Saitenblicke im Museum Altes Land: Konzert von überzeugender Strahlkraft
Glücklicherweise keine Folge von Sparmaßnahmen, sondern eine gelungene Zugabe: Jasmyn Cordes-Blohm aus Hammah und der Buxtehuder Frank Ahrens spielen gemeinsam – auf einer Gitarre. Foto: Winter
Es gehört zu den Juwelen des Landkreises, das sich mittlerweile auch weit darüber hinaus einen Namen gemacht hat: Das Gitarrenduo Saitenblicke gastierte am Sonntag spätnachmittags im Rahmen der renommierten Konzertreihe Klassik auf dem Lande im Museum Altes Land in Westerjork.
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Saitenblicke zelebrierte ein Konzert von überzeugender Strahlkraft vor einem begeisterten Publikum. Das akustische Leuchten entstand vor allem durch die programmatische Vielfalt kombiniert mit einer mitunter nahezu unglaublichen Leichtigkeit in der Interpretation auch sehr komplexer harmonisch-rhythmischer Passagen in den Kompositionen von der Renaissance bis in die Moderne.
So rauschten Jasmyn Cordes-Blohm aus Hammah und der Buxtehuder Frank Ahrens mit hoher Virtuosität und spannungsvoller Gestaltung zum Beispiel durch den tongewaltig-opulenten „Jongo“ des Zeitgenossen Paulo Bellinati und machten dieses Werk auf der Grundlage eines gleichnamigen Rhythmus aus dem brasilianischen Candomblé zu einem wahren Highlight des Abends, an dem auch Telemann auf die Beatles traf oder Dowland auf Fernando Sor. Und wie schafft man es nun, so ein umfangreiches Programm auf die Bühne zu bringen und fesselnd zu gestalten?
„Üben, üben, üben...“, stimmt zwar, ist aber nur die halbe Wahrheit: Beide können auf eine fundierte Ausbildung zurückblicken: Jasmyn Cordes-Blohm studierte am Hamburger Konservatorium und Frank Ahrens an der Hochschule in Bremen, und beide sind auch begeisterte Pädagogen, die gern ihre Fähigkeiten weitergeben wollen, was nicht unbedingt selbstverständlich ist. Für sie schon. So haben sie die Liebe zur Musik und zum Instrument zu ihrem Beruf gemacht, indem sie in Stade an der Musikschule unterrichten und so ausschließlich von der Musik und für sie leben.
Ein wunderbares Leben, da sind sich beide sicher. Man muss viel Energie einsetzen, bekommt aber auch viel zurück, sei es in Form des begeisterten Applauses am Sonntag oder auch der seligen Kinderblicke in der Woche davor. Darunter geht es sowieso nicht, man könnte solche Konzerte nicht spielen.
Denn „die Gitarre wird in der Regel unterschätzt“, sagt Frank Ahrens, der in seinem Unterricht an der VHS direkt mitbekommt, wie viele Leute sie aufgrund ihrer ungebrochenen Popularität für ein leicht erlernbares Instrument halten. Das Gegenteil ist der Fall. Und so heißt es dann doch „üben, üben, üben“, und zwar immer – gerade wenn man Klassik oder Flamenco spielen will. Ja – und die Familie?
Die gibt es ja in der Regel auch noch, wenn man nicht den Weg des einsamen Einzelkünstlers gleich nach dem Studium gewählt hat- Jasmyn Cordes-Blohm: „Ich übe vor allem dann, wenn meine Kinder (fünf, neun und zwölf Jahre alt) im Bett sind, solange meine Lider noch oben bleiben.“ Das ist doch eine deutliche Ansage.
Wer Frank Ahrens in anderer Formation hören möchte: am Freitag, 22. November, um 19.30 Uhr im Bremer Gitarrentrio in der Buchhandlung „Schwarz auf weiß“ in Buxtehude.