Zähl Pixel
Karbonfasern überall

Defektes Windrad: Kreis setzt Betreiber Ultimatum

Das Rotorblatt der Windenergieanlage vom Typ GE 5.3-158 ist seit dem 15. September gebrochen.  Foto: Algermissen

Das Rotorblatt der Windenergieanlage vom Typ GE 5.3-158 ist seit dem 15. September gebrochen.  Foto: Algermissen

Seit September beschäftigt die Bewohner in Alfstedt bei Bremervörde ein Windrad, dessen Rotorenblatt abgebrochen ist. Nun hat sich der Landkreis Rotenburg eingeschaltet: Er droht der Betreiberin mit einer hohen Strafe, sollte das Rad nicht fristgerecht abgebaut werden.

Dienstag, 17.01.2023, 09:00 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Der Landkreis Rotenburg führt an, dass die Betreiberin nach dem Abbruch im September zugesagt hatte, den abgebrochenen Stump kurzfristig zu entfernen. Trotz mehrfacher Aufforderung sei das nicht geschehen. Nun stellt der Kreis ein Ultimatum: Sollte der verbliebene Rotoren-Stump nicht bis zum 20. Februar abgebaut sein, droht ein Zwangsgeld von 50.000 Euro über eine angeordnete Verfügung.

Der Landkreis erwarte eine schnelle Umsetzung, heißt es in der Mitteilung. Er behalte sich vor, den vollständigen Abbau der Anlage anzuordnen, sollte das Rotorenblatt nicht ersetzt werden. Außerdem überwache der Kreis die Reinigungsarbeiten auf den Grundstücken. Bei Bedarf werde nach Instandsetzung der Anlage eine Bodenprüfung und ein Nachweis über die ordnungsgemäße Entsorgung der Abfallstoffe angeordnet.

Kunststofffasern auf den Feldern

Die feinen Fasern und auch größere Teile des Rotorblatts fliegen seit Monaten auf die umliegenden Felder. Inzwischen ist klar, dass es sich dabei nicht nur um Teile aus Glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) sondern auch um Carbonfaserverstärkte Kunststoffe (CFK) handelt.

Die durch einen Anwalt vertretenen Betroffenen erfuhren, dass die Flächen weiter nicht bewirtschaftet werden sollten. Inzwischen hat ein von der Bremer Firma Energiekontor, die das Windrad betreibt, beauftragtes Unternehmen begonnen, die Fasern abzusammeln.

Dass es überhaupt zu der Havarie des Rotorblatts kommen musste, gibt einigen Alfstedtern Rätsel auf.

Mehrere Anwohner hatten sich in den Wochen vor dem Flügelbruch an das Unternehmen Energiekontor gewandt und berichtet, dass es scheppernde Geräusche im Flügel gibt.

Landwirte wegen defektem abgerissenem Windrad verzweifelt

Die Alfstedter Landwirte sind zunehmend verzweifelt, wenn sie ihre Flächen rund um die kaputte Windkraftanlage betreten. „Gerade diese Carbonfasern machen uns jetzt natürlich noch mehr Sorgen. Wir wissen überhaupt nicht, wie es nun weitergeht“, ärgerte sich das Landwirtspaar Uwe und Karin Tiedemann. Im Dezember gab es ein erstes großes Treffen aller betroffenen Flächeneigentümer und Pächter.

Die durch einen Anwalt vertretenen Betroffenen erfuhren, dass die Flächen weiter nicht bewirtschaftet werden sollten. Inzwischen hat ein von der Bremer Betreiberfirma Energiekontor beauftragtes Unternehmen begonnen, die Fasern abzusammeln.

In den vergangenen Wochen wurden die greifbaren Fasern in einem Radius von 1000 Metern rund um das Windrad, so gut es ging, beseitigt. Agrargutachter Hermann Jürgens betonte, dass ein vollständiges Entfernen nicht möglich sei. Jürgens erstellt derzeit eine Schlagkartei. Zusammen mit Grundstückseigentümern und Pächtern wird er die aktuellen Schäden und auch die Folgeschäden auf den Flächen ermitteln.

Bei einem ähnlichen Fall in der Nähe von Haltern in Nordrhein-Westfalen reichte das alleinige Absammeln nicht. Bei der Havarie einer Windkraftanlage des Typs „Nordex N149“ im September 2021 wurde das Gebiet weiträumig abgesperrt. Am Ende wurde dort großflächig der Boden ausgetauscht.

„Wir wünschen uns, dass das Ganze nun einfach schneller vorankommt. Derzeit haben wir nicht das Gefühl. Keiner fühlt sich dafür zuständig“, erklären Uwe und Karin Tiedemann verzweifelt. 17 Hektar ihrer Ländereien können sie seit Monaten nicht bewirtschaften. „Wir brauchen jetzt einfach einen Plan, wie es weitergeht“, betonen die beiden Alfstedter.

Weitere Artikel

ICE bleibt im Landkreis Harburg liegen

Rund 300 Fahrgäste müssen am Mittag auf der Strecke zwischen Hamburg und Lüneburg einen ICE verlassen. Sie können in einen Ersatzzug umsteigen. Was ist passiert?