Haddorfs Ortsbürgermeister bedauert anonyme Proteste der Anwohner

Mit Plakaten machen die „Buschhorner“ Anwohner auf ihr Missfallen über die geplante Zuwegung aufmerksam. Foto: privat
In Stade-Haddorf scheint sich vieles um das Thema Bauen zu drehen. Trotz zweier großer Baugebiete und Zuzug steigen die Anwohnerzahlen nicht. Wie das kommt und warum der Ortsbürgermeister anonyme Anwohnerproteste bedauert.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
In Haddorf leben etwas mehr als 2100 Einwohner - und die Zahl steigt einfach nicht. „Wir waren schon mal mehr“, sagt Ortsbürgermeister Hermann Müller. In den 1990er-Jahren seien viele Russlanddeutsche nach Haddorf gekommen, Familien bis in die dritte Generation. Leider hätten sie keine Möglichkeit gefunden zu bauen und seien darum woanders hingezogen, sagt Müller. Nun gebe es zwei große Baugebiete, doch die Einwohnerzahlen stagnierten. Eine Erklärung dafür hat Müller: Von den vielen alten Anwohnern im Ort würden auch viele sterben.
Mit der geplanten Pflegeeinrichtung an der Haddorfer Hauptstraße geht es auch nicht weiter, stellt Müller fest. Eigentlich sollte es losgehen, doch dann sind Baukosten und Zinsen gestiegen, die Investorin habe das Bauvorhaben auf Eis gelegt. Jetzt liegt das Grundstück erst einmal brach.
Der Ortsbürgermeister hofft, dass die Preise wieder sinken und das Projekt umgesetzt werden kann. Andere Interessenten haben wohl schon ihrer Fühler nach dem Baugebiet ausgestreckt, es soll bereits Vorreservierungen geben.
Anwohner stellen sich bei Zugangsstraße quer
Was Müller bedauert: dass die „Buschhorner“ ihre Proteste gegen die geplante Zufahrt durch den Buschhorn zum nördlich der Herzog-Heinrich-Straße gelegenen Neubaugebiet anonym führen. Er fände es schade, so könne man nicht mit den Anwohnern sprechen. Die nicht genehmigte Plakatierung gegen das Vorhaben habe die Stadt selbst festgestellt und die Plakate wieder abgenommen.
Diese Zugangsstraße ist seit den 1990er-Jahren in der Satzung für das Baugebiet enthalten, so Müller. Das Baugebiet sei schon immer Bestandteil des Flächennutzungsplans gewesen. „Was wir nicht wollen, ist, dass dort auch eine Baustraße für die Baufahrzeuge entsteht.“ Gespräche mit der Stadt laufen. Bis zur Ortsratssitzung am heutigen Donnerstag, hofft er, gibt es dazu eine Entscheidung.
Ein weiterer Punkt auf Müllers Liste: In die ehemalige Schule würde er gerne „Leben reinbringen“, zum Beispiel die Räumlichkeit vergrößern und Platz für mehr Besucher schaffen - maximal 40 Leute passten jetzt hinein. Auch die Kita sei „ziemlich an der Grenze“, dort fehle es auch an Betreuung für die Flüchtlingskinder. Dagegen sei die Grundschule räumlich gut versorgt. Aber wie nahezu überall fehlten auch dort Lehrkräfte.
Gerne möchte Müller das kulturelle Leben in Haddorf wieder anschieben. 2021 habe es ein Open-Air-Konzert und 2022 ein Eingemeindungsjubiläum gegeben. Nach der Coronazeit biete der Heimatverein wieder volles Programm - „von Osterfeuer bis Oktoberfest“, freut sich Müller.
Was der Ortsrat am Donnerstag bespricht
Neben dem Bebauungsplan nördlich der Herzog-Heinrich-Straße steht ein Antrag der SPD-Fraktion für sechs zusätzliche Laternen für die Wassermannstraße auf der Tagesordnung. Die neue Leiterin des Jugendhauses Haddorf, Suzan Kocaaga, wird sich im Ortsrat vorstellen. Über die Flüchtlingsunterbringung in der Ortschaft wird ebenfalls informiert. Beginn ist um 18 Uhr. Sitzungsort ist das ehemalige Schulgebäude in Haddorf, Bockhorner Allee 1.