Fußball-Nationalmannschaft verpatzt ersten Auftritt in Hamburg

Nur für die HSV-Profis Tim Leibold (links) und Sonny Kittel (rechts) gab es von Nationalspieler Antonio Rüdiger ein „Fan“-Selfie. Foto: Marcus Brandt/dpa
Am Dienstagmittag begann im Hamburger Volkspark die zweite Etappe der WM-Qualifikation unter dem neuen Bundestrainer Hansi Flick. Den ersten Auftritt in der Hansestadt haben die Kicker allerdings verpatzt, denn die wartenden Fans wurden bei der Ankunft weitgehend ignoriert.
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Die Nationalmannschaft will am Freitagabend gegen Rumänien (20.45 Uhr/RTL) einen wichtigen Schritt in Richtung der Weltmeisterschaft 2022 in Katar machen. 25.000 Zuschauer dürfen ins Stadion, 20.000 Karten sind verkauft. Werbung in eigener Sache allerdings machten die Kicker am Montagabend bei der Ankunft am Hamburger Gastwerk-Hotel nicht. Erst ignorierten sie die wartenden Fans und dann wurden im Hotel auch noch die Fenster verklebt, damit niemand die Spieler aus großer Entfernung beim Essen beobachten konnte.
Thomas Müller zeigte sich bei der Pressekonferenz am Dienstag zweigeteilt mit Blick auf die Corona-Regeln. Einerseits sei der Wunsch nach Fan-Nähe sehr groß, andererseits gebe es nach wie vor Einschränkungen. „Wir haben viele Auflagen, dürfen keine Bekannten oder Freunde im Hotel empfangen.“ Es sei für alle Beteiligten schwierig, eine klare Vorgabe zu finden, so der Münchner, der sich wieder in Redelaune zeigte und von einem „kleinen positiven Aufschwung“ sprach, den die Mannschaft in die beiden anstehenden Qualifikationsspiele am Freitag und am Montagabend gegen Nordmazedonien mitnehmen möchte.
DFB-Auswahl für Quali-Gruppe an
Nach sechs Spieltagen führt Deutschland die Qualifikationsgruppe J mit 15 Punkten an. Der Vorsprung auf die zweitplatzierten Armenier beträgt vier Punkte. Die nächste Etappe sei, sich „so schnell wie möglich für die WM zu qualifizieren“, sagte Müller. Die Rechnung ist recht einfach: Mit zwei weiteren Siegen könnte im Idealfall der Gruppensieg vorzeitig erreicht werden.
Die Stimmung im Team sei „relativ“ entspannt, „Projektleiter“ Hansi Flick habe eine „Supertruppe“. Ob Thomas Müller am Freitagabend in der „Supertruppe“ auch spielen werde, gilt als offen, denn in der Offensive hat Flick ein Überangebot an Top-Spielern. „Es gibt nicht besser oder gleichgut, es gibt nur unterschiedliche Profile“, sagte Müller, der Hansi Flick seit 2009 in unterschiedlichen Rollen kennt. Dass ein Thomas Müller immer spielen möchte, sei keine Frage, aber: „Es darf keine Egospielchen geben, die den Aufschwung stören könnten.“

Deutschlands Thomas Müller fängt eine Trinkflasche. Foto: Marcus Brandt/dpa
Hohes Pressing und klare Offensivaktionen
Der Bundestrainer hat bei den drei gewonnenen Qualifikationsspielen Anfang September vor allem gegen Armenien (6:0) und Island (4:0) nicht nur die Ergebnisse als positiv vermerkt: „Da war auch ein klarer Aufschwung in unserer Spielweise zu erkennen.“
Wenig später schob Antonio Rüdiger auch die Begründung nach: Das neue Spielsystem von Hansi Flick liege vielen Spielern. Hohes Pressing und klare Offensivaktionen, den Gegner nicht spielen lassen und zu Fehlern zwingen – das sei das richtige Rezept für diese Mannschaft, sagte Verteidiger Rüdiger. Dass dies unter Joachim Löw nicht gespielt wurde, sagte er nicht.
Er selbst fühle sich in der Innenverteidigung an der Seite von Niklas Süle wohl. Spekulationen, wonach der Chelsea-Verteidiger in der nächsten Saison auch wegen Süle zu den Bayern wechseln könnte, wies er zurück: „Meine Zukunft hängt nicht von Niki ab.“
Manuel Neuer fehlte im Training
Am Freitagabend soll erst einmal der nächste Schritt in der WM-Qualifikation gemacht werden: „Wir wollen die Fans mit Offensivfußball begeistern“, sagte Rüdiger nach dem ersten Training, bei dem nur Kapitän Manuel Neuer gefehlt hatte. „Belastungssteuerung“, gab DFB-Sprecher Jens Grittner als Grund an.
Mit Jonas Hofmann präsentierte der DFB am Dienstagmittag einen dritten Spieler in der Pressekonferenz. Der 29-Jährige geht davon aus, dass er erneut auf der rechten Abwehrseite auflaufen darf, im Gegensatz zu seiner Offensivrolle im Verein. „Ich bin ein Typ, der schnell die Dinge umsetzen kann“, sagte der Gladbacher selbstbewusst.

Die Mannschaft HSV beobachtet das Training der Fußball-Nationalmannschaft im Volkspark. Foto: Marcus Brandt/dpa