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Phänomene der Natur

Geflügel am Limit: Das Ei zum Frühstück legt das Haushuhn

Fotos: Reinhard Paulin

Fotos: Reinhard Paulin

Das Haushuhn ist eine Zuchtform des Bankivahuhns, eines Wildhuhns aus Südostasien, und gehört zur Familie der Fasanenartigen. Was die Eierschale über das Leben der Tiere verrät und warum die Leistung des Geflügels landwirtschaftlich am Limit ist.

Sonntag, 09.04.2023, 14:58 Uhr

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Von Wolfgang Kurtze

Wir erfahren im Verlauf unseres Lebens, dass der Osterhase doch nicht die bunten Eier bringt. Das Ei zum Osterfrühstück legt uns das Haushuhn. Landwirtschaftlich zählen sie zum Geflügel. Sein Urahn ist wahrscheinlich das südostasiatische Bankiva-Huhn.

Die Weibchen dieser wild lebenden Hühner können, wenn ihr Gelege gefressen oder zerstört wird, schnell nachlegen. Bankiva-Hühner legten wahrscheinlich nur fünf oder sechs Eier; Nachgelege waren häufig, aber nur klein. Wir nahmen ihnen immer wieder das nachgelegte Ei weg. Im Verlauf vieler Nachzüchtungen nutzen wir die Fähigkeit des stetigen Nachlegens seit etwa 4000 Jahren. In den letzten 80 Jahren haben wir die Leistung des Haushuhns extrem ausgereizt.

Küken müssen sofort zum Laufen bereit sein

Hühnervögel legen besonders große Eier. Ihre Jungen sind Nestflüchter und müssen nach dem Schlüpfen sofort fit und zum Laufen bereit sein. Damit sie das können, müssen die Küken gleich nach dem Schlüpfen mit allem Notwendigen ausgestattet sein. Sie sind befiedert, haben kräftige Beine, können nach einer sehr kurzen Lernphase schon bald Futter finden und selbst fressen. Die Nestflüchter von Rebhuhn, Austernfischer, Kiebitz, Ente, Gans oder Wachtel haben die gleichen Fähigkeiten.

Die Farbe der Eierschale kann etwas über Lebensweise und Nest der Vögel verraten. Höhlenbrüter wie Star oder Specht haben weiße Eischalen. Ihre Eier sind in der Regel vor Nesträubern sicher. Liegen die Eier offen im Bodennest, dann kann eine Tarnfärbung hilfreich sein. Diese Eierschalen sind gefleckt, gebändert, oder einfarbig braun - je nachdem, was sich im Verlauf der Evolution bewährt hat.

Hühnereier von glücklichen Hühnern in einem Gelege. Foto: Reinhard Paulin

Hühnereier von glücklichen Hühnern in einem Gelege. Foto: Reinhard Paulin

Mit der Anzahl abgelegter Eier sind manche Vögel sehr sparsam: Albatros oder Pinguin legen nur ein einziges Ei im Jahr. Die Aufzucht eines Kükens ist extrem aufwendig. Mit der Eiablage sehr verschwenderisch sind mitunter Blaumeise oder Kohlmeise.

Hühner in Massentierhaltung sollen viele Eier legen

Doch wehe, wenn den Jungen nicht genug Insekten geliefert werden können. Dann wird die Brut verlassen. Erste Beobachtungen deuten an, dass solche Ereignisse in den letzten Jahren häufiger geworden sind. Unser gezüchtetes Haushuhn halten wir heute oft so, dass es mit effektiver Fütterung, optimaler Temperatur, lichtgesteuert und in Massentierhaltung möglichst viele Eier legen soll. In Deutschland ist der Bedarf an Eiern gigantisch: Legehühner produzieren mehr als zehn Milliarden Eier im Jahr. Oft werden die Eier aufgeschlagen, dann als Flüssigei just in time im Tanklaster zu Großbäckereien oder Lebensmittelherstellern transportiert. Das brave Haushuhn, das uns mit dem Frühstücks-Osterei erfreut, es ist selten geworden.

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