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Fußball-Bundesliga

Reifer FC St. Pauli: Italienische Abwehrlust am Millerntor

St. Paulis Daniel Sinani feiert sein Tor zum 3:0.

St. Paulis Daniel Sinani feiert sein Tor zum 3:0. Foto: Christian Charisius/dpa

St. Pauli entwickelt sich weiter: Beim 3:0 gegen Union verzückt der Club vorn durch Angreifer Guilavogui - aber auch hinten. Grund für die Abwehrstärke ist eine Lektion des Trainers in Italien.

Von Felix Schröder, dpa Montag, 27.01.2025, 12:30 Uhr

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Hamburg. Morgan Guilavogui, der Mann des Spiels, umwehte noch der Zauber seines Auftritts. Der Angreifer des FC St. Pauli grinste überglücklich in den Katakomben vom Millerntor-Stadion und sprach von einem „magischen“ Abend. Der Doppeltorschütze und Vorlagengeber beim 3:0 (1:0) gegen den 1. FC Union Berlin hatte maßgeblichen Anteil daran, dass der Hamburger Fußball-Bundesligist einen bedeutenden Sieg im Abstiegskampf feierte.

„Die ganze Mannschaft hat ein sehr großes Spiel gemacht“, sagte der 29-Jährige uneigennützig. Befand aber auch: „Es war ein sehr schöner Abend für mich.“ An seinen letzten Doppelpack konnte er sich nicht erinnern. Allerdings an einen Hattrick, den er im April 2023 noch für Paris FC in der zweiten französischen Liga beim Gegner FC Valenciennes erzielt hatte.

Der Einkauf des vergangenen Sommers lieferte seine mit Abstand beste Saisonleistung und stand symptomatisch für die Entwicklung, die die Norddeutschen seit ihrem Aufstieg durchgemacht haben. Vor allem defensiv zeigte die Mannschaft angesichts des siebten Ligaspiels ohne Gegentor erneut eine große Leistung. Und das, obwohl Abwehrchef Eric Smith und Karol Mets fehlten.

„Defensiv kann ich das Team gar nicht genug loben“, sagte Kapitän Jackson Irvine. Der australische Nationalspieler hob jedoch auch die „Top-Leistung von Morgan“ hervor. Neben dem starken Vortrag der Offensive machte der Kiez-Club aber eben auch deutlich, warum er bisher nach Tabellenführer Bayern München (16) die wenigsten Gegentreffer (21) der Bundesliga kassiert hat.

Trainer Blessin: Auftritt gegen Union „reife Leistung“

Zwar lieferte das von Ex-HSV-Coach Steffen Baumgart trainierte Union keine glanzvolle Partie ab. Aber schon alleine der Beginn der zweiten Hälfte sprach Bände, als der vertretungsweise zum Abwehrchef beförderte Hauke Wahl den frei zum Tor stehenden Jordan per eingesprungener Grätsche vom Ausgleich abhielt.

Wahl, der sich dafür wie bei einem Tor feiern ließ, war stolz auf die Defensivleistung: „Es hilft uns, wenn wir tief stehen und dann ist es für jede Mannschaft schwer, unser Bollwerk zu knacken. Wir unterstützen uns gegenseitig und es ist nicht einfach, gegen uns zu spielen“, sagte der 30-Jährige.

Auch Trainer Alexander Blessin freute sich, als sich die Spieler für die Abwehraktion bejubelten. Diese starke Defensive sieht der Trainer nur allzu gern. Blessin bezeichnete den Auftritt als „reife Leistung“.

Seine Mannschaft hat die Lust am Verteidigen noch einmal neu für sich entdeckt. Und das ist ganz im Sinne von Blessin, der vor seiner Zeit in Hamburg und Belgien bei Union Saint-Gilloise den italienischen Traditionsclub Genua CFC für knapp ein Jahr trainiert hatte.

„Das will ich ja in die Mannschaft implementieren: Ein Sieg ist schön. Aber ein Sieg mit einem Clean Sheet (Anm.: Spiel ohne Gegentor) ist wesentlich schöner“, sagte Blessin. „Und das habe ich halt einfach aus Italien mitgenommen“, fügte der 51-Jährige hinzu: „Diese Denkweise, die will ich bei jedem im Kopf sehen.“ Der in der Fußballwelt als „Catenaccio“ bekannte leidenschaftliche Defensivstil genießt in Italien weiterhin hohes Ansehen.

St. Pauli trifft wieder auf Tabellennachbar: Augsburg zu Gast

Die italienischen Einflüsse sorgen unter anderem aktuell dafür, dass der Club einen wichtigen Teilschritt in Richtung Klassenverbleib gemacht hat. Durch den Erfolg zogen die Hanseaten dank der besseren Tordifferenz an den punktgleichen Berlinern (beide 20) in der Tabelle vorbei und haben als Rang-13. einen Abstand von sechs Zählern auf den Relegationsrang.

In der kommenden Woche können die Hamburger im direkten Duell näher an den fünf Punkte entfernten Tabellennachbarn aus Augsburg heranrücken, wenn sie am Samstag (15.30 Uhr/Sky) daheim auf den FCA treffen. „Augsburg ist ein Brett“, prognostizierte Blessin. Er wünscht sich trotzdem den dritten Sieg in Folge.

St. Paulis Morgan Guilavogui (r) feiert sein Tor zum 1:0 mit Noah Weißhaupt.

St. Paulis Morgan Guilavogui (r) feiert sein Tor zum 1:0 mit Noah Weißhaupt. Foto: Christian Charisius/dpa

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