Tipps vom Profi: Erwachsene und Kinder fahren Skateboard

Smila Koch (10) fährt die Rampe herunter. Die Hilfestellung von Volker Lux braucht sie an dieser Stelle gar nicht. Fotos: Battmer
Eine Skaterampe herunterzufahren – das trauen sich nur wenige ohne Übung. Volker Lux brachte den Kindern bei seinen Skateboard-Workshops in Jork die Grundlagen bei – am Ende rasten viele die Rampen herunter. Auch Eltern wagten sich aufs Board.
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Beim ersten Workshop des Tages gehört der Skatepark am Festplatz in Jork den Jüngsten. Viele der Sechs- und Siebenjährigen standen noch nie auf einem Skateboard. Volker Lux von der „Subvert Skate-School“ steht vor den Kindern und zeigt ihnen den korrekten Stand. „In erster Linie will ich einen guten Start vermitteln“, sagt Skate-Lehrer Volker Lux, von allen nur Lux genannt. Es gehe ihm vor allem um Sturzprävention. „Ohne Einweisung auf einem viel zu kleinen Board zu fahren, da ist der Sturz quasi vorprogrammiert.“ Lux will mit seinem Training erreichen, dass auch Anfänger sicher in Skateparks fahren können.
Dafür ist Balance gefragt, also geht es für alle Kinder erst einmal aufs Balance-Board: ein Brett, das auf einer Rolle balanciert wird. Die Übung ist zugleich auch Aufwärmprogramm. Dann sollen die Kleinen mit einer helfenden Hand die ersten Meter selber fahren. Immer wieder korrigiert Lux. Alle vier Workshops, die Lux an diesem Tag anbietet, laufen ähnlich ab – und die Lernkurve geht bei den Teilnehmern jeweils schnell aufwärts.
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Es dauert nicht lange, bis die Kinder ohne Führung von Lux über den Platz fahren. Einige probieren sich – erfolgreich – auf der kleinen Rampe aus, die von der Skateschule aufgebaut wurde. „Es sind alle immer wieder begeistert, wenn sie sehen, wie schnell sie Fortschritte machen“, sagt Lux. Smila Koch gehört zu den besonders begabten Fahrerinnen. „Ich fahr' zuhause auf unserem Hof“, sagt die zehnjährige Jorkerin, „aber eine Rampe bin ich noch nie gefahren.“ Nach einiger Zeit schafft Smila Koch es, ohne Hilfe von Volker Lux die kleine Rampe herunter zu rasen. Der Skate-Trainer schaut ihr applaudierend hinterher.
Volker Lux gibt seit 27 Jahren Skate-Kurse und ist seit zwei Jahren hauptberuflich Trainer. Der 49-Jährige steht seit 35 Jahren selber auf dem Board und feierte in seiner Karriere einige Erfolge. 2017 wurde er deutscher Vizemeister bei den Supermasters auf der Halfpipe. Dort führen Skater artistische Manöver durch. Er nimmt immer noch an nationalen und internationalen Wettkämpfen teil: „Ich werde sicherlich noch mit 80 Jahren skaten.“
Wer Volker Lux zuhört, der spürt seine Begeisterung für den Skate-Sport. Wenn es nach ihm geht, sollten in jedem größeren Teil einer Stadt Skatehallen stehen. „Das ist meine persönliche Mission: Irgendwo eine Skatehalle zu ermöglichen“, sagt Lux. Er sei sich sicher, dass eine anfängerfreundliche Halle binnen eines Jahres ausgelastet wäre. Aber auch sonst möchte er einfach nur Menschen dem Skate-Sport näherbringen. „Der Schlüssel ist es, möglichst viele Leute anfixen.“
Seit etwa fünf Jahren hat der Skateworkshop einen festen Platz im Ferienprogramm der Gemeinde Jork. Laut Jugendpfleger Gerd Hallekamp seien die Kurse immer ausgebucht. Auch dieses mal sind bei den drei Workshops je 15 Kinder da. Der vierte und letzte Kurs ist für Eltern und Erwachsene. Lux hat während der Kinderworkshops noch mal ordentlich die Werbetrommel gerührt, elf Erwachsene sind angemeldet.
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Auch bei den Eltern ist der Erfahrungsschatz unterschiedlich. Während die einen gekonnt schon ihre Bahnen ziehen, warten die anderen geduldig auf die Einweisungen vom Lux. So wie Nicole Woltmann, die ihre Erinnerungen aus den 80er Jahren auffrischen möchte. „Der Lux hat schon recht. Es ist ja sinnvoll, die Kinder begleiten zu können.“ Ein bisschen mulmiges Gefühl habe sie schon, nach so langer Zeit wieder aufs Skateboard zu steigen.
Mit ihrem Board aus den 80er-Jahren fahre heute ihre Tochter Leni gelegentlich. Die Fünfjährige zeigt ihrer Mutter, wie es richtig geht. Leni und ihre Zwillingsschwester haben an einem der vorherigen Kurse teilgenommen. „Familien sind meine Favoriten im Kurs“, sagt Volker Lux, „aber ich freue mich wirklich über jeden Erwachsenen – und Senior – der aufs Board steigt.“
Der Stand: Ein breitbeiniger Stand ist das Wichtigste, um Stürze zu vermeiden. Daher empfiehlt sich der Start auf einem längeren Board. Der vordere Fuß muss möglichst weit nach vorne, aber nicht vor die Vorderachse, sonst könnte das Board hinten abheben. Der Fuß muss in Fahrtrichtung stehen, denn nach dem Abstoßen folgt ein kurzer „einbeiniger“ Moment – und mit dem Vorderfuß in Längsrichtung kann man viel besser die Balance halten.
Lofahren: Bevor man sich abstößt, um Fahrt aufzunehmen, sollte man auf dem Vorderfuß balancieren und sich einprägen: das Gewicht gehört dort hin. Anfänger bleiben oft mit ihrem Gewicht hinter dem Fuß, so kommt man in Schräglage und das Board zischt weg. Direkt nach dem Abstoßen stellt man den Fuß sofort so breitbeinig wie möglich hinten aufs Board. Der Hinterfuß sollte immer quer zur Fahrtrichtung stehen.
Lenken: Man lenkt, in dem man die Kanten des Boards runter drückt. Darum dreht man den Vorderfuß quer, sobald beide Füße auf dem Board sind – so kann man viel effektiver lenken.
Bremsen: Es gibt verschiedene Arten des Bremsens, für Anfänger ist nur das Ablaufen nach vorne relevant. Dafür muss der Vorderfuß wieder in Längsrichtung gedreht werden, um so die Balance und Kontrolle übers Board zu behalten. Beim Ablaufen setzt man den hinteren Fuß nach vorne ab. So gelangt der Schwung in den stehenden Fuß. Wer Stürze vermeiden will, sollte das Bremsen noch vor dem Lospushen üben.
Schrägen hinabfahren: Es gibt einen Standard-Fehler, der fast jedem Debütanten unterläuft: Das obere Bein winkelt fast jeder Anfänger zu sehr an, sobald sich die Vorderachse die Schräge herunter neigt. Dies geschieht automatisch, es ist ein Reflex, aufrecht bleiben zu wollen. Man darf aber nicht hinten einzuknicken. Je breitbeiniger man steht, desto sicherer.