Airport Hamburg nimmt nach Warnstreik Flugbetrieb wieder auf

Insgesamt sieben Flughäfen in Deutschland waren seit Freitagmorgen durch den Arbeitskampf weitgehend lahmgelegt.
Nach 24 Stunden Stillstand sind seit 6 Uhr wieder Starts und Landungen geplant. Passagiere müssen mit vollen Maschinen rechnen. Und in Hamburg wird weiter gestreikt: Nichts geht - heißt es am Samstag auf mehreren Hamburger Recyclinghöfen. Die Beschäftigten wollen Druck im Tarifstreit machen.
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Letztes Update am 18. Februar um 10.47 Uhr.
Nach dem eintägigen Warnstreik am Hamburger Flughafen hat der Airport am Samstagmorgen den Flugbetrieb wieder aufgenommen. Als erste Maschine startete gegen 6.15 Uhr ein Eurowings-Flugzeug nach Zürich, hieß es auf der Website des Flughafens. Der ursprünglich erste Start einer Maschine der TAP Air Portugal nach Lissabon verzögerte sich um rund eine Stunde. Um kurz nach 6.00 Uhr erfolgten die ersten Landungen aus Istanbul und Lissabon.
"Im Laufe des Tages dürften sich auch die letzten Auswirkungen des gestrigen Streiks wieder eingependelt haben", teilte eine Sprecherin des Flughafens am Morgen mit. Durch Umbuchungen vom Vortag sei für einzelne Flüge mit einer deutlich höheren Auslastung zu rechnen.
Von Donnerstag 22.00 Uhr an ging am Airport Hamburg nichts mehr. Ohne Ausnahme gab es weder Starts noch Landungen. Der Warnstreik der Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen sowie weiterer Betriebsteile des Flughafens endete offiziell zwar schon am Freitag um 22.00 Uhr. Den offiziell bis 23.00 Uhr laufenden Flugbetrieb nahm der Airport Hamburg dennoch erst am Samstagmorgen wieder auf. Geplant seien 95 Starts und 99 Landungen.
Vom Warnstreik betroffen waren nach Angaben des Flughafens 253 Flüge und etwa 32 000 Passagiere. Weitere Arbeitsniederlegungen gab es an den Flughäfen Frankfurt, München, Hannover, Stuttgart, Bremen und Dortmund. Nach Schätzungen des Flughafenverbands ADV waren bundesweit knapp 300 000 Passagiere von mehr als 2300 Flugausfällen betroffen.
Die Gewerkschaft Verdi fordert für die bundesweit rund 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Diensts von Bund und Kommunen 10,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber monatlich 500 Euro mehr. Die Arbeitgeber lehnen die Forderungen bislang ab. Die zweite Verhandlungsrunde ist am Mittwoch und Donnerstag geplant.

Menschenleer ist das Terminal 1 am Flughafen Hamburg kurz nach Streikbeginn. Foto: Bodo Marks/Bodo Marks/dpa
Verzögerungen und Schlangen an den Flughäfen
Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt begann nach dem nächtlichen Verbot um 5 Uhr wieder regulär der Betrieb. Passagiere mussten aber noch mit Verzögerungen und einzelnen Flugstreichungen rechnen. Es werde noch eine Weile dauern, bis sich die Lage normalisiert hat, sagte eine Sprecherin des Betreibers Fraport. Es gebe nach dem Streik einen Rückstau, der abgearbeitet werden müsse. Ob dies im Lauf des Samstags erfolgen könne oder die Auswirkungen des Streiks auch am Sonntag noch zu spüren sein werden, sei noch unklar.
In Hannover, wo es kein Nachtflugverbot gibt, erwarten die Betreiber abgesehen von wenigen Flugstreichungen am Morgen wieder weitgehend normales Geschäft. Ähnlich äußerte sich der Flughafen Bremen.
Auch am Münchner Flughafen war am Morgen wieder Normalbetrieb. „Es gibt keine streikbedingten Ausfälle mehr”, sagte ein Flughafen-Sprecher. Allerdings bildeten sich seinen Angaben zufolge lange Schlangen an den Sicherheitsschleusen, weil „sehr viel Verkehr von Freitag auf Samstag verlagert” worden sei.

