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Bezirk Stade

Arbeitsmarkt: Wer vor allem den Job verliert

Der Renteneintritt der Babyboomer stellt den Arbeitsmarkt nach Angaben der staatliche Förderbank KfW zunehmend vor Herausforderungen.

Der Renteneintritt der Babyboomer stellt den Arbeitsmarkt nach Angaben der staatliche Förderbank KfW zunehmend vor Herausforderungen. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Die Arbeitslosigkeit im Stader Bezirk ist leicht gesunken. Knapp 4.500 freie Stellen sind gemeldet. Für schwierige Aussichten sorgen die Babyboomer.

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Von Sabine Lohmann
Freitag, 28.02.2025, 13:30 Uhr

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Landkreis. Die Zahl der Arbeitslosen ist im vergangenen Monat wieder gesunken. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Stade waren 17.507 Personen arbeitslos gemeldet - 150 weniger als im Vormonat Januar. Die Arbeitslosenquote lag - wie im Vormonat - bei 5,5 Prozent. 181.913 Menschen sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt - 4110 mehr als im Vormonat.

Zum Bezirk der Agentur für Arbeit Stade gehören die Landkreise Stade, Cuxhaven und Rotenburg/Wümme. 7130 Arbeitslose gab es im Landkreis Stade, die Arbeitslosenquote betrug 6 Prozent.

„Nach der saisonal bedingten Zunahme der Arbeitslosigkeit in den letzten zwei Monaten gab es im Februar einen leichten Rückgang“, teilt Dagmar Froelich, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stade, mit. „Wie schon in den Vormonaten, waren überwiegend Männer von den witterungsbedingten Entlassungen in den Außenberufen betroffen, und abermals haben sich viele junge Fachkräfte nach Ende ihrer zwei- und dreieinhalbjährigen Ausbildung vorübergehend arbeitslos gemeldet.“

Renteneintritt der Babyboomer

Jüngere Menschen verlieren laut Daniel Terzenbach, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit, aktuell schneller ihren Job, finden aber auch schneller wieder einen neuen. Bei älteren Menschen ist es dagegen umgekehrt. Deutlich zugenommen hat im Februar die Zahl der arbeitslosen Spezialisten und Experten mit fast 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Im Zuge eines konjunkturellen Aufschwungs fänden diese aber wieder schnell eine Beschäftigung. „Der Bedarf von Fachkräften bleibt alleine aufgrund des demografischen Wandels hoch“, erläuterte Terzenbach.

Der Renteneintritt der Babyboomer stellt den Arbeitsmarkt nach Angaben der staatliche Förderbank KfW zunehmend vor Herausforderungen. Im Februar habe es durchschnittlich 176 Tage gedauert, eine offene Stelle zu besetzen - doppelt so lange wie vor zehn Jahren, sagte Arbeitsmarktexperte Martin Müller. „Deutschlands aktuelle Wachstumsschwäche liegt auch im Fachkräftemangel begründet.“

„Arbeitsmarkt ist in einer robusten Verfassung“

Insgesamt sei der regionale Arbeitsmarkt im Stader Bezirk weiterhin in einer robusten Verfassung, berichtet Froelich. „Wir sind zuversichtlich, dass sich die Frühjahrsbelebung in den kommenden Wochen fortsetzen und die Arbeitslosenzahlen weiter sinken werden.“

Ein Indikator dafür sei der hohe Zugang an Stellenangeboten im vergangenen Monat, führt die Agenturchefin weiter aus. Nach wie vor sei der Bedarf an qualifizierten Fachkräften hoch. Derzeit sind 4376 freie Stellen bei der Arbeitsagentur Stade gemeldet. „Nicht alle jungen Fachkräfte konnten vom Ausbildungsbetrieb übernommen werden oder suchen eine neue Herausforderung“, so Froelich. „Für Unternehmen, die Fachkräfte suchen, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden.“

Forderungen an neue Bundesregierung

Wegen der schlechten konjunkturellen Aussichten stellen viele Unternehmen nur zögerlich neue Mitarbeitende ein. So waren im Februar laut der BA 639.000 offene Stellen gemeldet - 67.000 weniger als vor einem Jahr. „Unter diesen Voraussetzungen bleibt es für arbeitslose Menschen sehr schwierig, wieder eine neue Arbeitsstelle zurzeit zu finden“, sagte Terzenbach. So gering seien die Chancen nicht einmal während der Corona-Pandemie gewesen.

Der aktuellen Konjunkturumfrage der Deutsche Industrie- und Handelskammer zufolge sehen 56 Prozent der Betriebe die Arbeitskosten als „ein erhebliches Geschäftsrisiko“. „Das ist ein neuer Höchstwert, der die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stark belastet und Einstellungen sowie Investitionen erschwert“, teilte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Achim Dercks mit. Die neue Bundesregierung müsse da schnell gegensteuern.

„Für einen stabilen, krisenfesten und funktionalen Arbeitsmarkt muss die neue Regierung umgehend handeln: weniger Bürokratie, ein Stoppschild bei den Sozialabgaben und eine Arbeitsmarktpolitik, die Beschäftigung fördert, Arbeitgeber entlastet und Leistungsbereitschaft belohnt“, ergänzte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger.

Arbeitslosigkeit niedersachsenweit fast unverändert

Niedersachsenweit ist die Zahl der Arbeitslosen im Februar fast unverändert geblieben. Im Vergleich zum Januar sank sie um 182 auf 280.445 Erwerbslose, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Hannover mitteilte. Die Arbeitslosenquote lag demnach unverändert bei 6,3 Prozent. (dpa)

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