Dollerns neuer Bürgermeister setzt auf Diskussion - Bürgerhaus wieder Thema

Dollerns neuer Bürgermeister Jan-Hinnerk Burfeind vor dem Bürgerbüro. Foto: Lohmann
Jan-Hinnerk Burfeind (CDU) steht für einen Neuanfang, für einen anderen Führungsstil. Der neue Bürgermeister setzt auf eine neue Diskussionskultur, will den Gemeinderat in die Entscheidungsprozesse mit einbeziehen und auch die Bürger beteiligen.
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Jan-Hinnerk Burfeind (CDU) steht für einen Neuanfang, für einen anderen Führungsstil. Der neue Bürgermeister setzt auf eine neue Diskussionskultur, will den Gemeinderat in die Entscheidungsprozesse mit einbeziehen und auch die Bürger beteiligen.
„Miteinander reden, diskutieren, sich einbringen“ – dafür plädiert Jan-Hinnerk Burfeind, Nachfolger des langjährigen Bürgermeisters Wilfried Ehlers (SPD). Als Teamplayer versteht sich der 55-jährige Landwirtschaftsmeister. Als eine der ersten Maßnahmen wurde der nichtöffentlich tagende Verwaltungsausschuss abgeschafft, in dem bisher vieles besprochen und am Rat vorbei entschieden wurde.
Bürgermeister Burfeind will es anders machen. Im Rat, der nun öfter tagt, mit Einwohnerfragestunden am Anfang und Ende der Sitzung, soll jetzt wieder mehr diskutiert werden. Jeder soll sich einbringen können, und gemeinsam wird entschieden. Dabei hilft, dass mit sechs Neulingen im Rat – neben sieben Mitglieder mit teils langjähriger Ratserfahrung – ein „Das haben wir schon immer so gemacht“ nicht mehr funktioniert. Für einige Politiker, die nicht mehr dabei sind, sei das „ein absolutes No-go“ gewesen, erzählt der Landwirt. Mit „Ihr schafft euch eine Sabbelgruppe, das kann nicht funktionieren“ sei der Rat, der aus vier Fraktionen und einem Einzel-Mitglied besteht, kritisiert worden.
Parteizugehörigkeit ist ihm nicht wichtig
Seit 15 Jahren sitzt Jan-Hinnerk Burfeind, geboren in Dollern, verheiratet, drei Kinder, für die CDU im Gemeinderat. Zuvor hatte er es schon einmal auf der Liste der Wählergemeinschaft probiert. Zwar ist er CDU-Mitglied, doch die Partei ist ihm nicht wichtig: „Es geht um Sachentscheidungen fürs Dorf, im Dorf braucht man keine Parteien.“ „Es war nicht meine Absicht, Bürgermeister zu werden“, sagt er auch. Damit habe er nicht gerechnet. Um die Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen, arbeitet der selbstständige Landwirt eng mit seinen Stellvertreterinnen Bianka Lange (SPD) und Inna Reit (DWG) zusammen.
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Zu diskutieren gibt es viel, zum Beispiel über den Dauerbrenner Bürgerhaus, bei dem sich der alte Rat nicht einigen konnte. Der neue Rat fängt nun ganz von vorne an. „Was brauchen wir eigentlich?“ wird zusammen überlegt.
Was geschehen muss, damit die Dorfgemeinschaft wieder gelebt wird – auch damit wird sich der Rat befassen müssen. Dass Dollern seinen dörflichen Charakter verloren hat, bedauert der Bürgermeister und appelliert an die (Neu-)Bürger, sich mehr einbringen. Nach Corona soll es wieder Aktivitäten wie das Osterfeuer der CDU auf seinem Gelände geben. Auch Angebote wie Lesungen, Eltern-Kind-Gruppen, Spielenachmittage und Yoga findet der Bürgermeister wichtig.
Der Beruf ist sein Hobby
Jan-Hinnerk Burfeind ist kein Vereinsmensch; er war nie Mitglied in einem Verein, hat auch nie Sport getrieben. Sein Beruf sei sein Hobby, sagt er. „Da habe ich Lust zu, da bin ich ehrgeizig.“ Drei feste Mitarbeiter beschäftigt er für seinen Landwirtschaftsbetrieb, seinen Fuhrbetrieb und als Dienstleister. Er bewirtschaftet 400 Hektar, baut Kartoffeln, Rüben und Getreide an. Der Hof seines Vaters hatte ursprünglich mitten im Ort gelegen; 1965 zog der Betrieb an den Helmster Weg. Als der Vater früh starb, übernahm der Sohn den Hof. Vor 19 Jahren habe er als erstes eine Photovoltaikanlage installiert, erzählt Burfeind. Nicht wegen des Klimawandels, sondern weil es ins Konzept passte. Deshalb betreibt er auch mit seinem Nachbarn, mit dem er in einer offenen Betriebsgemeinschaft eng zusammenarbeitet, eine Biogasanlage.
Wegen des Klimawandels werden Vorgaben bei Neubaugebieten kommen, davon ist der Bürgermeister überzeugt. Und er bezweifelt, ob das Dorf immer weiter wachsen und sich vergrößern muss. „Bisher war die Frage nicht erlaubt: Wo wollen wir hin, was macht Sinn für das Dorf?“, sagt er. Darüber müsse man im Rat reden dürfen.
Einige Bauprojekte stehen an, so die Entwicklung der Sandbarg zum Wohnbaugebiet und der Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses durch die Samtgemeinde Horneburg. Die Sanierung von Straßen und Gehwege soll weitergehen. Auch mit dem Abriss der baufälligen früheren Flüchtlingsbaracken am Weg „An der Bahn“ muss sich der Rat befassen.
Bürgermeister per Handy und Mail erreichbar
Ein Thema, das viele Bürger interessiert, kommt wieder auf die Tagesordnung: die umstrittenen gelben Fahrbahn-Teller zur Verkehrsberuhigung. Mit einer Umfrage soll überprüft werden, was die Anwohner wollen.
Wünsche, die bei Umfragen zur Sprache kamen, sollen ebenfalls diskutiert und realisiert werden: Verkehrssicherheit (vorallem an der Grundschule), eine Telefonzelle als Büchertauschbörse, eine Boulebahn auf dem Eck-Grünstreifen Issendorfer Weg/Veerenkamp. Wichtig ist dem Bürgermeister aber, dass die Gemeinde nur das macht, „was finanziell geht“, eine Neuverschuldung kommt für ihn nicht in Frage.
Wegen Corona bietet Bürgermeister Burfeind zurzeit keine Sprechstunde im Bürgerbüro an. Für eine Terminabsprache ist er unter 01 71/ 7 82 19 69 oder per Mail unter kartoffel-burfeind@t-online.de zu erreichen.
Gemeinderat
Mit dem Haushaltsplan 2022 befasst sich der Gemeinderat Dollern in der Sitzung am Donnerstag, 20. Januar, ab 19 Uhr im Rathaus in Horneburg. Weitere Themen sind die Fortsetzung der Straßenunterhaltungsarbeiten, die Änderung des Bebauungsplanes Nr. 6 „Nedderbrook/ Veerenkamp“
für ein Boulefeld, die Aufstellung einer Büchertelefonzelle vor dem Bürgerbüro, und die Benennung eines Vertreters für die Arbeitsgruppe Friedhöfe in der Samtgemeinde Horneburg. Einwohner können sich mit Fragen am Anfang und am Ende der öffentlichen Sitzung zu Wort melden.