Große Trauer um ein Urgestein der SPD im Landkreis

Helmut Barwig im Jahr 2005. Foto: Archiv
Helmut Barwig ist einen Tag vor seinem 93. Geburtstag gestorben. Der SPD-Politiker ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten im Kreis Stade. Er war Landrat, Bürgermeister, Landtagsabgeordneter - und parteienübergreifend sehr geachtet. Ein Nachruf.
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Seine lebensgroße Statue auf dem Deich auf Krautsand bekam Barwig schon zu Lebzeiten. Der Kreistag ehrte Barwig am Montag mit einer Schweigeminute
„Ich habe Helmut Barwig bereits in meiner Schulzeit als unseren damaligen Bürgermeister in Drochtersen kennengelernt. Mit seiner Art auf Menschen zuzugehen, Themen anzupacken und dabei immer die Menschen und die Entwicklung unserer Region im Blick zu behalten, war er für mich ein Vorbild. Gerne habe ich immer wieder seinen persönlichen Rat in Anspruch genommen. Mit Helmut Barwig verliert unser Landkreis eine äußerst verdienstvolle und den Landkreis prägende Persönlichkeit, die sich große Wertschätzung und parteiübergreifende Achtung erworben hat“, sagte Landrat Kai Seefried.
Eckhoff über Barwig: Ein Mann zu dem man aufschaut
„Ich habe ihn kennengelernt, als ich meine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten im Rathaus 1993 angefangen habe. Ich habe ihn als freundlichen und humorvollen Menschen kennengelernt. Ein Mann, zu dem man aufschaut“, sagt Drochtersens Bürgermeister Mike Eckhoff.
Helmut Barwig wurde 1930 in Neustädterwald/Danzig geboren und kam 1952 nach Kehdingen. Der Wasserbauwerker-Meister arbeitete beim damaligen Wasserwirtschaftsamt und lebte in den 1950er Jahren auf einem Wohnschiff der Behörde im Asseler Hafen. 1960 trat er der SPD bei, gehörte dem SPD-Kreisverband 32 Jahre lang an und führte ihn von 1970 bis 1976 als Kreisvorsitzender.
Der Asseler war bei den Wählern populär
Der Asseler war populär und bei Wahlen das Stimmen-Zugpferd der SPD. In einem Interview erzählte er, wie er zur Politik kam: 1961 sei er von einem alten SPD-Mann im Asseler Außendeich angesprochen worden, der fragte: „Wir suchen Kandidaten für den Gemeinderat. Du musst das machen.“ Barwig machte es, wurde in den damaligen Asseler Rat gewählt, zog 1964 in den Kreistag ein und blieb bis 1996 in der Kommunalpolitik. „Mir ging es nicht um meine persönliche Karriere, sondern darum, etwas für die Region zu tun“, sagte Barwig einmal. Er war der letzte Bürgermeister von Assel, setzte sich während der Gemeindereform für einen Zusammenschluss von Drochtersen, Assel und Bützfleth ein. 1976 wurde er Bürgermeister der Gemeinde Drochtersen. Von 1972 bis 1976 war Barwig (ehrenamtlicher) Landrat des Landkreises und drei Wahlperioden lang, bis 1986, Landtagsabgeordneter.
Barwig kämpfte nach der Sturmflut für die Deichsicherheit
„Unvergessen bleibt sein unermüdlicher Einsatz für die Bewältigung der Sturmflut 1976“, so der Stader SPD-Kreisverband. Barwig war Gründungsmitglied des heutigen Deichverbandes Kehdingen-Oste. Als Verbandsvorsteher und Oberdeichgraf habe Barwig „alles getan, um das Leben der hinter den Deichen lebenden Menschen zu schützen“, so der Deichverband.
Mit seiner Ehefrau Elli war Barwig lange verheiratet, 2005 feierten beide Goldene Hochzeit. Barwig hat zwei Kinder, sechs Enkel und drei Urenkel. Bis vor sechs Jahren ging es ihm gut, später litt er unter Demenz und lebte seit 2017 in einem Seniorenheim.
Helmut Barwig wird am Sonnabend, 25. März, auf dem Asseler Friedhof beigesetzt. Die Trauerfeier (Friedhofskapelle) beginnt um 11 Uhr.

Helmut Barwig im Jahr 2016 vor einem Bild des Asseler Hafens. Foto: Archiv