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Das ist Oliver Grundmanns Auftrag für Kattowitz

Bei der Übergabe der Unterschriftenlisten im Buxtehuder Weltladen (von links): Doris de Boer, Burkhard Herbers, Dagmar Solterbeck, Oliver Grundmann, Annette Lüders, Ursel Kammann, Annemarie Lencer und Jutta Jordan. Foto: Richter

Bei der Übergabe der Unterschriftenlisten im Buxtehuder Weltladen (von links): Doris de Boer, Burkhard Herbers, Dagmar Solterbeck, Oliver Grundmann, Annette Lüders, Ursel Kammann, Annemarie Lencer und Jutta Jordan. Foto: Richter

Profit darf nicht auf Kosten der Menschenrechte und des Planeten gehen, findet das Team des Buxtehuder Weltladens. Es fordert die deutsche Regierung auf, in diesem Sinne zu handeln und hat dazu eine Unterschriftenliste an den Bundestagsabgeordneten Oliver Grundmann übergeben.

Von Anping Richter Dienstag, 04.12.2018, 19:27 Uhr

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Profit darf nicht auf Kosten der Menschenrechte und nicht auf Kosten des Planeten gehen, findet das Team des Buxtehuder Weltladens. Es fordert die deutsche Regierung auf, in diesem Sinne zu handeln und hat dazu eine Unterschriftenliste an den Bundestagsabgeordneten Oliver Grundmann übergeben.

Zum Besuch des Bundestagsabgeordneten ist der Laden ungewöhnlich gut besetzt: Sieben Mitarbeiter sind gekommen, um ihm persönlich eine Liste mit 73 gesammelten Unterschriften zu übergeben. Sie fordern, dass die Bundesrepublik Deutschland die hier ansässigen Unternehmen gesetzlich dazu verpflichtet, entlang ihrer gesamten Lieferkette Menschenrechte und Umweltstandards einzuhalten.

Billig einkaufen auf Kosten anderer Menschen, egal wo auf der Welt – das wollen die Buxtehuder nicht, die den Appell des Forums Fairer Handel und des Weltladen-Dachverbands unterzeichnet haben. „Ich trage die Liste an meinem Herzen und nehme sie mit zur Weltklimakonferenz“, verspricht Oliver Grundmann. Ab 12. Dezember will er in Kattowitz drei Tage lang vor Ort sein und verspricht, die Forderungen aus seinem Wahlkreis sowohl bei SPD-Bundesumweltministerin Svenja Schulze als auch bei CSU-Entwicklungsminister Gerd Müller anzusprechen.

Grundmann sagt aber auch offen, dass er es für die bessere Lösung hält, „durch die richtigen Impulse das Bewusstsein der Menschen zu ändern“. Der Wandel solle aber nicht gesetzlich aufgedrückt werden, sondern ohne Gängelung der unternehmerischen Freiheit in Form einer freiwilligen Selbstverpflichtung passieren. „Ausbeutung sollte aber nicht zur unternehmerischen Freiheit gehören“, antwortet Annette Lüders vom Weltladen. Ihr Kollege Burkhard Herbers fügt hinzu: „Bewusstseinsbildung ist wichtig, aber so lange können wir nicht warten. Wir brauchen eine gesetzliche, einklagbare Grundlage.“

Es sei wichtig, dafür zu sorgen, dass die Menschen überall auf der Welt von dem leben können, was sie erwirtschaften, stimmt Grundmann zu: „Sonst stehen uns unvorstellbare Migrationsströme bevor.“

Er sieht Alleingänge auf nationalstaatlicher Ebene kritisch. Klimastrategisch sei der Export von Umwelttechnologie aus Deutschland effektiv: „Die Besichtigung eines Schwerölkraftwerks in Kuba merke ich jetzt noch auf der Lunge, dort könnten wir mit unserer Technologie wirklich etwas bewirken.“

 

Drei Fragen an ...

Ich fliege, etwas anderes lässt die Zeit nicht zu. Ich werde vom 12. bis zum 14. Dezember dort sein, mit dem Auto dauert die Fahrt sechs Stunden, mit der Bahn noch viel länger. Ich weiß, dass es immer wieder kritisiert wird, dass zu jeder Klimakonferenz 20 000 Menschen kommen und die meisten davon mit dem Flugzeug. Aber es lohnt sich trotzdem, davon bin ich überzeugt.

Das Klimaziel, das wir uns für 2020 gesteckt haben, werden wir wohl nicht mehr erreichen können. Deutschland steht jetzt zwar im Vergleich mit anderen Ländern nicht mehr so gut da wie früher, aber dafür gibt es gute Gründe. Wir sind, anders als viele Nachbarländer, eine Exportnation, die sehr viel produziert, und dafür braucht es auch viel Energie. Bei den Chinesen hat es zwar starke Verbesserungen gegeben, aber die haben auch auf einem sehr niedrigen Niveau angefangen und so schlechte Luft, dass dort die Macht des Faktischen wirkt. Es ist natürlich gut, dass sie ihre Elektromobilität ausgebaut haben. Der Weg in die erneuerbaren Energien, den wir hier an der norddeutschen Küste mit der Windkraft gehen, ist aus meiner Sicht genau das Richtige. Wir müssen auch den Netzausbau und die Speichertechnik dringend voranbringen. Außerdem befürworte ich aus tiefer innerer Überzeugung den Bau des LNG-Terminals – die „Aida Nova“ fährt als erstes Kreuzfahrtschiff der Welt schon komplett mit LNG-Antrieb. Die Kritik an „Frackinggas“ sehe ich in diesem Zusammenhang als Kampfbegriff. Es geht um flüssiges Erdgas, der Großteil kommt aus Katar. Es gibt keine einfache Antwort auf die politische Frage, ob es besser ist, wenn wir Gas von Trump oder von Putin beziehen.

Die wird wohl nicht durchsetzbar sein. Aber die Emissionszertifikate werden im Preis deutlich anziehen, und das ist auch richtig so. Wir brauchen außerdem hohe Ölpreise und insgesamt hohe Rohstoffpreise, sonst lohnt sich beispielsweise auch das Recycling nicht.

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