Airport-Mitarbeiter bringen zu Streikbeginn am Flughafen Hamburg ein Plakat mit der Aufschrift „Warnstreik“ an. Foto: Bodo Marks/dpa
Die Lufthansa wollte sofort wieder in den Regelbetrieb starten, wie ein Sprecher ankündigte. Am Freitag musste die größte deutsche Fluggesellschaft rund 1300 Flüge absagen, weil Verdi sieben deutsche Flughäfen einschließlich der Lufthansa-Drehkreuze Frankfurt und München bestreikte.
Der Freitag zählte wegen des Streiks zu den ruhigsten Tagen im deutschen Luftraum seit Jahren, wie ein Sprecher der Deutschen Flugsicherung sagte. Das Bundesunternehmen erwartete für den Wiederanlauf am Samstag ein leicht erhöhtes Aufkommen, weil insbesondere die Anflüge aus den USA auf den Samstag verschoben worden seien.
Sieben Flughäfen deutschlandweit lahmgelegt
Bayern wie auch Baden-Württemberg starten in eine Ferienwoche. Dort ist mit großem Passagierandrang zu rechnen. Der Flughafen Stuttgart kündigte einen regulären Betrieb an, empfahl Passagieren für die nächsten Tage aber, ihren Flugstatus zu prüfen. Einzelne Änderungen im Flugplan nach dem Warnstreik seien möglich.
Insgesamt sieben Flughäfen in Deutschland waren seit Freitagmorgen durch den Arbeitskampf weitgehend lahmgelegt. Die Gewerkschaft Verdi hatte zum ganztägigen Ausstand aufgerufen, um den Druck auf die Arbeitgeber in mehreren laufenden Tarifrunden zu erhöhen. Betroffen waren neben Frankfurt, München, Bremen und Hannover auch Stuttgart, Hamburg und Dortmund.
Verdi und der Beamtenbund DBB fordern im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen. Ein Angebot der Arbeitgeber liegt bisher nicht vor. Neben dem öffentlichen Dienst gibt es teils örtliche Tarifverhandlungen für die Bodenverkehrsdienste sowie eine bundesweite Tarifrunde für die Luftsicherheit.
Warnstreik bei Stadtreinigung legt mehrere Recyclinghöfe lahm
Ein ganztägiger Warnstreik im öffentlichen Dienst hat in Hamburg mehrere Recyclinghöfe lahmgelegt. An den betroffenen Höfen werde nichts angenommen, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi am Samstagmorgen. "Da geht nichts. Da kann auch nichts abgeliefert werden." Betroffene Kunden hätten Verständnis gezeigt. Die Beteiligung der Kolleginnen und Kollegen an den Höfen sei gut.
Geschlossen seien etwa die Recyclinghöfe Feldstraße im Stadtteil St. Pauli, Wilma-Witte Stieg 6 in Wandsbek, Rondenbarg 52 in Altona und Neuländer Kamp 6 in Harburg. Auch andernorts gebe es Schließungen beziehungsweise Einschränkungen, hierzu fehle noch ein genauer Überblick. Auch die Straßenreinigung sowie die Containerabfuhr seien betroffen. Gegen 13.00 Uhr ist eine Abschlusskundgebung an der Feldstraße geplant.
Die Stadtreinigung selbst hatte zuvor mitgeteilt, dass aufgrund der Einschränkungen auf den Recyclinghöfen keine Laster oder Transporter abgefertigt werden könnten. Auch die Annahme von größeren Entsorgungsmengen sei nicht möglich.
Mit dem Warnstreik wollen die Beschäftigten ihren Forderungen im laufenden Tarifstreit des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen Nachdruck verleihen. Die zweite Verhandlungsrunde ist am kommenden Mittwoch und Donnerstag geplant. Verdi und der Beamtenbund dbb fordern für die bundesweit rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen 10,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber monatlich 500 Euro mehr. (dpa)

Mit einem gebündelten Warnstreik will Verdi die Arbeitgeber dazu bringen, ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen.