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Betreuungszeiten

Den Kita-Eltern in Estorf reicht es

Die Eltern des Kindergartens „Storchennest“ in Estorf fordern längere und zuverlässige Betreuungszeiten. Foto: Helfferich

Die Eltern des Kindergartens „Storchennest“ in Estorf fordern längere und zuverlässige Betreuungszeiten. Foto: Helfferich

Den Eltern in Estorf reicht’s. Vergangene Woche wurde für einen Tag die Krippe geschlossen, tags zuvor war nur Notbetreuung möglich. Personell ist es eng. Die Mütter wünschen sich zuverlässige und längere Betreuungszeiten.

Von Susanne Helfferich Mittwoch, 12.01.2022, 08:00 Uhr

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Vier Stunden am Vormittag, von 8 bis 12 Uhr, das ist die reguläre Betreuungszeit im Storchennest im Estorfer Ortsteil Gräpel. Früh- und Spätdienst mitbuchen, das können nur berufstätige Alleinerziehende oder Eltern, die beide berufstätig sind. Dann können sie ihr Kind sechs Stunden im Kindergarten in Gräpel abgeben. Mehr geht nicht.

Arbeitszeiten kollidieren mit Betreuungszeiten

Das reicht den wenigsten: „Wenn ich fünf Stunden unterrichte, springe ich mit dem Klingelzeichen aus der Klasse und stürze ins Auto, um rechtzeitig um 13 Uhr beim Kindergarten zu sein, erzählt die Lehramtsreferendarin Sophia Böttjer. Sandra Raedel arbeitet in der ambulanten Pflege. „Eigentlich müsste ich um 6 Uhr anfangen, doch mein Arbeitgeber kommt mir entgegen“, erzählt sie. Vor 7.30 Uhr schafft sie es nicht zum Arbeitsplatz nach Bremervörde. Sie arbeitet mit Menschen, die ihre Hilfe benötigen. „Ich kann nicht immer um 12.30 Uhr einfach wegfahren.“ Nadja Hemp hat ihre Stelle als Tierarzthelferin aufgegeben. Ihre Arbeitszeiten ließen sich nicht mit den Betreuungszeiten der Kinder vereinbaren.

Eine Kernbetreuung wenigstens von 7 bis 14 Uhr wünschen sich die Mütter.  Und: „Wir brauchen eine zuverlässige Betreuung“, sagt Verena Eckhoff. Oft würden die Eltern gebeten, ihre Kinder zu Hause zu behalten, erzählen sie. In der vergangenen Woche war es wieder so weit: Am Dienstag gab es für die Krippe eine Notbetreuung, da zusätzlich zum Urlaub einer Erzieherin eine zweite erkrankte. Am nächsten Tag war die Gruppe für die unter Dreijährigen ganz geschlossen.

„Es ist so oft Notbetreuung gewesen im letzten Jahr. Ich wusste dann gar nicht, ob ich meinen Kindern, meinem Arbeitgeber oder den Erzieherinnen gegenüber ein schlechtes Gewissen haben sollte. So kann es einfach nicht weitergehen“, fasst Elternvertreterin Tanita Baden ihre Gefühlslage zusammen.

Eltern sammeln Unterschriften

Berufstätigkeit, womöglich ein Ganztagsjob, sei ohne Familie oder Großeltern im Hintergrund nicht möglich. Daher sammelte Tanita Baden vor gut einem Jahr mit ihrer Elternratskollegin Nadja Hemp Unterschriften für längere Betreuungszeiten bis 16 oder 17 Uhr. Doch damals wurden die Pläne für einen Anbau vorgestellt.

Das ist nun ein Jahr her, und die Bauarbeiten haben nicht begonnen. „Ich verstehe die Ungeduld der Eltern, auch wir vom Gemeinderat hätten die Umsetzung lieber heute als morgen“, versichert Bürgermeister Werner Hinck (SPD).

Aktueller Stand der Kita-Erweiterung

Seit drei Jahren seien Kita-Erweiterung und längere Betreuungszeiten Thema. Nach ersten Gesprächen mit der Landesschulbehörde war klar, dass eine Erweiterung der Öffnungszeiten bauliche Veränderungen erfordert: Küchenbereich, Bewegungsraum, Ruheräume für die Krippenkinder und Sozialräume für die Mitarbeiter. So kam ein Anbau ins Gespräch. Doch damit wäre der Außenbereich der Kita zugebaut worden. Auch über Modulbauweise wurde nachgedacht. Der aktuelle Stand: Ein örtlicher Investor hat das Nachbargrundstück gekauft und will ein Kita-Gebäude errichten, das mit dem Altgebäude verbunden wird. Die Gemeinde wird dann Mieter.

Der Bauantrag sei fertig und mit der Landesschulbehörde abgestimmt, berichtet Hinck. Allerdings müsse der Landkreis noch der Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Miet-Variante zustimmen. Über diesen Sachstand wird der Bürgermeister auch am Sonnabend, 15. Januar, im Sport- und Sozialausschuss berichten. Er tagt um 9.30 Uhr im Aufenthaltsraum der Feuerwehr.

Personal soll aufgestockt werden

Beim Personal ist Werner Hinck optimistisch: Wenn die Betreuungszeiten ausgeweitet werden, wollen zwei Mitarbeiterinnen länger arbeiten, auch eine Vertretungskraft wolle aufstocken, „da sehe ich uns gut aufgestellt“.

Die aktuelle Situation sei nicht vergleichbar: Sie betreffe eher die Vertretungskräfte. „Diese sind schwer zu bekommen“, sagt Hinck. „Wenn, wie zurzeit, zwei Stammkräfte krankheitsbedingt länger ausfallen, wird die Luft dünn.“ Dann dürften keine weiteren Krankheitsfälle oder, wie momentan möglich, ein Quarantänefall dazu kommen, und schon müsse eine Gruppe schließen.

Dass die Gemeinde vor einiger Zeit zwei Erzieherinnen ziehen ließ, die ihre Arbeitszeit aufstocken wollten, erklärt er so: „Momentan können wir nicht aufstocken, da die Arbeitszeiten zu kurz sind, die Vertretungssituation würde dadurch nicht besser.“

Kita-Zeiten

In der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten haben die Mitgliedsgemeinden die Trägerschaft der Kindertagesstätten. Ganztagsangebote gibt es in den größeren Gemeinden Hammah, Himmelpforten und Oldendorf (mit 3000 bis 5000 Einwohnern). In den Gemeinden Düdenbüttel (1044) und Burweg (1000) gibt es Betreuungszeiten bis 15 Uhr. In den kleineren Gemeinden gibt es nur Halbtagsbetreuung.

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