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Hamburg

Demonstration gegen Stellenabbau im Hafen

Die Containerschiffe „Hamburg Bay“ (rechts) und „HMM Southhampton“ liegen am Container Terminal Burchardkai (CTB). Foto: Reinhardt/dpa

Die Containerschiffe „Hamburg Bay“ (rechts) und „HMM Southhampton“ liegen am Container Terminal Burchardkai (CTB). Foto: Reinhardt/dpa

In Hamburg kommt es heute zur größten Hafenarbeiter-Demonstration seit Jahren. Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten an den Terminals und des Gesamthafenbetriebes (GHB) samt Familien zum Protest gegen befürchtete Stellenstreichungen im großen Umfang aufgerufen.

Von Markus Lorenz Samstag, 11.12.2021, 08:00 Uhr

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Der Demonstrationszug startet um 11 Uhr am St. Annenplatz, vor der Zentrale des Terminalbetreibers HHLA, und führt bis zum Jungfernstieg.

Gewerkschaft und Betriebsräte im Hafen befürchten den massiven Verlust von Arbeitsplätzen infolge von Automatisierung, Rationalisierung und Arbeitsverdichtung sowie als Konsequenz aus der geplanten Zusammenarbeit der Terminalbetreiber HHLA und Eurogate. Die Einsparziele der Hafenbetriebe und die Auswirkungen der Fusion führten „spätestens ab 2025 zu Arbeitsplatzabbau in möglicherweise dreistelligem Bereich“, heißt es von Verdi. Davon sei auch der Personaldienstleister GHB mit seinen knapp 1000 Beschäftigten bedroht.

Die Gewerkschaft fordert Unternehmen und Politik zu Gesprächen auf, um die Jobs in Deutschlands größtem Hafen dauerhaft zu sichern.

Überstunden, um Schiffe schnell abzufertigen

Angesichts der aktuell wieder gut laufenden Geschäfte nach der schweren Corona-Krise fehlt den Arbeitnehmern jedes Verständnis für Sparkonzepte der Wirtschaft: Hafenbetriebe und Reedereien verzeichneten wachsende Erträge, die Beschäftigten leisteten erhebliche Mehrarbeit, um Schiffe rasch abzufertigen. Die klare Ansage: Eine Zukunftsstrategie der Hamburger Hafenwirtschaft über Lohneinbußen und Arbeitsplatzverluste werde die Arbeitnehmerschaft nicht zulassen.

Nach Ansicht von Natale Fontana, Landesfachbereichsleiter Verkehr bei Verdi Hamburg, müssten die Betriebe derzeit eigentlich massiv einstellen. Es könne nicht sein, „dass sich die Kolleginnen und Kollegen jetzt kaputt arbeiten“ und dann in die Arbeitslosigkeit geschickt würden. Fontana: „Wir wenden uns gegen die Vision eines Billighafens.“

Auch Beschäftigte anderer Häfen bei der Demo

Laut der Gewerkschaft haben allein Eurogate und die städtische HHLA Einsparungen von zusammen 130 Millionen Euro angekündigt. Obendrein setzten die Reedereien die Häfen unter immer größeren Kostendruck. „Sie erpressen die Beschäftigten mit der Behauptung, in Rotterdam oder Danzig würde billiger abgefertigt. Diesen Wettlauf nach unten akzeptieren wir nicht.“

Verdi rechnet bei der Demonstration mit mehreren Hundert Teilnehmern. Erwartet werden auch Beschäftigte aus den Häfen Bremen, Bremerhaven, Wilhelmshaven, Emden, Rostock und anderen. Eine erste Großdemo hatte die Gewerkschaft Anfang 2021 wegen des Lockdowns abgesagt.

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