Corona-Maßnahmen fallen vorzeitig – Auswirkungen auf Elbe Kliniken

Das Buxtehuder Elbe Klinikum hat seit Wochenbeginn eine starken Zulauf an Patienten aus dem direkten Umland. Symbolfoto: dpa
Bei den staatlichen Alltagsauflagen zum Eindämmen der Corona-Pandemie stehen die Zeichen schon länger auf Entspannung. Nach dem Wegfall der Maskenpflicht im Nah- und Fernverkehr sollen bald die nächsten Lockerungen kommen.
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Angesichts der stabilen Corona-Lage sollen zum 1. März weitere Schutzvorgaben in ganz Deutschland vorzeitig auslaufen. Die Gesundheitsministerinnen und -minister von Bund und Ländern vereinbarten am Dienstag das frühere Ende der Masken- und Testpflichten für Beschäftigte und Bewohner in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, die eigentlich bis 7. April gelten sollten. Für Besuche in Arztpraxen, Kliniken und Pflegeheimen soll die Maskenpflicht aber bleiben, wie das Bundesministerium mitteilte. Die letzten Vorgaben sollen damit schrittweise bis Ostern enden. Von Patientenschützern kam Kritik.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte: "Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Aber die Pandemie hat ihren Schrecken verloren. Das Virus ist im Alltag beherrschbar." Wirklich gefährliche neue Virus-Varianten seien zum jetzigen Zeitpunkt weder zu sehen noch zu befürchten. Es gelinge auch zunehmend, mit der in der Bevölkerung erreichten Immunität schwere Corona-Verläufe zu vermeiden. Daraus würden nun Konsequenzen gezogen. Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen sprach von der "nächsten Etappe auf dem verantwortungsvollen Weg aus der Pandemie". Für Patienten und Personal werde der Alltag ohne hohes Risiko einfacher, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Maskenpflicht in Gesundheitseinrichtungen wird gelockert
Konkret sollen die restlichen Vorgaben in zwei Schritten enden - zum 1. März und dann mit Karfreitag, 7. April, wenn die gesetzlichen Corona-Bestimmungen ohnehin insgesamt auslaufen. Ein Überblick:
Masken: Gelockert werden soll zum 1. März für Beschäftigte und Bewohner von Gesundheitseinrichtungen - für Besuche aber noch nicht. Wegfallen soll die Maskenpflicht also etwa für Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte in Kliniken, fürs Personal in Praxen und Pflegeheimen sowie für Menschen, die in Pflegeeinrichtungen wohnen. Noch bleiben soll sie aber für Besuche in Praxen, Kliniken und Pflegeheimen. "Wer Patienten oder Heimbewohner besucht, wer Arzttermine wahrnimmt, muss weiterhin Maske tragen", sagte Lauterbach. "Das sollte uns der Schutz vulnerabler Gruppen wert sein." Dazu zählen auch Einrichtungen für Dialysen, für ambulantes Operieren, Tageskliniken und Rettungsdienste.
Tests: Zum 1. März enden sollen alle verbliebenen Testpflichten. Noch wird ein aktueller Schnelltest vorgeschrieben, wenn man in Kliniken oder Pflegeheime will - für Besuche und in bestimmten Abständen auch für Beschäftigte. Damit folgen die Vorgaben für die Testpflichten nun auch dem Zeitplan zur Finanzierung: Das bereits stark zurückgefahrene Angebot kostenloser "Bürgertests" für alle auch ohne Symptome läuft wie schon zuvor festgelegt nur noch bis einschließlich 28. Februar.
Damit könnten auch die strengen Besuchsregeln in den Elbe Kliniken in Stade und Buxtehude teilweise gelockert werden. Derzeit müssen dort Besucher gemäß der niedersächsischen Landesverordnung einen Corona-Schnell- oder PCR-Test eines offiziellen Testzentrums vorlegen, das Ergebnis darf nicht älter als 24 Stunden sein.
Zudem ist nach wie vor nur ein Besucher pro Patient pro Tag für eine Stunde gestattet. In den Elbe Kliniken gilt eine FFP2-Maskenpflicht.
Lob und Kritik aus der Politik
Der Vorsitzende der Länder-Gesundheitsminister, Manne Lucha (Grüne) aus Baden-Württemberg, begrüßte die Aufhebung der Testpflichten. "Das schafft Klarheit und ist angesichts der endemischen Lage, in der wir uns bei Corona inzwischen befinden, verantwortbar." Der bayerische Ressortchef Klaus Holetschek kritisierte unterschiedliche Regeln bei Masken. "Der Beschäftigte, der von Zimmer zu Zimmer eilt, kann dies ohne Maske tun - der Besucher, der meist nur einen Bewohner besucht, aber nicht", sagte der CSU-Politiker mit Blick auf Pflegeheime. Er forderte, alle Maskenpflichten komplett zum 1. März abzuschaffen.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte die Verkürzung der Schutzmaßnahmen. "Allein dieses Jahr zählt schon jetzt 4600 Corona-Tote", sagte Vorstand Eugen Brysch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch). Seit Monaten sorgten Bund und Länder dafür, dass das letzte Schutzschild für schwer kranke, pflegebedürftige und hochbetagte Menschen immer schwächer werde.
