Welterbe Altes Land: Niedersachsen sagt Unterstützung bei erneuter Bewerbung zu

Die 800 Jahre alte Kulturlandschaft Altes Land will weiterhin Welterbe werden – als am besten erhaltene Holler-Kolonie. Foto: Welterbeverein
Die Altländer geben nicht auf und halten an ihrem Ziel fest, dass die UNESCO das Alte Land zum Welterbe erklärt.
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Nach einem Austausch mit dem Land Niedersachsen sind Landrat Kai Seefried und die Bürgermeister Matthias Riel und Timo Gerke optimistisch, das Land hat bei einem Arbeitstreffen hinter verschlossenen Türen seine Unterstützung beim dritten Anlauf signalisiert.
„Die Region hält am Welterbe-Ziel fest“, sagte Landrat Kai Seefried nach dem Arbeitstreffen dem TAGEBLATT. Er hatte mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Helmut Dammann-Tamke den Besuch der Referatsleiterin im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Dagmar von Reitzenstein, vermittelt. Wie berichtet, hatte das Land das Alte Land im Herbst nicht auf die Vorschlagsliste gesetzt.
Von Reitzenstein sprach nach dem Besuch in Hollern und in Twielenfleth von einem „erfolgreichen Arbeitstreffen“. Gemeinsam seien erste Schritte abgestimmt worden, um die einzigartige, „herausragende Kulturlandschaft“ zu bewahren und auszuzeichnen. Die von Niedersachsen geplante Ausweisung des Alten Landes als Vorranggebiet „Kulturelles Sachgut“ im Landesraumordnungsprogramm sei ein „richtiger Schritt“ auf diesem Weg und ein erster Teilerfolg.
Hinter verschlossenen Türen habe sie die fachliche Qualität des Altländer Bewerbungsdokuments gelobt, das Wort „brillant“ sei gefallen.
Hollerweg als zentrales Element
Dieses bilde das Fundament für einen erneuten Anlauf. Dagmar von Reitzenstein unterstrich, wie bereits Staatssekretärin Dr. Sabine Johannsen, bei dem Austausch, dass eine Weiterentwicklung der Holler-Route das zentrale Element der Welterbeinitiative sein müsse. Das war auch die Position der Fachjury. Ob dieser Hollerweg auf nationaler – aktuell informieren 20 Zeitfenster und eine App im Alten Land über herausragende Zeugnisse der Holler-Kolonisation – oder europäischer Ebene als Kulturroute die Hollerkolonien verbinden wird, ist noch offen.

Ältestes Zeugnis der Hollerkolonisation aus dem 12. Jahrhundert: Blick auf den mächtigen Turm der St.-Mauritius-Kirche in Hollern. Pastor Uwe Junge (links) führt die Welterbe-Delegation durch die Kirche. Foto: Vasel
In den nächsten Monaten soll es ein Treffen mit dem Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler (CDU), geben – insbesondere, um sich über die Strategie und die inhaltliche Ausrichtung einer dritten Bewerbung auszutauschen. Geplant ist ein „gemeinschaftliches Vorgehen“ mit Landesdenkmalamt und Wissenschaft, sagte Jorks Bürgermeister Matthias Riel. Nach der zeitnahen Abstimmung mit dem Minister über die aus seiner Sicht notwendigen künftigen Schritte, werden die Räte informiert – als Grundlage für die weiteren Beratungen und Entscheidungen. Das Alte Land „ist und bleibt welterbewürdig“, waren sich die Beteiligten laut Landrat Seefried einig.
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Der Landkreis werde sich aktiv in den weiteren Prozess einbringen, das Welterbe wird im Kreishaus zur Chefsache. Der Welterbezug fahre wieder an. Von Reitzenstein habe die Altländer Kommunen und den Landkreis „ausdrücklich“ ermuntert, erneut ins Rennen zu gehen. Das allerdings wird einen langen Atem erfordern, erst 2030 besteht voraussichtlich eine neue Chance, ein UNESCO-Welterbe zu werden. Vorher steht wieder ein Casting auf Landes- und Bundesebene an.
Schulterschluss der Region
Die Altländer machten gegenüber der Ministerialen keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung über das Aus, die Vergangenheit wurde unter dem Aspekt mangelhafte Kommunikation abgehakt.
Auch das Immaterielle Kulturerbe soll stärker in den Fokus gerückt werden – aufbauend auf der rechtlichen Verfassung der selbstständigen Landesgemeinde seit der Hollerkolonisation vor 900 Jahren und der historisch belegten frühen Gleichstellung von Frau und Mann (auch die Tochter war erbberechtigt, auf den Höfen galt eheliche Gütergemeinschaft).
Kerstin Hintz vom Welterbeverein ist nach dem Evaluierungsgespräch wieder „megapositiv“ gestimmt. Hintz begrüßte den Schulterschluss der Akteure in der Region und die Zusage aus Hannover, die Altländer zu unterstützen. Das mache Mut, war sie sich mit Bürgermeister Gerke einig. Von Reitzenstein besuchte die 800 Jahre alte St.-Mauritius-Kirche in Hollern, ältestes Zeugnis der Hollerkolonisation, und die Elbe-Obst in Bassenfleth. Vorsitzender Axel Schuback machte deutlich, dass der Obstbau hinter dem Welterbe steht.