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Flammen vorerst unter Kontrolle

90 Feuerwehrleute kämpfen weiter gegen Waldbrand in Schierke

Ein Hubschrauber CH-53 der Bundeswehr entnimmt Wasser aus der Mandelholztalsperre zur Bekämpfung eines Waldbrandes bei Schierke. Foto:  Julian Stratenschulte/DPA

Ein Hubschrauber CH-53 der Bundeswehr entnimmt Wasser aus der Mandelholztalsperre zur Bekämpfung eines Waldbrandes bei Schierke. Foto:  Julian Stratenschulte/DPA

Das Großfeuer zwischen Schierke und dem Brocken ist unter Kontrolle, angesichts von Wind und anhaltender Hitze bleiben die Einsatzkräfte aber weiterhin gefordert. Zumindest am Samstag wird die Feuerwehr bei dem Einsatz weiterhin gefordert sein.

Von Oliver Stade Freitag, 12.08.2022, 20:00 Uhr

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Das Großfeuer im Waldgebiet Knaupsholz zwischen Schierke und dem Brocken, das am Donnerstag ausbrach, ist seit Freitagvormittag unter Kontrolle, am Samstag wurden die Löscharbeiten mit rund 90 Einsatzkräften fortgesetzt. Die Situation sei derzeit gut kontrollierbar, teilte Ariane Hofmann von der Stadt Wernigerode mit. 

Landrat Thomas Balcerowski hat die verspätete Luftunterstützung beim Löschen kritisiert. Weitere kritische Fragen gibt es zum Totholz im Nationalpark und zur Brockenbahn.

Zwar standen nicht 37 Hektar Wald im Nationalpark in Flammen, wie zunächst gemeldet, sondern13 Hektar, meldete die Feuerwehr am Freitag. Gemeldet worden war zunächst nur ein Kleinbrand, das Feuer habe sich aber schnell ausgebreitet. Doch der Einsatz erwies sich als herausfordernd und gefährlich, zumal Wind und anhaltend hohe Temperaturen ein Auflodern der Flammen begünstigten.

Orte wie Schierke sind laut Mitteilung der Stadt nicht bedroht. Die Straßen von Drei Annen Hohne nach Schierke und von Elend bleiben für den Durchgangsverkehr nach Einschätzung vom Freitag weiter gesperrt und nur für Anwohner und Gäste geöffnet.

Gefährlicher Einsatz

Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse sprach am Freitag von einem Einsatz in „schwierigen Hanglagen“ und an „zerklüftetem Gelände“. Er kritisierte ebenfalls die „mangelnde“ Hilfe aus der Luft. Eine besondere Gefahr gehe von bis fünf Meter hohen abgestorbenen Bäumen aus. Einsatzkräfte würden in diese Bereiche nicht geschickt, dort bestehe Lebensgefahr, sagte Lohse.

 

Einsatzkräfte der Feuerwehr legen Donnerstagnacht eine Schlauchleitung.

Einsatzkräfte der Feuerwehr legen Donnerstagnacht eine Schlauchleitung.

Das sah auch Goslars Kreisbrandmeister Uwe Fricke so, der von Donnerstagabend bis Freitag um 9 Uhr mit 45 Kräften aus dem Landkreis Goslar im Einsatz war. „Das ist höllisch gefährlich“, sagte er. Mitunter würden brennende Bäume umfallen oder in der Mitte umknicken. Die Feuerwehr bezeichne solche Stämme als „Witwenmacher“. Die Helfer aus dem Kreis Goslar hätten „die Nacht über das Feuer bekämpft und in Schach gehalten“, sagte Fricke.

