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Preisstreit

Edeka räumt Miracoli, Uncle Ben's und weitere Produkte aus Regalen

Zum US-Konzern Mars Incorporated gehören nicht nur Schokoriegel, sondern auch Hunde- und Katzenfutter, Nudel- und Reisprodukte. Foto: dpa-Bildfunk

Zum US-Konzern Mars Incorporated gehören nicht nur Schokoriegel, sondern auch Hunde- und Katzenfutter, Nudel- und Reisprodukte. Foto: dpa-Bildfunk

Viele Kunden dürften sich derzeit fragen, warum einige Topmarken fehlen. Im Hintergrund tobt ein Preisstreit. Jetzt plant Edeka auch in den nächsten Wochen ohne diese 450 Produkte.

Dienstag, 07.03.2023, 09:23 Uhr

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Der Streit um Preise mit dem US-Lebensmittelhersteller Mars Incorporated schwelt bei der Handelskette Edeka weiter. Bereits im Oktober 2022 hatte der US-Konzern Lieferungen an die deutschen Supermarktketten Edeka sowie deren Discounter-Töchter Penny und Netto eingestellt. Auch Rewe war betroffen. Man sehe trotz intensiver Verhandlungen keine Basis, die von Mars geforderten Preiserhöhungen zu akzeptieren, hieß es damals vom Edeka-Konkurrenten Rewe.

Manche Forderungen, die nicht mit höheren Kosten für Energie und Rohstoffe zu begründen seien, lehne man „strikt ab“. Edeka sieht es ähnlich. „Die erheblichen Preisforderungen des Herstellers Mars sind aus unserer Sicht sachlich nicht begründet“, sagte ein Edeka-Sprecher.

Dabei soll die geforderte Preiserhöhung seitens Mars wohl deutlich im zweistelligen Prozentbereich liegen.

Edeka ersetzt Produkte mit Eigenmarken

Jetzt plane Edeka auch in den kommenden Wochen konsequent ohne die Produktpalette des US-Konzerns. Das berichtet die "Lebensmittel Zeitung". Betroffen seien weit mehr als nur die unter dem Herstellernamen bekannten Schokoriegel. Im Gegenteil: Der Boykott betreffe rund 450 Waren.

Kunden könnten damit bei Edeka etwa kein Whiskas-Katzenfutter mehr bekommen, Reisprodukte von Uncle Ben's oder den beliebten Spaghetti-Klassiker Miracoli. Der Händler hatte die Produkte teilweise bereits aus dem Sortiment genommen, berichtet die "Lebensmittel Zeitung". Die gestrichenen Marken machten bei Edeka ein Umsatzvolumen von 300 Millionen Euro aus, hieß es weiter. Der US-Konzern Mars Incorporated hat seine Deutschland-Zentrale im niedersächsischen Verden. Er bietet des Weiteren Schokolade (Snickers, Bounty), Kaugummis (Airwaves), Haustiernahrung (Chappi) und Eis an.

Edeka wolle dem Bericht zufolge die Regale verstärkt mit Eigenmarken und anderen Produkten auffüllen.

Edeka im Gerichtsstreit mit Coca-Cola

Edeka hatte jüngst auch mit Coca-Cola einen Gerichtsstreit geführt und den Kürzeren gezogen. Das Landgericht Hamburg hob im vergangenen Jahr eine einstweilige Verfügung auf und wies in seinem Urteil die Edeka-Forderung nach einem Lieferstopp-Verbot zurück. 

Nach Ansicht der für Handelssachen zuständigen Kammer hat Edeka nicht ausreichend glaubhaft gemacht, dass die von Coca-Cola geforderten Preise erheblich von denjenigen abweichen, die sich bei einem wirksamen Wettbewerb mit hoher Wahrscheinlichkeit ergeben würden.

Marktforscher: Preissteigerungen machen viele Kunden wütend

Die kräftigen Preissteigerungen im Lebensmittelhandel sorgen Marktforschern zufolge mittlerweile bei mehr als der Hälfte der Verbraucherinnen und Verbraucher für Wut und Empörung. „Die Verbraucher sind zornig, nicht einfach nur enttäuscht oder verzweifelt, nein, sie sind wütend“, schilderte der GfK-Handelsexperte Robert Kecskes im aktuellen „Consumer Index“ des Marktforschungsunternehmens das Ergebnis einer im November durchgeführten repräsentativen Befragung von 1000 Personen.

Rund 47 Prozent der Menschen hätten bei der Umfrage der Aussage zugestimmt, dass die Erhöhung der Preise sie „wütend“ mache, berichtete Kecskes. Weitere 13 Prozent bezeichneten die Erhöhungen als „unverschämt“. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher hätten den Verdacht, dass sie Leidtragende gesteuerter Preiserhöhungen seien, berichtete Kecskes. Nur gut jeder dritte der 1000 Befragten zeigte demnach Verständnis für die Preiserhöhungen von Herstellern und Händlern.

Gleichzeitig versuchen die Menschen pragmatisch mit den Herausforderungen knapper Kassen umzugehen, wie der Handelsexperte berichtete. Es werde gezielter und sparsamer eingekauft. Davon profitierten die Discounter zulasten der Supermärkte. Nach Angaben der GfK lagen die Umsätze der Discounter im Januar um 18 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Supermärkte konnten dagegen ihre Umsätze nur um 7 Prozent steigern.

Allerdings bedeuteten die Umsatzzuwächse nicht, dass mehr Ware gekauft worden sei. Im Gegenteil: Selbst bei den Discountern sei das immense Umsatzwachstum im Januar komplett auf Preissteigerungen zurückzuführen, informierte die GfK. Denn die inflationären Energie- und Beschaffungskosten schlügen bei den preislich auf niedrigerem Niveau angesiedelten Eigenmarken der Discounter noch stärker durch als bei den in Supermärkten dominierenden Markenartikeln.

Butterpreise sinken erneut

Zuletzt waren einige Produkte in den Supermärkten trotz weiterhin hoher Inflation wieder günstiger geworden. So waren die Butterpreise auf breiter Front ins Rutschen geraten. Zahlreiche Händler vom Discounter Aldi über Norma und Kaufland bis zur Supermarktkette Rewe und ihrem Discounter Penny senkten einer Umfrage zufolge in der vergangenen Woche die Preise für die billigste 250-Gramm-Packung Markenbutter von 1,59 auf 1,49 Euro. Auch Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka und seine Discounttochter Netto kündigten an, bei den Preissenkungen mitzuziehen.

Es handelt sich nicht um Sonderangebote, sondern den neuen Normalpreis. Es ist bereits die zweite Preissenkungsrunde bei Butter innerhalb weniger Wochen. Erst Anfang Februar war der Butterpreis im Billigsegment von 1,99 auf 1,59 Euro gesunken. Zum Höhepunkt der Preiswelle im Mai hatte das Paket Butter 2,29 Euro gekostet. Butter gilt als Eckpreisartikel, an dem sich die Kunden bei der Preiswahrnehmung eines Händlers orientieren.

Auch Kaffee war wieder günstiger geworden. (dpa/tip)

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