Zähl Pixel
Landfrauenfrühstück

Warum damals Noah und nicht Nora die Arche baute

Wirtschaftswissenschaftlerin und Unternehmensberaterin Janina Tiedemann (links). Foto: Helfferich

Wirtschaftswissenschaftlerin und Unternehmensberaterin Janina Tiedemann (links). Foto: Helfferich

Warum nicht Nora die Arche baute, sondern Noah – dieser Frage ging am Sonnabend Janina Tiedemann beim Landfrauenfrühstück des Kreislandfrauenverbandes in Hagenah nach. Es war ein Appell an die Frauen, sich mehr zuzutrauen.

Von Susanne Helfferich Samstag, 10.02.2018, 18:30 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Mit ihren 30 Jahren ist die Wirtschaftswissenschaftlerin und Unternehmensberaterin deutlich jünger als die meisten der 85 Landfrauen, die am Sonnabend ins Landhaus Hagenah kamen. Sie steht für eine junge selbstbewusste Generation, in der Frauen gut ausgebildet sind und in vielen Bereichen Männer längst ausstechen. Doch noch immer mangele es vielen Frauen am Glauben an die eigenen Fähigkeiten.

Wenn Gott Nora gefragt hätte, ob sie die Arche bauen möchte, hätte diese erst einmal hinterfragt, ob so eine Sintflut eine gute Idee sei; ob es klug sei, von jeder Art nur ein Paar mitzunehmen, und an die Gefahr der Inzucht erinnert; ob sie überhaupt alle an Bord bekomme; hätte sich überlegt, ob sie einer so großen Aufgabe gewachsen sei. So war es Noah, der den Auftrag erhielt. Der dachte nicht lange nach, der machte.

Die ehemalige Vorsitzende der Niedersächsischen Landjugend machte deutlich, dass Frauen sich zu wenig zutrauten, dass sie sich oft mit ihren Eigenansprüchen im Wege stünden und dass sie meist in ihrem Handeln und Tun an die Allgemeinheit dächten. „Wir wollen immer schon die Lösung haben, bevor wir einen Auftrag annehmen“, sagt sie. Der Mann tue das nicht. Und während die Frau noch darüber nachdenke, ob sie auch wirklich alle Punkte für eine Bewerbung erfüllt, habe der Mann sich den Job schon geangelt. Für den sei nämlich ausschlaggebend, was für ihn wichtig ist und nicht für das Drumherum. Wenn Männer die Hälfte der Anforderungen erfüllen, passe das für sie schon.

Frauen würden oft von sich denken, dass sie schlechter seien als die Männer, und dass sie deswegen neue Aufgaben gar nicht annähmen. „Aber wenn wir Dinge nicht probieren, können wir nicht gut werden“, sagt Tiedemann. Scheitern und Fehler machen sei nicht schlimm. „Wichtig ist, was wir daraus mitnehmen.“ Während die Frau für sich annehme, ihre Fähigkeiten stünden fest, gehe der Mann davon aus, dass er alles lernen können.

Der Unterschied sei, dass Männer sich auf ihre Stärken fokussierten, und Frauen immer irgendwo eine Schwäche bei sich suchten. Das Bittere: „In der Evolution hat sich immer der durchgesetzt, der auf seine Stärken gesetzt hat.“ Das müssten auch die Frauen lernen. „Wenn wir selbst nicht glauben, dass wir gut sind, helfen auch 1000 positive Feedbacks nicht.“

Die Frau müsse ihren Fähigkeiten Beachtung schenken, dann strahle sie auch Kompetenz aus. „Wenn wir es schaffen, unsere eigenen Leistungen anzuerkennen und nach außen auszustrahlen und die eigenen Ansprüche runterschrauben, dann werden wir auch die guten Jobs und die wichtigen Aufgaben bekommen“, ist sich Tiedemann sicher. Und so wäre es auch Nora ergangen, wenn sie an sich selbst geglaubt hätte. Dann hätte sie die Arche gebaut. Und vielleicht hätte sich die Menschheit dann anders entwickelt.
Oder wie die Kreisverbandsvorsitzende Dörthe Neumann abschließend sagte: „Wenn die Klügeren immer nachgeben, regieren am Ende die Dummen der Welt.“

Workshop

Der Niedersächsische Landfrauenverband lädt zu einem zweitägigen Workshop mit Janina Tiedemann ein. Unter dem Titel „Er-folg wird weiblich – Frauen stärken“ richtet er sich an Frauen, die eine berufliche oder verbandliche Führungsposition anstreben oder innehaben. Informationen zu Terminen und Kosten unter
www.t1p.de/nlv-bildung

 

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.