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Sanierung

Hamburgs Bismarck-Denkmal wirft Fragen im Umgang mit deutscher Kolonialgeschichte auf

Noch ist das Bismarck-Denkmal mit einem Bauzaun umgeben, bis Juni 2023 sollen die Sanierungsarbeiten beendet sein. Foto: Christian Charisius/dp

Noch ist das Bismarck-Denkmal mit einem Bauzaun umgeben, bis Juni 2023 sollen die Sanierungsarbeiten beendet sein. Foto: Christian Charisius/dp

Ende Juli soll es soweit sein: Das Otto von Bismarck-Denkmal an den Hamburger Landungsbrücken wird nach dreijähriger Sanierung wieder der Öffentlichkeit präsentiert. Mit der Sanierung stellt sich auch die Frage: Wie geht die Stadt zukünftig mit dem Thema der deutschen Kolonisierung um?

Dienstag, 06.06.2023, 06:00 Uhr

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125 Jahre nach dem Tod Otto von Bismarcks (1815-1898) setzt sich Hamburg intensiv mit dem Erbe des Reichskanzlers auseinander. Das 34 Meter hohe Denkmal oberhalb der Landungsbrücken soll bis Ende Juli nach dreijähriger Sanierung in neuem Glanz erstrahlen. Vor allem die Kritiker des Reichsgründers verfolgen mit Interesse einen internationalen Wettbewerb für eine künstlerische Ergänzung („Kontextualisierung“) der denkmalgeschützten Granitstatue von 1906, den die Stiftung Historische Museen Hamburg ausgelobt hat.

Die Jury soll am 5. Juli zusammenkommen. Ob es dann schon ein abschließendes Ergebnis geben werde, sei noch nicht ganz klar, sagte der Sprecher der Kulturbehörde, Enno Isermann.

Stiftung begrüßt Sanierung, Kritiker fordern Beteiligung Betroffener

Bismarck war am 30. Juli 1898 auf seinem Gut Friedrichsruh bei Aumühle östlich von Hamburg gestorben. Die Otto-von-Bismarck-Stiftung betreibt dort ein Museum und organisiert Veranstaltungen zur Geschichte des 19. Jahrhunderts. Die Stiftung begrüßt die Sanierung des Denkmals. „Nur so wird es auch in Zukunft möglich sein, sich kritisch mit der gewiss ambivalenten historischen Figur auseinanderzusetzen“, erklärte eine Sprecherin.

Mit Blick auf den künstlerischen Wettbewerb, an dem die Stiftung nicht beteiligt ist, fügte sie hinzu: „Ob diese Auseinandersetzung in eine dauerhafte Kommentierung der heute befremdlich wirkenden ikonografischen Heldenaussage oder in zeitweise Einhegungen mittels historisch-kritischer oder künstlerischer Bildungsangebote mündet, sollte den demokratisch gewählten Körperschaften überlassen bleiben.“

Kritiker des Denkmals fordern, „alle Akteurinnen aus ehemals kolonisierten Ländern“ zu beteiligen. Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) hat einen Beirat zur Dekolonisierung Hamburgs berufen. (dpa)

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