Extremhitze: Jungvögel flüchten aus überhitzten Nestern unterm Dach

Extreme Temperaturen setzen Gebäudebrütern wie Mehlschwalben massiv zu. Foto: Christoph Moning
Die brütende Sommerhitze hat nicht nur Menschen, sondern auch Gebäudebrüter schwer getroffen. Mauersegler und Mehlschwalben sind aktuell in großer Gefahr.
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Landkreis. In den vergangenen Tagen haben die sengenden Temperaturen zahlreiche Gebäudebrüter im Elbe-Weser-Dreieck schwer getroffen. Immer häufiger werden junge Vögel gemeldet, die orientierungslos am Boden sitzen oder bereits verendet sind. Die Tiere springen in ihrer Not aus den überhitzten Nestern unter den Dächern - oft, bevor sie flügge sind. Die Nabu-Regionalgeschäftsstelle Elbe-Weser ruft deshalb die Bevölkerung zu besonderer Achtsamkeit und gezieltem Handeln auf.
„Uns erreichen derzeit zahlreiche Meldungen über Jungvögel, die aus den stickigen Brutplätzen geflüchtet sind“, berichtet Jana Jensen, Leiterin der Nabu-Regionalgeschäftsstelle Elbe-Weser. „Bei den Mauerseglern ist das besonders dramatisch: Wenn sie einmal ihr Nest verlassen haben, werden sie von den Eltern nicht mehr versorgt – ohne Hilfe droht ihnen der sichere Tod.“
Temperaturrekorde bedrohen ganze Bruten

Durch die Hitzewelle scheint vielen Mauerseglern ein massiver Brutausfall zu drohen. Foto: Christoph Moning
Besonders alarmierend sind die Berichte von ehrenamtlichen Helfern und Experten. Durch die Hitzewelle scheint vielen Mauerseglern ein massiver Brutausfall zu drohen. Die Tiere errichten ihre Nester meist in kleinen Spalten direkt unter den Dachpfannen, wo sich die Luft bei hohen Außentemperaturen extrem aufheizt. Auf der Suche nach Abkühlung drängen sich die Jungvögel an die Einfluglöcher und stürzen dabei vielfach ab.
Wichtig ist die Unterscheidung: Viele junge Singvögel wirken ebenfalls hilflos, wenn sie am Boden sitzen. Sie verlassen jedoch oft freiwillig ihr Nest, um das Fliegen zu üben, und werden weiterhin von ihren Eltern gefüttert. In diesen Fällen schadet menschliches Eingreifen mehr, als es nützt.
Wie Jungvögeln geholfen werden kann
Was kann man tun, wenn man einen Jungvogel findet? Die Nabu-Regionalgeschäftsstelle Elbe-Weser bittet alle Bürger um folgende Schritte:
1. Art bestimmen: Handelt es sich um einen Gebäudebrüter? Insbesondere um einen Mauersegler oder eine Mehlschwalbe?
2. Gesundheitszustand prüfen: Ist der Jungvogel unverletzt und kräftig?
3. Wenn möglich, zurück ins Nest setzen: Durch die sinkenden Temperaturen ist das aktuell wieder möglich. Schwalbennester sind in der Regel gut sichtbar, die Bruthöhlen der Mauersegler oft unscheinbare Spalten im Dach.
4. Wenn das nicht geht oder der Vogel stark geschwächt ist: Sofort fachkundige Hilfe einholen.
„Jeder gerettete Jungvogel zählt“, betont Jensen. „Gerade in diesen heißen Wochen entscheidet oft der schnelle Einsatz aufmerksamer Menschen über Leben und Tod.“
Weitere Infos: www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/helfen/01945.html. (sal)
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