Gedenksteine in Neuenkirchen: Mahnende Namen sind wieder zu lesen

Raphael Ampuero bei der Arbeit an den Gedenksteinen. Foto: Felsch
Wie kommt ein Künstler aus Belgien dazu, Gedenksteine aus dem Alten Land zu restaurieren? Ganz einfach: Raphael Ampuero ist der Freund der Tochter des Bürgermeisters, der dringend jemanden brauchte, um die Steine vor der Kirche in Neuenkirchen wieder erstrahlen zu lassen.
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Vor einigen Jahren kam der kleine, beschauliche Ort genau wegen dieser drei Gedenksteine für die in zwei Weltkriegen gefallenen Soldaten in die Schlagzeilen. Die waren nämlich mit Farbe verunziert worden, weshalb sogar die Bundespolizei ermittelte, die einen neonazistischen Hintergrund vermutete. Der oder die Täter konnten aber nicht ausfindig gemacht werden, so dass die Sache im Sande verlief.
Der Bürgermeister der Gemeinde Neuenkirchen, Gerd Grunwald, suchte seit längerem einen Fachmann, der die Steine wieder in ihren ursprünglichen Zustand bringt und die Inschriften lesbar macht. An der Bezahlung lag es nicht, aber es fand sich niemand, der sich das zutraute, so der Bürgermeister. Also sprach er den Freund seiner Tochter an, der eigentlich gelernter Illustrator ist.
"Den Wahnsinn des Krieges sichtbar machen"
An einem Nachmittag reinigte Ampuero die Steine, entfernte die Farbe, den Grünspan und die Rostflecken. Einen Tag später zeichnete er mit einem feinen Pinsel die Namen der Gefallenen nach, die mittlerweile unkenntlich geworden waren und die Bürgermeister Grunwald noch mal recherchiert hatte.
Dem Künstler mit ecuadorianischen Wurzeln gefiel diese Aufgabe. „Es ist nicht das, was ich sonst mache, aber ich freue mich, dass ich helfen konnte“, sagt er. Und der Bürgermeister der Gemeinde fügt hinzu: „Gerade aus aktuellen Gründen ist es zwingend notwendig, den Wahnsinn des Krieges sichtbar zu machen.“