Darum wird die Vertragsverlängerung mit Ole Werner kein Selbstläufer

Ole Werners Zusammenarbeit mit Werder ist bislang eine Erfolgsgeschichte. Foto: Stache/dpa
Die Lage ist eigentlich klar: Schafft Werder Bremen den Klassenerhalt, dann verlängert sich der auslaufende Vertrag des Trainers automatisch um ein Jahr. Doch so einfach ist es nicht.
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Werder-Sportchef Frank Baumann hat bereits angekündigt, dass ihm die automatische Vertragsverlängerung bei Werner nicht ausreicht, er möchte den Coach mit einem neuen Kontrakt gerne langfristiger an den Club binden.
Nach Informationen der Redaktion gab es bereits erste Gespräche, die aber ohne Ergebnis geblieben sind. Ein Selbstläufer ist die Vertragsverlängerung also nicht, wie auch Werner nun angedeutet hat. „Wichtig ist, dass man sich Stück für Stück weiterentwickeln kann“, sagte Ole Werner jetzt der „Sport-Bild“ und meinte damit sowohl den Verein und sich selbst. Der 34-Jährige ließ einen interessanten Satz folgen: „Dabei spielen finanzielle und infrastrukturelle Rahmenbedingen eine wichtige Rolle. Das sind Sachen, die man klären muss.“
Werders finanzielle Lage ist angespannt
Und da könnte es durchaus schwierig werden. Denn die finanzielle Lage ist weiterhin angespannt. Im Sommer muss ein Transferüberschuss erwirtschaftet werden. Dafür ist der Verkauf von Leistungsträgern quasi Pflicht. Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch gelten als Verkaufskandidaten, weil sie hohe Ablösesummen versprechen. Die sportliche Qualität könnte dadurch natürlich enorm leiden, falls nicht entsprechender Ersatz geholt wird.
Werder steht ein spannender Sommer und eine vielleicht noch spannendere Saison bevor. Denn die Aufstiegseuphorie ist dann weg, das zweite Jahr nach einem Aufstieg gilt gemeinhin als besonders schwierig. Keine leichte Aufgabe für Ole Werner, dessen Zusammenarbeit mit Werder bislang eine Erfolgsgeschichte ist.
Nach der Saison gibt es die große Analyse, dann womöglich die Entscheidung im Fall Ole Werner. „Bislang ist die Entwicklung sehr positiv gewesen“, betonte der 34-Jährige extra noch. Eine Trennung ist zwar sehr unwahrscheinlich, aber es bleibt dabei auch abzuwarten, ob andere Clubs die Hängepartie in der Bremer Trainerfrage für eine eigene Offerte nutzen werden.
Letzter Heimsieg 2006: Werders Horror-Serie gegen die Bayern
Beim Bundesliga-Klassiker Werder gegen Bayern geht es am Sonnabend mal wieder um die deutsche Meisterschaft. Allerdings nicht wie in den 1980er- und frühen 2000er-Jahren, als die Bremer selbst noch um den Titel spielten. Diesmal sie sind nur eine der letzten Hoffnungen des Bayern-Rivalen Borussia Dortmund (Sbd., 18.30 Uhr/Sky). Der Tabellenzweite der Fußball-Bundesliga braucht dringend einen Club, der dem Serienmeister FC Bayern München an den verbleibenden vier Spieltagen dieser Saison noch ein Bein stellt.
Dabei ausgerechnet auf Werder Bremen zu hoffen, ist zumindest statistisch gesehen sehr gewagt. Denn der frühere Dauerrivale der Bayern gewann zuletzt am 20. September 2008 in München (5:2). Der vorerst letzte Heimsieg gelang Werder am 21. Oktober 2006 (3:1).
In den vergangenen 15 Jahren gab es für die Bremer gegen den deutschen Rekordmeister dann fast nichts mehr zu holen. Von den 22 Bundesliga-Duellen in der jüngeren Vergangenheit verloren sie 21. Die Bilanz der vergangenen zwölf Heimspiele: zwölf Niederlagen.

Kingsley Coman (links) von München kämpft mit Amos Pieper von Bremen um den Ball.
Clemens Fritz erlebt noch den letzten Werder-Sieg
Einer der Spieler, der beim letzten Heimsieg 2006 noch als Spieler dabei war, ist mittlerweile Leiter des Profifußball- und Scouting-Bereichs bei Werder: Clemens Fritz. „Das Wichtigste” bei einem Spiel gegen die Bayern sei: „Du brauchst einen guten Tag und musst über deine Leistungsgrenze hinausgehen”, sagte der 42-Jährige am Donnerstag. „Du musst mutig spielen und dir etwas zutrauen. Dann kannst du auch die Bayern schlagen.”
Trotz der großen sportlichen und atmosphärischen Probleme des FCB in diesem Frühjahr glaubt der Ole Werner allerdings nicht, dass die Münchner aktuell leichter zu besiegen seien als in den vergangenen Jahren. „Es ist immer sehr schwer, bei so einer Mannschaft über Schwächen zu sprechen”, sagte er. „Als sie in Mainz verloren haben, gehört zu der Wahrheit des Spiels auch, dass sie nach einer halben Stunde eigentlich 3:0 oder 4:0 führen müssen. Gegen Hoffenheim war es ähnlich.”
Werder muss erneut auf Torjäger Füllkrug verzichten
Man sei gegen Bayern immer noch darauf angewiesen, „das Spielglück auf deiner Seite zu haben und dass der Gegner nicht den effektivsten Tag vor dem gegnerischen Tor hat”. Er sehe bei den Bayern „nicht gravierend mehr Angriffsflächen als in der Hinrunde”.
Werder selbst muss gegen den Tabellenführer bereits zum vierten Mal nacheinander auf Nationalstürmer Niclas Füllkrug verzichten. „Wir haben die Wochen über immer versucht, ihn für die Spiele fit zu kriegen. Jetzt geht es für uns einfach darum, ihn behutsam aufzubauen”, sagte Werner am Donnerstag.
Der 30 Jahre alte Füllkrug schoss am 8. April beim 2:2 in Mainz noch den späten Ausgleichstreffer für die Bremer. Seitdem plagt sich der beste Torschütze der aktuellen Bundesliga-Saison mit einer Wadenverletzung herum. Wann er wieder eingesetzt werden kann, weiß Werner nicht. „Wir müssen gucken, ob es für Leipzig hinhaut”, sagte der Trainer. Der Pokalfinalist ist nach dem FC Bayern der nächste schwere Gegner des Tabellenzwölften auf dem Weg zum Klassenverbleib. (kni/mer/dpa)