Walter das Trikot von Mario Vuskovic geben und hob es als Solidaritätsgruß hoch. Der 21 Jahre alte Verteidiger war am Donnerstag wegen Epo-Dopings vom Sportgericht des DFB für zwei Jahre gesperrt worden. Vuskovic bestreitet den Vorwurf.
Geschätzt etwa 17.000 HSV-Fans hatten ihre Mannschaft in die Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens begleitet. Die Spieler trugen anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Supporters Club Sondertrikots.
Der Trainer ließ mit einer Dreier- statt der gewohnten Viererkette agieren. Für den wegen der fünften Gelben Karte gesperrten Kapitän und Abwehrchef Sebastian Schonlau gab er dem zuletzt kritisierten Montero überraschend eine nächste Chance. Als Kreativkräfte brachte er die in der Rückrunde bislang für die Startelf unberücksichtigten Kittel und Benes.
Sonny Kittel bekam beim HSV mal wieder eine Chance in der Startelf. Foto: dpa
HSV in Schlussminuten in Unterzahl
Die Gastgeber zeigten sich vom Rückstand kaum beeindruckt und drehten durch die Tore von Dawid Kownacki (21. Minute) und Felix Klaus (28.) noch vor der Pause die Partie. In der hektischen zweiten Halbzeit wurde die Leistungssteigerung der Hamburger belohnt - wenn auch durch fremde Hilfe. Dem Düsseldorfer Christoph Klarer (75.) unterlief bei seinem Klärungsversuch gegen Sonny Kittel ein Eigentor. In der Schlussphase sah Hamburgs Javi Montero (89.) wie schon im letzten Auswärtsspiel beim Karlsruher SC erneut die Gelb-Rote Karte.
„Natürlich ist es schwer, hier drei Punkte mitzunehmen, wenn du 1:2 hinten liegst. Wir haben aber Moral bewiesen und noch den Zähler eingefahren“, sagte Defensiv-Mann Moritz Heyer. „Zum Sieg haben heute aber einige Prozentpunkte bei uns gefehlt.“
Die Hamburger spielten über weite Strecken recht gefällig. Auch nach dem Rückstand und in der zweiten Halbzeit suchten sie immer wieder spielerische Lösungen. Sie gerieten aber regelmäßig in Gefahr, wenn die Fortuna lange Bällen nach vorne spielte. Klare Chancen kamen für die Hamburger trotz aller Dominanz nach der Pause nicht heraus - bis zum Eigentor. Die Unterzahl nach Monteros Platzverweis überstanden die Hamburger dann mit etwas Glück unbeschadet.
Das wird teuer: Die HSV-Fans zünden Pyrotechnik. 17.000 Anhänger waren mitgereist. Foto: dpa
Darmstadt jubelt nach Eigentor
Ein Eigentor bescherte Darmstadt 98 den nächsten Schritt Richtung Aufstieg. Nürnbergs Kapitän Christopher Schindler verlängerte in der spielentscheidenden Szene eine Flanke von Darmstadts Matthias Bader bei einem missglückten Klärungsversuch mit dem linken Fuß ins eigene Tor.
Der Treffer in der 31. Minute hatte sich am Freitagabend zu diesem Zeitpunkt vor 26.545 Zuschauern im Max-Morlock-Stadion nicht abgezeichnet. Die Gastgeber waren gut im Spiel. Nach der Pause verwalteten die Gäste insgesamt souverän die knappe Führung gegen engagierte, aber im Angriff nicht zwingende Nürnberger.
Hürzeler und Paulis Aufstiegschance: „Will nicht darüber reden“
Schlägt also die große Chance des FC St. Pauli an diesem Wochenende? Trotz der Siegesserie verschwendet Trainer Fabian Hürzeler keinen Gedanken an einen Aufstieg. „Der Punktabstand zu den oberen Teams ist immens. Deshalb will ich gar nicht darüber reden“, sagte der 30-Jährige vor der Partie am Sonnabend (13 Uhr/Sky) gegen den Jahn Regensburg. Seine Aufgabe sei es, „den Prozess voranzuschreiben, die Entwicklung voranzuschreiben, weiter Inhalte zu vermitteln“. Wichtig sei es, sich auf das Sportliche zu konzentrieren. Dann könne man die ganze Mathematik in den Hintergrund rücken.
Nach acht Siegen in acht Rückrunden-Spielen sind die Hamburger unter ihrem neuen Trainer bis auf Rang fünf vorgekommen. Der Abstand auf den Aufstiegsrelegationsplatz drei mit dem HSV beträgt neun Zähler. In den verbleibenden Saisonspielen muss die Mannschaft aber noch beim Tabellenführer Darmstadt (6.5.), Verfolger Heidenheim (8.4) und beim HSV (21.4.) im Volkspark antreten.
„Ich warne, nicht zu viel vorauszudenken. Der nächste Schritt ist entscheidend. Und der nächste Schritt ist Regensburg“, betonte Hürzeler. Diese Aufgabe sei schwer genug. „Weil Regensburg die letzten Spiele sehr gut performed hat“, meinte der jüngste Trainer im deutschen Profi-Fußball. Die Regensburger stecken mitten im Abstiegskampf. Zwei Siege zuletzt bei Holstein Kiel und gegen den SC Paderborn verhinderten aber, dass sie auf dem letzten Tabellenplatz blieben. (dpa)
HSV-Trainer Tim Walter konnte mit der ersten Halbzeit nicht zufrieden sein. Foto: dpa