Wasser holten die Helfer zum Teil aus der Mandelholztalsperre bei Elend. Der Kampf gegen die Flammen lief am Freitag weiter: Kreisbrandmeister Lohse sagte in einer Pressekonferenz mit Wernigerodes Oberbürgermeister Tobias Kascha und Landrat Balcerowski, dass am Vormittag 300 Kräfte im Einsatz gewesen seien. Insgesamt hätten bis dahin 500 Kräfte gegen die Flammen gekämpft. Den Schilderungen zufolge können die Feuerwehrleute wegen der großen Gefahr oft nur an den Rand des Brandes, um die Flammen daran zu hindern, dass sie sich ausbreiten.

Freitagvormittag halfen dann mehrere Löschhubschrauber, um Glutnester zu löschen. Angekündigt waren ein privater Helikopter in Diensten des niedersächsischen Innenministeriums sowie einer der Bundeswehr und zwei der Bundespolizei. Landrat Balcerowski kritisierte das Land Sachsen-Anhalt. Er sei es leid, „immer wieder diese Diskussion führen zu müssen“. Ein Grund für seinen Ärger ist eine Panne beim Einsatz eines Löschhubschraubers am Donnerstag.

 

Flammen lodern in der Nacht zum Freitag im Wald bei Schierke.

Flammen lodern in der Nacht zum Freitag im Wald bei Schierke.

Laut Feuerwehr seien die Einsatzkräfte um 14 Uhr alarmiert worden, um 14.31 Uhr sei ein angeforderter Hubschrauber eingetroffen. Er sei aber defekt gewesen und habe nicht helfen können. Balcerowski fordert seit einiger Zeit, der Landkreis müsse für solche Fälle selbst ein Flugzeug beauftragen können. Neben Kräften aus Goslar halfen Feuerwehrleute aus Halle, dem Burgenlandkreis sowie aus dem Saalekreis und dem Landkreis Mansfeld-Südharz und Kräfte, die darauf spezialisiert sind, Waldbrände zu bekämpfen. Mitarbeiter des Nationalparks schlugen mit Harvestern Schneisen in den Wald, damit die Helfer möglichst nah ans Geschehen gelangen konnten, berichtete Parkleiter Dr. Roland Pietsch. Er kündigte für die kommenden Tage Brandwachen der Ranger an, die mit Feuerwehrlöschrucksäcken ausgestattet werden sollen.

„Tief sitzender Frust“

Bereits nach den kleineren Bränden im Brockengebiet im Mai wurde über die Gefahr von Totholz im Nationalpark diskutiert. Eine Untersuchung der TU Dresden soll darauf bald Antworten geben. Der GZ sagte Balcerowski am Freitag, es gebe in der Harzer Feuerwehr einen „tief sitzenden Frust“. Die Einsatzkräfte müssten sich auf Schadensbegrenzung beschränken. Das Totholz verhindere, dass sie zum Löschen in den brennenden Wald vordringen, denn über ihnen würden die Wipfel der abgestorbenen Bäume brennen.

Kreisbrandmeister Lohse hatte sich während der Pressekonferenz im Rathaus von Wernigerode ähnlich geäußert. Er sagte, entgegen anderen Verlautbarungen würden die toten Bäume, die im Nationalpark nicht aus dem Wald geräumt werden, gut brennen.

Das Feuer brach nach Auskunft der Einsatzkräfte in Nähe der Schienen der Harzer Schmalspurbahnen aus. Das wirft wie bereits nach den Feuern Ende April im Brockengebiet die Frage auf, ob die kohlebefeuerten Brockenbahnen mit ihrem Funkenflug aus den Schornsteinen bei anhaltender Trockenheit eine zu große Gefahr darstellen.

Landrat Balcerowski, der am Freitag berichtete, dass sich Ministerpräsident Reiner Haseloff bei ihm nach dem Großfeuer erkundigt habe, kündigte für die kommende Woche Gespräche mit den Harzer Schmalspurbahnen an, dessen Aufsichtsratsvorsitzender er ist. Er sagte, er könne sich nicht vorstellen, dass bei einem Betretungsverbot und der höchsten Waldbrandstufe wie gegenwärtig, „ein Feuerross durch den trockenen Wald fahren kann“.

 

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