FDP macht Druck für weitere Corona-Lockerungen
Lauterbach betonte, dass die über Monate bestehenden Schutzregeln mit Masken und Tests gewirkt hätten. Dies gebe Spielraum, Maßnahmen nun früher zu lockern als geplant. Er hob hervor, dass der Anteil der Covid-Toten in Pflegeheimen stark gesunken sei. Zur Vorbereitung auf eine möglicherweise kritischere Lage in diesem Winter waren mehrere bundesweite Corona-Bestimmungen ins Infektionsschutzgesetz eingefügt worden. Zuletzt war Anfang Februar bereits die Maskenpflicht in Fernzügen ausgesetzt worden. Im Nahverkehr gelten nach Regelungen der Länder ebenfalls keine Maskenpflichten mehr. Nach und nach hatten die Länder auch die Isolationspflicht für Infizierte auslaufen lassen.
In der Ampel-Koalition macht die FDP Druck für schnellere weitere Lockerungen. Justizminister Marco Buschmann (FDP) sagte: "Ich werbe auch weiterhin dafür, dass wir kritisch prüfen, ob die wenigen restlichen Vorschriften auch noch vor ihrem eigentlichen Auslaufen Anfang April aufgehoben werden können." Grünen-Gesundheitsexperte Dahmen betonte: "Vorsicht und eine aufmerksame Beobachtung der Lage bleiben das Gebot der Corona-Politik." So bleibe die Maskenpflicht bei Besuchsterminen für den Schutz vulnerabler Personen wichtig.
Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Stade bei 63,9
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist in der vergangenen Woche um etwa 14 Prozent im Vergleich zur Vorwoche angestiegen - jedoch auf einem „vergleichsweise niedrigen Niveau“, wie das RKI mitteilte. Vor einer Woche hatte das RKI das Corona-Risiko von hoch auf moderat herabgestuft. Zuvor hatte es längere Zeit von hohem Risiko gesprochen. Eine Wiederhochstufung bei einer Verschlechterung der Lage sei aber nicht ausgeschlossen.
Für den Kreis Stade gibt das RKI mit Stand von Dienstagmorgen eine Inzidenz von 63,9 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen an. Eine Vergleichbarkeit der Zahlen ist jedoch nicht mehr gegeben, da nicht alle positiven Corona-Fälle mittels eines PCR-Tests bestätigt werden. Auch in den Gesundheitsämtern werden nicht mehr alle Corona-Fälle erfasst.
Im Kreis Stade sind seit Beginn der Corona-Pandemie vor knapp drei Jahren insgesamt 99.028 Corona-Fälle offiziell verzeichnet worden. 340 Menschen sind laut Kreis-Gesundheitsamt seit Pandemie-Beginn im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben.
RKI: Anteil der Omikron-Sublinie XBB.1.5 in Deutschland gestiegen
Der Anteil der Omikron-Sublinie XBB.1.5 in Deutschland ist weiter angestiegen. In der vergangenen Woche wurde die Sublinie in neun Prozent der untersuchten Stichproben nachgewiesen, wie das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem Covid-19-Wochenbericht vom Donnerstagabend schrieb. „XBB.1.5 ist nun die am zweithäufigsten in der Stichprobe nachgewiesene Variante.“
Die Werte basieren allerdings auf geringen absoluten Zahlen, denn das vollständige Viruserbgut wird nur bei einem sehr kleinen Anteil positiver Proben untersucht. Für die kommenden Wochen werde mit einem weiteren Anstieg der Variante gerechnet, schreibt das RKI. In den USA sei die Variante laut der dortigen Gesundheitsbehörde bereits dominant. Der Virologe Christian Drosten hatte bereits Mitte Januar gesagt, dass die Sublinie in Deutschland vorherrschend werden dürfte. Das heiße aber längst nicht, dass eine riesige neue Welle noch in diesem Winter drohe.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist die neue Sublinie keine Mutation auf, die für Veränderungen der Krankheitsschwere bekannt wäre. Laut RKI wurde mit der zunehmenden Verbreitung der Sublinie „keine Erhöhung der Krankheitsschwere“ beobachtet.
RKI: Corona-Symptome bei Omikron schwerer von Grippe zu unterscheiden
Seltener Geschmacksverlust, öfter Halsschmerzen: Die Symptome von Corona-Patienten haben sich laut einer RKI-Analyse während der Pandemie verändert. Das sogenannte Symptomprofil sei bei der Omikron-Variante BA.5 zunehmend „grippeähnlicher“ geworden und habe sich dem anderer Atemwegserkrankungen angenähert, schreiben die Autorinnen und Autoren im „Deutschen Ärzteblatt“. Für Hausärztinnen und Hausärzte werde es daher zunehmend wichtiger, ihre Patientinnen und Patienten auf Corona und Influenza zu testen, um sie richtig therapieren zu können.
Über alle Varianten hinweg waren der Analyse zufolge Husten und Schnupfen die am häufigsten übermittelten Symptome. Während der Omikron-Welle nahm jedoch der Anteil der Patienten mit Halsschmerzen deutlich zu. Das Symptom lag dann mit 48 Prozent auf Platz drei. Beim Wildtyp und bei der Delta-Welle hatte dieser Wert bei 27 und 26 Prozent gelegen. Der Anteil von Fieber war bei allen Varianten bei Kindern unter fünf Jahren deutlich am höchsten und nahm mit zunehmendem Alter stetig ab.
Ein typisches Symptom aus der Anfangszeit der Corona-Pandemie ist hingegen seltener geworden: In der vom Wildtyp dominierten Phase registrierte das RKI noch bei 23 Prozent der übermittelten Fälle Geschmacksverlust, in der Delta-Welle lag der Anteil fast gleich bei 24 Prozent. Während der vom Omikron-Typ BA.5 dominierten Phase sank er auf 11 Prozent. (dpa)