Bauarbeiten auf der A1 bei Hamburg: Köhlbrandbrücke wird gewartet

Autos fahren auf der A1 bei Moorfleet durch den Stau. oto: Daniel Bockwoldt/dpa
Eine Autofahrt von Hamburg zur Ostsee könnte an diesem Wochenende wieder zu einer Geduldsprobe werden. Die Bauarbeiten auf der A1 dauern an, in Richtung Lübeck und Berlin steht dem Verkehr nur eine der sonst üblichen drei Spuren zur Verfügung.
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Wegen Bauarbeiten im Osten Hamburgs wird die A1 an diesem Wochenende in Richtung Lübeck/Berlin nur einspurig befahrbar sein. Die Fahrbahn zwischen Hamburg-Billstedt und -Öjendorf werde neu asphaltiert, teilte die Autobahn GmbH Nord mit. Die Einschränkung soll am Freitag um 18.00 Uhr beginnen und am Montagmorgen gegen 5.00 Uhr wieder aufgehoben werden. In Richtung Bremen/Hannover stehen dem Verkehr wie seit Beginn der Bauarbeiten Ende Juli zwei Spuren zur Verfügung. Die vielbefahrene Autobahn ist eigentlich in beiden Richtungen dreispurig. Die Baustelle hat in den vergangenen Wochen und besonders an den Wochenenden längere Staus verursacht. Der ADAC rechnet am Samstag und Sonntag mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen.
Autofahrer sollten am Wochenende erheblich mehr Zeit einplanen, riet die Autobahngesellschaft. Sie empfiehlt dem überregionalen Verkehr in Richtung Lübeck, südlich von Hamburg auf die A7 zu fahren und in Bad Bramstedt der B206 und A20 bis zum Kreuz Lübeck zu folgen. Innerstädtisch führt die wichtigste Umleitung vom Dreieck Norderelbe über die A255 und die Elbbrücken zum Horner Kreisel und von dort über die A24 zum Kreuz Hamburg-Ost. Der Einbau des lärmmindernden offenporigen Asphalts ist nur bei warmem und trockenem Wetter möglich. Die Bauarbeiten sind darum stark witterungsabhängig.
Für Reparatur- und Wartungsarbeiten wird auch die für den Hafen wichtige Köhlbrandbrücke an diesem Wochenende gesperrt. Von Freitagabend 22.00 Uhr bis Montagmorgen 5.00 Uhr ist das markante Bauwerk bei Hamburg-Waltershof nicht befahrbar, wie die Hamburg Port Authority (HPA) mitteilte. Die Umleitung soll über die weiter südlich gelegene Kattwykbrücke führen. Die Sperrung dürfte sich nur geringfügig auf den Verkehr auf den Autobahnen auswirken, da die Brücke vor allem von Lastwagen genutzt wird, die am Wochenende aber weniger unterwegs sind.
Hafen-Bosse sorgen im Abrissstreit für Kopfschütteln
Die Hamburg Port Authority (HPA) hat eine Analyse eines im eigenen Haus beschäftigten Brückenbauingenieurs zur Zukunft der Köhlbrandquerung ignoriert. „Der Vermerk wurde nicht im Auftrag der HPA erstellt und ist kein relevantes Dokument der Projektunterlagen zur Köhlbrandquerung”, sagte eine Sprecherin am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Es handele sich um eine persönliche Meinung, die nicht alle Rahmenbedingungen bei der Entscheidungsfindung abgewogen beziehungsweise berücksichtigt habe.

Autos fahren über die Köhlbrandbrücke im Hamburger Hafen. Sie wird aus baulichen Gründen durch einen Tunnel ersetzt. Foto: Scholz/dpa
Der 40-seitige Vermerk des inzwischen nicht mehr bei der HPA beschäftigten Ingenieurs, der der Wochenzeitung „Die Zeit” (Donnerstag) vorliegt, kommt zu dem Schluss, dass eine neue Brücke als Ersatz für die in die Jahre gekommenen Köhlbrandbrücke sinnvoller sein könnte als ein Tunnel. Genau diese Variante galt aber bis zuletzt bei der HPA und im Senat als gesetzt. Erst seit dem Frühling plant die Wirtschaftsbehörde nun parallel auch eine Brücke, nachdem sich herausgestellt hatte, dass ein Tunnelbau komplizierter als gedacht und inzwischen 5,31 Milliarden Euro kosten würde.
HPA ignoriert Köhlbrand-Analyse eines Brückenbauingenieurs
In dem Vermerk „Analyse der Entscheidungskriterien”, der dem „Zeit”-Bericht zufolge schon vor zwei Jahren angelegt worden ist, heißt es, dass ein Tunnel nicht nur einer neuen, sondern sogar der bestehenden Brücke unterlegen wäre. So wäre er etwa für die im Hafen häufigen Großtransporte zu niedrig.
Und auch im Fall von häufig vorkommenden Staus wäre ein Tunnel der Analyse des Brückenbauingenieurs zufolge nachteilig. Während eine Brücke Platz für anwachsende Fahrzeugschlangen böte, müsste der Verkehr bei einem Tunnel vor den Einfahrten gestoppt werden. Das würde „keine Verbesserung der Verkehrsqualität zur jetzigen Situation bringen, eher im Gegenteil, eine Verschlechterung ist sogar möglich”.
Politik will Abriss der Köhlbrandbrücke
Eines der Hauptargumente für die Tunnellösung - die zu geringe Durchfahrtshöhe für Containerschiffe bei der Brücke - sieht der Brückenbauingenieur ebenfalls kritisch. Denn aufgrund der Umschlagsentwicklung im Hafen gebe es gar keinen Bedarf für ein weiteres Terminal hinter der Brücke. Die Argumente der HPA beruhten „auf weit in der Zukunft liegenden Annahmen, die sich aktuell nicht in der hafenstrategischen Entwicklung wiederfinden lassen”.
Hamburgs rot-grüner Senat will die 1974 fertiggestellte und für den Hafen wichtige Brücke bis 2036 ersetzen. Das Bauwerk verbindet die westlichen Hafenbereiche mit denen auf der Elbinsel Wilhelmsburg. Zugleich ist sie Anbindung des Hafens an die Autobahnen nach Flensburg, Kiel, Hannover und Bremen. Wegen ihrer Durchfahrtshöhe von nur gut 50 Metern können besonders große Containerschiffe bereits heute nicht mehr unter ihr hindurchfahren und damit das Containerterminal Altenwerder nicht erreichen. (dpa)