Am Stickstoff scheiden sich die Geister

Gülle-Feuerwerk war gestern: Inzwischen bringen die meisten Landwirte den Dünger über oder sogar direkt im Boden aus. Foto: Ahrens
Im Natureum Niederelbe können Besucher jetzt in „Stickstoffwelten“ eintauchen: Eine ganze Ausstellung beschäftigt sich in Balje mit dem Gas. Welche Bedeutung hat es im Alltag und für die Landwirtschaft? Zur Eröffnung kam hoher, politischer Besuch.
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Herausgekommen sei eine Ausstellung, die sich nicht nur um politische Diskussionen drehe, sondern auch die große Bedeutung von Stickstoff im Alltag - etwa bei der Ernährung - herausstelle, heißt es in einer Pressemitteilung vom Natureum.
Staatssekretär Stefan Wenzel erklärte in seinem Grußwort, als erstes falle einem beim Thema „Stickstoff“ Nitrat im Grundwasser ein. Außerdem trügen Lachgas-Emissionen zum Treibhauseffekt bei und Stickstoffeinträge seien als einer der fünf Gründe für den Verlust der Artenvielfalt verantwortlich.
Grüner Ammoniak als Energieträger der Zukunft
Gleichzeitig komme beispielsweise Ammoniak eine immer höhere Bedeutung als Speicher für die Wasserstofftechnologie zu, um eine Unabhängigkeit von russischem Gas zu erreichen. „Grüner“ – also umweltfreundlich erzeugter – Ammoniak sei bereits heute günstiger als „grauer“ Ammoniak.
Auf der anderen Seite seien Stickstoffeinträge einer der fünf Gründe für den Verlust der Artenvielfalt. „Wir werden uns in den nächsten Jahren intensiv mit Stickstoff auseinandersetzen, mit den positiven wie den negativen Eigenschaften“, versicherte Wenzel.
Wie Stickstoff in der Umwelt entsteht
Auch Dr. Cord Stoyke vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (NMELV) betonte die wichtige Rolle des Stickstoffs in unserem Leben. „Wir haben die Ausstellung gerne gefördert, da die Informationen zur Versachlichung des Themas beitragen“, so Stoyke. Das Monitoring zeige, dass es bereits Erfolge bei der Reduzierung der Stickstoffeinträge gebe, allerdings seien immer noch große regionale Unterschiede vorhanden. Außerdem handele es sich um langfristige Prozesse, erst nach Jahren seien Veränderungen an den Grundwassermessstellen messbar. Kuratorin Petra Nikolay gab den Gästen eine inhaltliche Einführung in die Ausstellung auf den Weg. „Weil wir uns bei dem umfassenden Thema gefragt haben, ,Wo fängt man an? Wo hört man auf?‘ begannen wir am Anfang: mit dem Urknall.“

Landrat Kai Seefried, Staatssekretär Stefan Wenzel und Dr. Cord Stoyke (von links) eröffnen die „Stickstoffwelten“ im Natureum. Foto: Jothe/Natureum
Die Ausstellung befindet sich in sechs Holzpavillons auf dem Außengelände des Natureums. In der ersten Box geht es um die Entstehung des Elements Stickstoff, seine Entdeckung und seine Bedeutung für die Entwicklung der Weltbevölkerung. Weitere Boxen behandeln den Stickstoffkreislauf, es geht um Stickstoff im Alltag (ohne Stickstoff beispielsweise kein Koffein), um Dünger im Mittelpunkt und um die Auswirkungen von Stickstoff auf die Umwelt wie zum Beispiel das „Umkippen“ von Gewässern und die Förderung des Treibhauseffektes. (st)