So feiert Beckdorf sein erstes Blidenfest ohne Blide

Die zerstörte Blide steht auf dem Beekhoff. Der Wurfarm war im vergangenen Jahr gebrochen. Foto: Lepel/Kranzbinder
Das Blidenfest findet erstmals ohne die große Steinschleuder statt, nachdem sie im vergangenen Jahr gebrochen war. Das mittelalterliche Spektakel an diesem Wochenende bietet aber viele neue Attraktionen.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
„Isern Hinnerk hat die Blide zerstört", scherzt Siegfried Stresow, Vorsitzender der Kranzbinder. Doch selbst das kann die Mitglieder seines Vereins, die seit vielen Jahren das beliebte Blidenfest auf dem historischen Beekhoff veranstalten, nicht erschüttern. Sie laden für diesen Sonnabend und Sonntag (24./25. September) wieder zum großen Mittelalterspektakel in Beckdorf ein - und haben diesmal viel Neues im Köcher.
Beim Blidenfest im vergangenen Herbst war während einer Vorführung der großen Steinschleuder nach historischem Vorbild deren mächtiger Wurfarm abgebrochen. Ein Schock für Besucher und Organisatoren. Zum Glück wurde niemand verletzt. Die Ursache für das Unglück lag in der Materialermüdung. Eine Sanierung war bereits geplant.
„Leider haben wir den Wiederaufbau bis zum diesjährigen Blidenfest nicht geschafft", sagt Siegfried Stresow. Grund dafür sei hauptsächlich die Verzögerung bei der Materialbeschaffung, da im Winter kein Holz geschlagen wird. Im Frühjahr hatten die Forstbetreiber von der Forstwirtschaft in Wiegersen ausreichend damit zu tun, die Schäden der Frühjahrs-Orkane zu beseitigen. Letztlich hätten aber auch die Kapazitäten in der Sägerei sowie die gestiegene Nachfrage nach Bauholz dazu beigetragen, dass mittlerweile ein ganzes Jahr ins Land gezogen sei.
Großes Angebot für die ganze Familie
Seit Anfang des Monats liegt das benötigte Eichenholz zum Wiederaufbau der Blide auf dem Beekhoff bereit. In den nächsten Wochen und Monaten werden die Vereinsmitglieder der Kranzbinder die Herstellung des Beckdorfer Wahrzeichens unterstützen. Ungeachtet dessen wird das Blidenfest auf dem Beekhoff auch ohne Blide diesmal mit 25 Heerlagern und großem Mittelaltermarkt mit zwölf Ständen und nahezu 200 Teilnehmern sowie vielen neuen Attraktionen für die ganze Familie gefeiert, so Stresow.

Siegfried Stresow und die anderen Kranzbinder beginnen demnächst mit dem Wiederaufbau. Foto: Laudien
Gaukler, Ritter, Nordländer, Geschichtenerzähler und Kunsthandwerker bevölkern das zweitägige Fest. Das Angebot reicht von Schwertshowkämpfen bis zum Harfenspiel, von Wikingerschmuck bis zu Trinkhörnern. Handwerker zeigen, wie man spinnt, webt, schnitzt, Waffen schmiedet und Rüstungen herstellt. Wahrsager und Kartenleger sagen die Zukunft vorher. Gaukler und Puppenspieler sorgen für reichlich Unterhaltung. Zudem gibt es üppig Speis' und Trank. Erstmals bereiten die Kranzbinder im Steinbackofen einen Flammlachs zu, der portionsweise an die Gäste verkauft wird, verrät Stresow einen ganz besonderen Gaumenschmaus.
Isern Hinnerk kehrt regelmäßig zurück
Der geschichtliche Hintergrund des Mittelalterspektakels in Beckdorf liegt rund 700 Jahre zurück. Damals wurde die im Beckdorfer Moor gelegene Burganlage des Raubritters Isern Hinnerk mit zwei Steinwurfmaschinen durch den Erzbischof von Bremen belagert und zerstört. Die Burg ging in Flammen auf, doch Isern Hinnerk, alias Heinrich von Borch, entkam. Er floh in die Horneburg. Wenige Monate später wurde Heinrich im Moor aufgegriffen und in Bremervörde eingekerkert. Seine Haft war von kurzer Dauer. Er kam 1316 wieder frei und wurde Vogt von Ottersberg. Um 1349 verliert sich seine Spur, berichtet Siegfried Stresow.
Beim Beckdorfer Blidenfest taucht Isern Hinnerk allerdings regelmäßig wieder auf. Hoch zu Ross führt er den Umzug der Heerlager an, liefert sich Showkämpfe mit anderen wackeren Gesellen oder überprüft, wie sich der ritterliche Nachwuchs in der Knappenschule für Fünf- bis Zehnjährige beim Schwertkampf schlägt. Auch bei der mittelalterlichen Modenschau schaut er vorbei und erfreut sich der einzelnen Heere mit ihren Zeltlagern und handwerklichen Fähigkeiten.
Das Blidenfest am Sonnabend, 24. September und Sonntag, 25. September, beginnt jeweils um 11 Uhr. Parkplätze gibt es erstmals ausreichend auf einer Weidefläche direkt neben dem Beekhoff-Gelände in der Goldbecker Straße 28 in Beckdorf. Für Radfahrer stehen Möglichkeiten zum Abstellen der Fahrräder zur Verfügung.
Jetzt die neue TAGEBLATT-Nachrichten-App fürs Smartphone herunterladen

Die Blide mit dem abgebrochenen Wurfarm beim Blidenfest im vergangenen Jahr. Foto: Stresow