Erste Mitfahrer-App im Alten Land wartet auf erste Nutzer

Samtgemeinde-Bürgermeister Timo Gerke, Volker Weinhard und Edgar Schmidt (von links) sind die Köpfe hinter dem Mitfahrportal. Foto: Battmer
Die roten Mitfahrer-Bänke haben in der Samtgemeinde Lühe jetzt einen digitalen Nachfolger bekommen: Das angekündigte Mitfahrer-Portal ist seit einigen Wochen online. Die Beteiligten hoffen, dass sich das Konzept nicht nur bei Senioren durchsetzt. So funktioniert es.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Der öffentliche Nahverkehr auf dem Lande lahmt, ohne Auto geht es meist noch nicht im Alten Land. Ein neues Mitfahr-Portal soll in der Samtgemeinde Lühe jetzt mobil machen. „Ein Flop“, seien die Mitfahrbänke gewesen, sagt Samtgemeinde-Bürgermeister Timo Gerke (parteilos). Die Digitallösung sieht er als Chance für seine Samtgemeinde an: „Wir haben für Anschluss gesorgt.“
Nach dem Testbetrieb im Frühjahr/Sommer steht das Mitfahrer-Portal jetzt allen zur Verfügung. Mitfahrsuchende und mitnahmewillige Autofahrer können sich online eintragen. Wer möchte, kann sich die App herunterladen oder alles auf der Webseite bedienen. Der Samtgemeinde gehört das Portal, Volker Weinhard vom Software-Haus XMSplus in Steinkirchen kümmert sich um die Administration und ums Hosting.
Um das Mitfahr-Portal zu nutzen, müssen sich Nutzer mit einem persönlichen Profil registrieren. Sie müssen sich dem Datenschutz und einem Ehrenkodex verpflichten. Dieser Kodex besagt unter anderem, dass die Fahrten kostenlos angeboten werden. Erst danach können Mitfahrer und Fahrer Angebote und Gesuche sehen. Als Treffpunkte sind die roten Mitfahrbänke eingespeichert, andere neutrale Treffpunkt können die Nutzer selbst wählen.
Mitfahrgelegenheit bis zum Musikladen Heinbockel
Bislang gab es schon eine Liste bei der ehemaligen Seniorenbeauftragen Maren Lewens mit Nutzern der roten Mitfahrbänke. Die wurden jetzt kontaktiert und zum Teil übertragen.
Volker Weinhard, der 2015 schon die Webseite zur Unterstützung in der Syrienkrise gebaut hat, hat auch jetzt bei der Mitfahr-App geholfen. Für einen symbolischen Preis von 1000 Euro hat er das Portal konzipiert. „Als Anwohner habe ich eine gewisse Begeisterung für die Samtgemeinde“, sagt er. Überall hilft Weinhard aber nicht: Er hofft, dass weitere Regionen die Software Plattform kaufen.
Das wäre natürlich eher der Fall, wenn das Portal Erfolg hat. „Das Bewusstsein für Fahrgemeinschaften wächst“, sagt Edgar Schmidt von den Dorfstromern. Er hatte die Idee hinter dem Mitfahrportal, wollte sie ursprünglich bei dem Car-Sharing-Verein implementieren. Doch das entpuppte sich als teuer und technisch zu aufwendig.
App soll Mobilität in der Samtgemeinde Lühe stärken
In erster Linie soll die Mitfahr-App in der Samtgemeinde Lühe laufen - auch wenn die ersten Angebote auch Hamburg oder Berlin als Fahrziel anbieten. Ob Eltern von Kindergarten- und Schulkindern sich bei der Fahrt absprechen oder Pendler, die in Dollern in die S-Bahn steigen - die Mitfahr-App soll Menschen im Alten Land mobiler machen.
Selbst eine Fahrt zur Disko nach Heinbockel könne mit dem Portal abgesprochen werden, scherzen die Beteiligten. Worauf sie damit eigentlich hinaus wollen: Das Portal richtet sich nicht nur an Senioren. Es ist - mit Blick auf (noch) nicht internetaffine Senioren - sehr benutzerfreundlich konzipiert, so Weinhard. „Man sollte Senioren nicht unterschätzen“, so Edgar Schmidt zur Technikaffinität. Der Dorfstromer sei der Beweis, dass Senioren damit umgehen können.
