Zähl Pixel
Warnstreik

Flughafen Hamburg wieder im Normalbetrieb

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Firmen am Airport Hamburg kommen auf einem Parkdeck am Flughafen zu einer Verdi-Kundgebung während ihres Warnstreiks zusammen. Am Flughafen Hamburg hat der Streik am Sonntag, 12. März, um 22:00 Uhr begonnen. Foto: Christian Charisius/dpa

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Firmen am Airport Hamburg kommen auf einem Parkdeck am Flughafen zu einer Verdi-Kundgebung während ihres Warnstreiks zusammen. Am Flughafen Hamburg hat der Streik am Sonntag, 12. März, um 22:00 Uhr begonnen. Foto: Christian Charisius/dpa

Nach den warnstreikbedingten Ausfällen am Montag rechnet der Hamburger Flughafen am Dienstag mit keinen weiteren Einschränkungen.

Dienstag, 14.03.2023, 09:00 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Nach einem 24-stündigen Warnstreik am Montag haben die Flughäfen Hannover, Bremen und Hamburg am Dienstagmorgen wieder ihren regulären Betrieb aufgenommen. Wie Sprecher der Flughäfen am Dienstagmorgen mitteilten, sollen in Hamburg und Hannover alle Starts und Landungen wie geplant stattfinden, nur in Bremen seien am frühen Morgen wegen der Nachwirkungen des Streiks noch zwei Flüge gestrichen worden.

Man gehe von einem normalen Betrieb aus, sagte Flughafensprecherin Janet Niemeyer. Weil Passagiere ihre wegen des Arbeitskampfs gestrichenen Flüge umgebucht hätten, könnten einzelne Flüge jedoch stärker ausgelastet sein.

Die Gewerkschaft Verdi hatte rund 2000 Mitarbeiter von Instandhaltung, IT, Parkraumbewirtschaftung, Sicherheitsdiensten und Passagierabfertigung zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Viele seien dem Aufruf gefolgt, sagte ein Gewerkschaftssprecher.

Die Fluggesellschaften hätten dennoch dafür gesorgt, "dass trotz des Verdi-Streiks Tausende Urlauber zumindest nach Hause kommen konnten", sagte Niemeyer. "Fast die Hälfte der geplanten Ankünfte sind auch geflogen worden." 55 Landungen mussten den Angaben zufolge gestrichen werden. Für Dienstag seien in Hamburg wieder mindestens 122 Starts und 122 Landungen vorgesehen.

Warnstreiks legten Flughäfen lahm

Zehntausende Reisende sind am Montag wegen Warnstreiks von Verspätungen und Hunderten Flugausfällen betroffen gewesen. In Hamburg, Hannover, Bremen und Berlin legten teils schon ab dem späten Sonntagabend zahlreiche Beschäftigte die Arbeit nieder, wie Sprecher der Gewerkschaft Verdi mitteilten. Der Flugverkehr kam daraufhin an den betroffenen Standorten am Montag nahezu vollständig zum Erliegen. Der Arbeitskampf dürfte auch Auswirkungen auf andere Standorte gehabt haben. Die Flughäfen rieten Reisenden, sich bei ihren Gesellschaften zu informieren.

Allein am BER bei Berlin wurden Flughafenangaben zufolge rund 200 Abflüge gestrichen. Dort waren etwa 27 000 Passagiere betroffen. Von den rund 200 geplanten Landungen fielen rund ein Drittel aus. Die Terminals blieben weitgehend leer. Vereinzelt standen Reisende ratlos vor den Anzeigetafeln oder richteten sich auf den vielen freien Sitzbänken auf eine längere Wartezeit ein.

Dutzende Ausfälle gab es auch in Hannover und Bremen. In Hamburg waren es mehr als 120. Dort gehörte auch der Basketball-Bundesligist Veolia Towers zu den Betroffenen. Die Mannschaft musste sich für ein Spiel in Israel eine andere Route suchen.

Die Lufthansa teilte mit, dass sie zumindest ihre Hinflüge nach Berlin und Hamburg planmäßig durchführe wolle. Wer als Geschäftsreisender indes von Berlin oder Hamburg weg wollte, musste sich eine Alternative suchen.

Gewerkschaft fordert 10,5 Prozent mehr Lohn

Hintergrund der Warnstreiks sind die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen. Zudem gibt es örtliche Verhandlungen für Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste und bundesweite Mantel-Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Luftsicherheit.

Die Gewerkschaft fordert für die bundesweit rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeber bieten fünf Prozent mehr in zwei Schritten und Einmalzahlungen von 2500 Euro. Die nächste Verhandlungsrunde soll Ende März stattfinden.

Bei den Luftsicherheitsbeschäftigten etwa am BER geht es unter anderem um einen Zuschlag für Nacht-, Wochenend- und Feiertagsschichten. Entsprechende Verhandlungen mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) gibt es seit Jahren. Der Verband kritisierte die Warnstreiks als unverhältnismäßig. "Der Streik ist für uns überhaupt nicht nachvollziehbar und schadet damit auch dem Fortgang der Verhandlungen", sagte der Leiter der BDLS-Tarifkommission, Rainer Friebertshäuser.

Der Flughafenverband ADV hatte bereits am Wochenende den Arbeitskampf kritisiert. "Die Ankündigung kam erneut kurzfristig. Die betroffenen Passagiere haben kaum eine Chance, sich Reisealternativen zu suchen."

Nächster Warnstreik im Fernverkehr

Die Warnstreiks könnten der Auftakt für weitere Arbeitsniederlegungen auch in anderen Verkehrsbereichen sein. So verhandelt die Bahngewerkschaft EVG mit der Deutschen Bahn und 50 weiteren Unternehmen über neue Tarifverträge. Bis zum 23. März wird sie mindestens einmal mit jedem dieser Unternehmen zusammengekommen sein. Dann werde Bilanz gezogen und über weitere Maßnahmen entschieden, hatte ein EVG-Sprecher am Wochenende gesagt. Die "Bild am Sonntag" hatte berichtet, dass die EVG und Verdi für den 27. März einen gemeinsamen Warnstreik planten, bei dem der Verkehrssektor lahmgelegt werden solle.

Weitere Themen

Weitere Artikel

T Irmelin Sloman: „Das Chilehaus ist für mich wie Magie“

Wir treffen Irmelin Sloman zum Interview am Chilehaus – wo sonst? Ihr Urgroßvater, der „Salpeter-König“ Henry B. Sloman, ließ das inzwischen ikonische Kontorhaus, in das sie sich als Kind schockverliebte, vor exakt 100 Jahren bauen.