Ausgleich in letzter Sekunde: HSV gibt Sieg in Karlsruhe aus der Hand

Der HSV verpasst wegen eines späten Gegentreffers den zweiten Saisonsieg. Für die Hanseaten bleibt noch viel Luft nach oben. Trainer Tim Walter hat eine Erklärung für den wenig überzeugenden Auftritt.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Update: 18.01 Uhr
Von Morten Ritter
Trainer Tim Walter hat den verpassten Sprung des Hamburger SV an die Tabellenspitze der 2. Fußball-Bundesliga auch mit dem frühen Zeitpunkt in der Saison erklärt. "Wir sind immer noch ein Stück weit in der Vorbereitungsphase", sagte der 47-Jährige nach dem 2:2 (0:1) beim Karlsruher SC am Sonntag dem TV-Sender Sky. "Das haben wir heute nicht gut gemacht", fügte er hinzu. "Das war einfach kein gutes Spiel", sagte auch Torschütze Robert Glatzel. "Wir haben ein fantastisches Spiel gesehen und können mit dem Ausgleich zufrieden sein. Insgesamt sind wir ein bisschen näher herangerückt von der Qualität", befand KSC-Coach Christian Eichner.
Der HSV verpasste den zweiten Saisonsieg durch ein Gegentor in der Nachspielzeit und liegt in der Tabelle nun auf Rang drei. Nach dem Geschmack von Walter ließen die Hamburger viel zu fahrig den möglichen dritten Treffer aus. "Wir haben so viele Konterchancen gehabt, die muss dann Jean-Luc (Dompé) einfach fertig machen", sagte der Coach. "Wenn er ihn einfach ins Eck schiebt, dann ist es das 3:1, alle feiern ihn und wir fahren nach Hause, haben drei Punkte." Stattdessen gab es noch den späten Dämpfer.
Fabian Schleusener hatte die Gastgeber vor 33.000 Zuschauern in der 14. Minute in Führung gebracht. László Bénes (61.) und Robert Glatzel (65.) drehten die Partie zugunsten des HSV, dann sorgte Joker Budu Siwsiwadse noch für den Karlsruher Ausgleich (90.+5).
Glatzel: "Das ist einfach bitter und unfassbar"
HSV-Coach Walter wechselte im Vergleich zum spektakulären 5:3 gegen den FC Schalke 04 in der Vorwoche nur auf einer Position. Neuzugang Dennis Hadzikadunic spielte für den Ex-Karlsruher Stephan Ambrosius. Der Abwehrmann kam allerdings in der zweiten Hälfte (55.) für Guilherme Ramos, dem nach einer frühen Gelben Karte der Platzverweis drohte.
Die Karlsruher begannen stark und belohnten sich mit dem frühen 1:0 durch Schleusener, der völlig frei im Strafraum auftauchte und den Ball zentral im Tor versenkte. Die Hamburger kamen erst Mitte der ersten Halbzeit besser ins Spiel, zunächst aber nicht zu zwingenden Chancen. Nachdem Tim Rossmann das 2:0 für die Badener verpasst hatte (34.), scheiterte HSV-Torjäger Glatzel aus spitzem Winkel an Karlsruhes Torwart Patrick Drewes.
Nach dem Seitenwechsel kam der HSV besser in den Tritt. Zunächst verwandelte Bénes einen sehenswerten Freistoß. Kurz später brachte der Mittelfeldspieler den Ball flach und scharf in den Sechzehner, Glatzel hielt den Fuß rein - und traf zum 1:2. Der KSC drängte noch mal auf den Ausgleich - und schaffte ihn durch den eingewechselten Stürmer Siwsiwadse auf den allerletzten Drücker. "Das ist einfach bitter und unfassbar, dass wir das noch in letzter Sekunde herschenken", sagte Hamburgs Glatzel.
So liefen die weiteren Partien
Der Stotter-Start der Top-Favoriten in der 2. Fußball-Bundesliga beschert den Außenseitern den Sprung auf die Aufstiegsplätze. Neuer Tabellenführer ist der FC Hansa Rostock (6 Punkte) nach dem in der 13. Minute der Nachspielzeit gesicherten 2:1-Erfolg beim Neuling SV Elversberg vor dem punktgleichen Team von Holstein Kiel (2:1 gegen SpVgg Greuther Fürth). Der 1. FC Nürnberg verhinderte in letzter Minute einen Fehlstart und rettete ein 2:2 gegen Hannover 96. Der 1. FC Magdeburg schaffte mit dem 2:1 gegen Eintracht Braunschweig den ersten Saisonsieg.
Von den Top-Favoriten FC Schalke 04 und Hertha BSC schaffte der Revierclub beim 3:0 (1:0) gegen den 1. FC Kaiserslautern, der nach zwei Platzverweisen die Partie mit neun Spielern beenden musste, seinen ersten Saisonsieg in der 2. Liga und hat den drohenden Fehlstart abgewendet. Dabei blieb Zweitliga-Rekordtorjäger Simon Terodde einmal mehr der Torgarant des FC Schalke. Der 35-Jährige ebnete mit seinem frühen Kopfballtreffer zum 1:0 (13. Minute) den Weg zum Sieg. Für Terodde war es bereits der 174. Treffer im Fußball-Unterhaus. Vor 61.801 Zuschauern in der Veltins Arena trafen am Samstagabend zudem Kenan Karaman (70.) und Bryan Lasme (90.+2) im Duell der Traditionsvereine.
"Es ist ein geiles Gefühl, gleich mit der ersten Aktion in Führung zu gehen. Heute ist ganz viel für uns gelaufen mit den Platzverweisen, aber es bleibt noch viel zu tun", befand Terodde. Ähnlich sah es Trainer Thomas Reis: "In der vergangenen Woche haben wir Lehrgeld bezahlt, heute konnten wir es einigermaßen verteidigen. Aber wir haben noch Nachholbedarf", sagte der Schalker Coach.
Für die Berliner hingegen ist die Spitzengruppe der Liga derzeit kein Thema. "Es geht nicht um den Aufstieg erst mal. Es geht darum, eine neue Mannschaft, einen neuen Teamgeist, ein neues System, eine neue Hertha, einen neuen Charakter aufzubauen", sagte Chefcoach Pal Dardai, der mit seinem Team nach dem 0:1 bei Fortuna Düsseldorf nun auch Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden am Freitagabend mit 0:1 unterlag. Damit startete Hertha erstmals seit 1994 mit zwei torlosen Spielen in eine Saison. Und am nächsten Spieltag steht das Top-Duell beim HSV an.