Altländer Energiegenossenschaft benötigt Starthilfe

In der Samtgemeinde Lühe soll der Anteil regenerativer Energien, etwa Solar, steigen. Foto: Ingo Wagner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
In der Samtgemeinde Lühe soll eine Bürgerenergiegenossenschaft gegründet werden. Das Thema ist angesichts der Krisenzeiten aktueller denn je. Die Rückmeldungen seien positiv, heißt es aus Politik und Verwaltung - doch es fehlt jemand, der das Projekt verwirklicht.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Schon vor sieben Jahren habe Edgar Schmidt (Grüne) das Thema in Hollern-Twielenfleth angestoßen, sagt Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke (parteilos). Jetzt suchen die beiden Menschen, die bereit sind, in einer Genossenschaft auch Aufgaben zu übernehmen. Wünschenswert wäre Unterstützung vom Fach, Kenntnisse seien allerdings nicht nötig. Denn Hilfe gibt es von den Dachverbänden. „Gesucht sind Macher“, sagt Gerke. Er und Edgar Schmidt könnten das nicht tun. Gerke ist als Samtgemeindebürgermeister ausgelastet, Schmidt engagiert sich unter anderem bei den Dorfstromern und sitzt im Gemeinderat Hollern-Twielenfleth.
Dezentral und lokal aus regenerativen Quellen Energie gewinnen, das sind die Ziele einer Bürgerenergiegenossenschaft. Inzwischen hat die Arbeitsgruppe das Vorhaben der Politik in den Samtgemeinden Lühe und Horneburg sowie der Gemeinde Jork vorgestellt. Die Reaktionen seien gut gewesen.
Eine Energiegenossenschaft gibt es unter anderem schon in Buxtehude. „Wir möchten uns nicht irgendwo dranhängen“, sagt Schmidt. Die Bürgerenergie Buxtehude sei sehr erfolgreich, aber wenn es nicht das eigene Dorf ist, sei die Hemmschwelle für einen Beitritt höher. Außerdem gehe es auch darum, sich explizit in der Samtgemeinde zu engagieren und „im Ort einen Beitrag zu leisten“, so Gerke.
Photovoltaik auf kommunale Gebäude
Während die Buxtehuder auch mit Windkraft erfolgreich sind, sei dies im Alten Land schwierig - wegen des Vorranggebiets kulturelles Sachgut. Daher stehe Photovoltaik an erster Stelle. Schmidt wirbt dafür, unter anderem Obstbauflächen mit Photovoltaik zu versehen. Damit könnten die Obstbauern nicht nur Strom sowie Früchte ernten, sondern auch das Obst etwa vor Hagel schützen. Erste Versuche laufen.
Doch auch auf Gebäuden gebe es genug Flächen. Für Otto-Normal-Bürger sei die Recherche schwierig und kompliziert, sagt Schmidt aus eigener Erfahrung. Hier komme die Energiegenossenschaft ins Spiel, die sich um viele Details kümmere. Eine Idee: Hausbesitzer stellen gegen eine „symbolische Miete“ ihre Dächer zur Verfügung und könnten den Strom zu einem reduzierten Tarif nutzen. Denn die Einspeisung ins Stromnetz macht aufgrund der Konditionen wenig Sinn. Das so erwirtschaftete Geld bildet dann das Kapital der Energiegenossenschaft. Mitglieder können Anteile zeichnen, bekommen dafür Stimmrecht in der Genossenschaft - und gegebenenfalls Rendite. Pro Mitglied gibt es eine Stimme, Anteile können bis zu einem vorher festgelegten Anteil gezeichnet werden.
Gerke: Zur Not in die Privatwirtschaft
Interessenten gebe es schon einige, auch die Samtgemeinde Lühe wolle sich beteiligen. „Ich schäme mich, dass keines unserer kommunalen Gebäude Photovoltaik hat“, so Gerke. Sollte es zur Gründung einer Energiegenossenschaft kommen, würde die Samtgemeinde Lühe ihre Dachflächen zur Verfügung stellen, so Gerke.
Doch dafür bräuchte die Energiegenossenschaft erst mal Starthilfe in Form von Engagierten. Falls sich dafür keine Menschen finden, hat Gerke andere Ideen. „Dann geht das Projekt in die Privatwirtschaft.“ Interessenten gebe es auch hier schon. Damit wäre es keine Bürgerenergiegenossenschaft, aber das nehmen Gerke und Schmidt in Kauf. Schließlich geht es auch darum, regional die Energiewende zu schaffen. „Wir müssen den Anteil regenerativer Energien erhöhen“, sagt Gerke - und träumt von einer klimaneutralen Samtgemeinde.
Wer Interesse hat, sich in einer von Bürgern getragenen Energiegenossenschaft im Alten Land zu engagieren, kann sich bei Edgar Schmidt melden, per Mail an post@beg-al.de oder per Telefon über 04141/670385.