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Wahlkampf

Diese vier Kandidaten wollen Bürgermeister in Stade werden

Rathaus in Stade: Hinter den historischen Mauern wird über Gegenwart und Zukunft der Stadt entschieden. Auch im Corona- und Wahljahr 2021.

Rathaus in Stade: Hinter den historischen Mauern wird über Gegenwart und Zukunft der Stadt entschieden. Auch im Corona- und Wahljahr 2021.

Das Quartett ist komplett: Vier Kandidaten treten zur Bürgermeisterwahl in Stade an. Am 26. Mai dürfen die Stader wählen: Neben Silvia Nieber (SPD), Sönke Hartlef (CDU) und Richard Bodo Klaus (Piraten) gibt es auch einen Überraschungskandidaten.

Von Lars Strüning Mittwoch, 10.04.2019, 19:30 Uhr

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Bürgermeisterin Silvia Nieber (SPD) will im Amt bleiben. Konkurrent Nummer eins ist Sönke Hartlef von der CDU. Richard Bodo Klaus von den Piraten und Überraschungskandidat Frank Rutkowski von „Die Partei“ komplettieren den Wahlzettel. Das Rennen gilt als offen.

Am Dienstagabend hat der Wahlausschuss der Stadt Stade getagt und offiziell vier Wahlvorschläge zugelassen. Kurze Zeit später stellten sich die vier Kandidaten vor 60 Zuhörern im Güldenstern-Casino auf der Camper Höhe den Fragen der Grünen, die selbst keinen Bewerber ins Rennen schicken.

In der politischen Szene wird momentan kritisch beäugt, wie sich die Kandidaten Nieber und Hartlef geben. Zu erwarten ist, dass nur diese beiden ernsthafte Chancen haben, die absolute Mehrheit der Stimmen zu ergattern. Sie sind auch die beiden, deren Wahlkampfteams großflächig Plakate im Stadtgebiet aufgehängt haben. Nieber setzt dabei auf ihre Kompetenz als langjährige Verwaltungschefin und oberste Repräsentantin in Stade und zuvor in Bad Münder.

Hartlef hält dagegen: „Stade kann mehr“, heißt sein Slogan. Hartlef, der in den Wahlunterlagen offiziell als kaufmännischer Angestellter geführt wird, verweist auf seine Rolle als Bützflether Ortsbürgermeister und die repräsentative Stellvertreter-Rolle für Bürgermeisterin Nieber, beides Ehrenämter. Gerne betont er, dass er bei der Kommunalwahl 2016 die meisten Stimmen aller Kandidaten bekommen hat.

Sönke Hartlef kommt in Gesprächen gut an, er ist nicht der Mann der großen Worte oder des großen Auftritts. Zurzeit ist er täglich unterwegs, besucht Termine, Vereine oder potenzielle Wähler in ihren Wohnungen. „Sönke läuft sich die Hacken ab“, heißt es aus seinem Umfeld. Was vielen – darunter auch CDU-nahen Kräften – fehlt, ist die politische Kontur. Wofür steht er, was unterscheidet ihn von Nieber? In der Tat ließen sich während der Diskussion mit den Grünen schwer inhaltliche Unterschiede feststellen zur Amtsinhaberin.

Hartlef und der CDU könnte dabei der Stader Politikstil auf die Füße fallen, der nach Konsens statt nach Konfrontation strebt. Die großen Entscheidungen werden häufig gemeinsam gefällt. Noch wird nicht klar, was sich ändern könnte, wenn es zu einem Wechsel im Rathaus kommt.

Silvia Nieber kann sich deswegen aber nicht entspannt zurücklehnen. Sie hat sich nicht überall Freunde gemacht in den vergangenen Jahren, was für eine Bürgermeisterin wohl auch kaum möglich ist. Die lang anhaltende Diskussion über die Straßenausbau-Beitragssatzung (Strabs) habe ihr vermutlich geschadet. Hartlef hatte sich früh als Gegner positioniert. Vereine und Verbände hätten sie gern häufiger auf ihren Veranstaltungen gesehen. Diesem Manko, wenn es denn überhaupt besteht, versucht sie, seit etwa einem Jahr durch häufige Präsenz zu begegnen.

Nieber ordne dem Wahlkampf alles unter, muss sie sich jetzt als Vorwurf hinter vorgehaltener Hand gefallen lassen. Geschickt nutzt sie ihre repräsentativen Termine, um auf sich aufmerksam zu machen. Die Grenzen zwischen Dienst und Wahlkampf verschwimmen dabei manchmal.

Deutlich wurden die typbedingten Unterschiede beider Favoriten am Dienstagabend: Während Nieber zu jedem Thema etwas zu sagen hatte und sagen wollte, gab sich Hartlef zurückhaltend, antwortete, wenn er gefragt wurde und hielt sich kurz, was nicht Niebers Stärke ist.

Ob die Parteizugehörigkeit eine Rolle spielt bei einer Personenwahl in einer Kleinstadt, ist fraglich. Wenn es so ist, spräche Genosse Trend eher gegen die SPD-Frau Silvia Nieber. Vielleicht entscheidet am Ende die Sympathie.

Die inhaltliche Nähe der Kandidaten der großen Parteien ist eine Chance für die Außenseiter wie Richard Bodo Klaus. Er sitzt für die Piraten im Kreistag und hatte seine Kandidatur früh bekanntgegeben. Klaus ist selbstständiger IT-Unternehmer und kann auf die Protestwähler setzen, zum Beispiel aus dem Umfeld der Strabs-Gegner oder von Pro Camper Höhe. Beobachter trauen ihm einen Achtungserfolg zu. Der könnte dazu führen, dass es eine Stichwahl geben wird zwischen den beiden Bewerbern, die am besten abgeschnitten haben, vermutlich zwischen Nieber und Hartlef. Diese Wahl fände am 16. Juni statt.

Der Vierte im Bunde, Frank Rutkowski, ist der große Unbekannte. Er ist politisch ein unbeschriebenes Blatt. „Die Partei“ ist angetreten, sich selbst und die Politik auf die Schippe zu nehmen, das aber ganz ernsthaft. So blieb die Richtung von Rutkowskis inhaltlichen Auslassungen am Dienstag bei den Grünen nebulös. Manches klang ganz spaßig, anderes ernst gemeint. Voraussichtlich wird er bei der Wahl keine Rolle spielen. Am 26. Mai wissen alle mehr.

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