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Fußball

Elstorf verliert 1:8 gegen den HSV - aber jubelt am lautesten

Emir Sahiti am Ball.

Timo von Reith (2.v.r.) und sein Team konnten den Hamburgern um Anssi Suhonen (am Ball) oft nur hinterlaufen. Elstorf verkaufte sich aber teuer. Foto: Jan Iso Jürgens

Der TSV Elstorf feiert 100 Jahre Vereinsgeschichte mit einem Jahrhundertspiel gegen den Hamburger SV. So lief das Spiel gegen den Bundesligisten.

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Von Thies Meyer
Samstag, 05.07.2025, 16:15 Uhr

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Elstorf. Elstorf gegen den Hamburger SV: Das war Bezirksliga gegen Bundesliga, 1.200 gegen 127.000 Mitglieder und 3000-Einwohner-Dorf gegen 1,8-Millionen-Metropole. HSV-Aufstiegstrainer Merlin Polzin freute sich auf den freundschaftlichen Vergleich: „Man spürt, dass der HSV wieder da ist und eine Wucht entwickelt rund um Hamburg.“

Merlin Polzin und Sebastian Schonlau lachen.

Merlin Polzin und Kapitän Sebastian Schonlau hatten trotz der Pflicht auf dem Platz Spaß an dem Freundschaftsspiel, bei dem es für den TSV um viel mehr als das Sportliche ging. Foto: Jan Iso Jürgens

Dass die Vereine sportlich sechs Ligen trennen, zeigte der HSV im ersten Testspiel nach seiner Bundesliga-Rückkehr dem Siebtligisten von Beginn an auf - auch wenn sich der TSV mit dem ersten Angriff des Spiels vor dem HSV Szenenapplaus von den rund 3080 Zuschauern abholte.

Genterczewsky wird zum TSV-Helden

Ransford Königsdörffer (4. Minute) eröffnete den Torreigen nach einer Vorarbeit von Neuzugang Rayan Philippe. Er war es auch, der in der 11. Minute den Rebound von Emir Sahitis Lattenkracher freistehend verwertete. Philippe stand genauso in der Startelf wie einige andere neue HSV-Gesichter, darunter Jordan Torunarigha und Nicolai Remberg.

Dann war es Sahiti (18.), der im Nachschuss humorlos zum 3:0 einschob, nachdem Königsdörffer an den Pfosten köpfte. Vor der Pause schnürte Königsdörffer (41.) den Doppelpack, kurz nach Wiederanpfiff war HSV-Torjäger Robert Glatzel (56.) zur Stelle - 5:0.

Doch der große Auftritt sollte Jonah Genterczewsky (60.) gehören. Ihre beherzigte Leistung nach dem Seitenwechsel, ihren Angriffsmut belohnten die Grün-Weißen. Sie zogen einen Freistoß vor dem Sechzehner der Hamburger, den sich der Neuzugang vom Buchholzer FC schnappte und versenkte.

Zweikampf zwischen einem Elstorfer Spieler am Ball und einem HSV-Profi.

Einer der selteneren Defensivzweikämpfe, die die Rothosen gegen die Bezirksligakicker führen mussten. Foto: Jan Iso Jürgens

„Atemberaubend, wirklich“, sagte der Torschütze zum 1:5 bei HSV-Stadionsprecher Christian Stübinger nach dem Spiel zum Traumtor. Er habe das mit einem Teamkollegen abgesprochen: Der solle im Spiel mal einen Freistoß ziehen. Genterczewsky selbst würde ihn dann schießen. Die Absprache vorher, die Umsetzung nachher: Filmreif. Ihren Ehrentreffer-Schützen bejubelten die Elstorfer Fans entsprechend frenetisch. Der Jubel war lauter als bei allen HSV-Treffern.

Die HSV-Profis klatschen sich ab nach einem Tor.

Achtmal klatschten sich die HSV-Profis nach einem Treffer in Elstorf ab. Der große Jubel blieb bei dieser Pflichtaufgabe aus. Foto: Jan Iso Jürgens

Das sagt Elstorfs Trainer Welke

Der HSV schraubte das Freundschaftsspiel noch auf 8:1. Robert Glatzel (67. und 81., Foulelfmeter) traf in Elstorf dreifach und Talent Moritz Reimers (80.) trug sich ebenfalls in die Torschützenliste ein. TSV-Coach Michel Welke war mit diesem Ergebnis zufrieden und stolz auf seine Jungs: „Ich wurde im Vorfeld gefragt: Was ist dein Wunschergebnis? Die Frage habe ich nicht beantwortet. Aber ich habe mir gewünscht, dass wir einen reinschweißen.“

Das Drehbuch für das Spiel - es lief so, wie Welke und Genterczewsky es sich vorgestellt haben. Dieses Jahrhundertspiel, einmal gegen Bundesligaprofis anzutreten, könne der Mannschaft „keiner nehmen“, sagt Welke.

Welke weiter: „Ich habe mir gewünscht, dass wir keine einfachen Dulli-Tore kassieren. Zwei Gegentore waren vermeidbar.“ In der Kabine habe er kaum Ehrfurcht bei seinen Spielern gespürt. Im Spiel schon. In den ersten zehn Minuten sei „mit dem Ball gar nichts gegangen“. Zweite Halbzeit war ein Spiegelbild dessen: Welke sah Mut am Ball bei seinen Spielern. Aus diesen Momenten - der TSV am Ball, der Bundesligist läuft hinterher - könne sein Team am meisten lernen.

Kinder in HSV-Klamotten klatschen an der Bande mit Spielern ab.

Leuchtende Augen: Junge HSV-Anhänger sehen in Elstorf ihre Idole. Foto: Jan Iso Jürgens

Für den TSV Elstorf ertönt der Anpfiff seiner Pflichtspielsaison am 13. Juli (15 Uhr) beim TuS Eversen/Sülze in der Bezirkspokal-Qualifikation. Der HSV testet weiter bis zum Auftakt im DFB-Pokal bei FK Pirmasens (16. August, 13 Uhr). Eine Woche später läuft der „Dino“ beim Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach (23./24. August) wieder im Oberhaus auf.

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