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Missbrauch

Großer Ärger um falsche Notrufe – NoraApp gestoppt

Die Notruf-App nora ist auf einem Smartphone-Display zu sehen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Die Notruf-App nora ist auf einem Smartphone-Display zu sehen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Feuerwehr und Rettungsdienst klagen seit Monaten über absichtliche Fehlalarme. Auch im Landkreis Stade gab es bereits Ärger. Jetzt wurde die Reißleine gezogen.

Freitag, 22.09.2023, 15:30 Uhr

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Die Notruf-App Nora steht nach einer Häufung von absichtlich falschen Alarmen vorübergehend nicht mehr zum Download bereit. Auch Neuregistrierungen sind derzeit nicht möglich. Hintergrund sei eine technische Überarbeitung der App, um künftigen Missbrauch zu verhindern, erklärte Niedersachsens Innenministerium am Freitag. "Wir begrüßen, dass entsprechende Maßnahmen jetzt ergriffen werden", sagte ein Ministeriumssprecher.

 Notruf-App Nora nicht mehr im App-Store erhältlich

Die seit 2021 angebotene Nora-App soll vor allem Menschen, die nicht telefonieren können, den Notruf erleichtern. Der schriftliche Notruf landet über die App direkt bei den Einsatzleitstellen von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst - wie ein Anruf über die Notrufnummern 112 und 110. Zudem übermittelt die App beim Absetzen des Notrufs den Standort an die zuständige Einsatzleitstelle.

In Niedersachsen waren zuletzt 20 aktuelle und ehemalige Landtagsabgeordnete von SPD, CDU und AfD mit falschen Notrufen gezielt belästigt worden. In fast allen Fällen waren Einsatzkräfte ausgerückt, nachdem die Täter über die App etwa von Gasaustritten oder Bränden berichtet hatten. Auch bundesweit liege die Missbrauchsquote der App bei etwa zehn Prozent, hatte die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (SPD) gesagt.

Bereits heruntergeladene Apps weiterhin aktiv

Zuständig für die Nora-App ist eine Geschäfts- und Koordinierungsstelle im Innenministerium von Nordrhein-Westfalen. Dieses hatte am Donnerstag mitgeteilt, "neue organisatorische Anforderungen" seien der Grund für die Überarbeitung der App. Wer die App schon installiert habe, könne sie auch weiterhin nutzen.

Mit der vorübergehenden Aussetzung des Downloads ist auch eine Neuregistrierung nicht möglich. Notrufe können aber über bereits installierte Apps für registrierte Nutzerinnen und Nutzer weiterhin abgesetzt werden, teilen die Betreiber auf der Nora-Homepage mit. Bürgerinnen und Bürger, die sich noch nicht für nora registriert haben, werden gebeten, Notrufe über die 110 bzw. die 112 oder die kostenlosen Tess Relay-Dienste abzusetzen.

Falsche Notrufe auch im Landkreis Stade

Im Mai löste ein per Nora-App ausgelöster Feueralarm einen Großeinsatz in Kutenholz aus. Nachdem sie den Alarm "Feuer Mittel" erhalten hatten, rückten die Ortsfeuerwehren Kutenholz und Mulsum zum angegebenen Standort in Kutenholz aus. Die Bewohner des Hauses hatten die Feuerwehr jedoch gar nicht alarmiert. Vor Ort entdeckten die Feuerwehrleute keine Anzeichen eines Brandes und fuhren zurück zum Gerätehaus. 

„Wir möchten darauf hinweisen, dass der Missbrauch von Notrufen gemäß §145 StGB strafbar ist und mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft wird“, teilte Lukas Klempahn, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehren der Samtgemeinde Fredenbeck, dem TAGEBLATT mit. Durch mutwillige Fehlalarme seien Einsatzkräfte gebunden, die in dem Moment an anderer Stelle wirklich gebraucht werden könnten. (dpa/set)

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