Hohe Kosten: Discobus auf drei Linien zum Musikladen Heinbockel

Freitags nach Heinbockel: Der Discobus gewährleistet die sichere Hin- und Rückfahrt.
Der Discobus bringt Jugendliche freitags nach Heinbockel und nachts sicher zurück. Eltern bleibt die nächtliche Juckelei mit müden Augen erspart. Aber: Der Service kostet - und ein Ort entpuppt sich über die Zahl der Fahrgäste als Party-Hochburg.
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Himmelpforten. Die Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten hatte nach der Corona-Pause das Discobus-Angebot im letzten Jahr erweitert. Ein Jahr lang sollen die neuen Routen erprobt werden. Zeit, um im zuständigen Sozialausschuss eine Zwischenbilanz zu ziehen.
Drei Linien steuern am späten Freitagabend den Musikladen in Heinbockel an. Die Linie 1 startet in Hüll und tourt über Großenwörden, Neuland, Engelschoff, Groß Sterneberg, Hammah, Mittelsdorf und Düdenbüttel nach Heinbockel. Die Linie 2 sammelt in Behrste, Gräpel, Estorf, Brobergen, Kranenburg und Oldendorf Nachtschwärmer ein. Über Burweg, Breitenwisch und Himmelpforten fährt die dritte Linie.
Die Kosten übernimmt zum großen Teil die Samtgemeinde. „Ich bin erschrocken über die Defizitanteile“, gab Ausschussvorsitzender Wolfgang Dipper (SPD) zu. Die Fahrgastzahlen für August bis Januar zeigen, wieviel die Samtgemeinde zubuttern muss: Auf der Linie 1 bislang 6700 Euro, für die längste Linie 2 bis Behrste sind es 8900 Euro, für die dritte Route 6300 Euro. Wird der Bus nicht stärker frequentiert, könnte das Angebot am Ende jährlich 48.000 Euro kosten. Der Discobetreiber beteiligt sich bislang mit 2400 Euro.
Kostendeckungsgrad unter 30 Prozent
„Ein heikles Thema“, so Johann Schlichtmann (FWG). Bei einem Kostendeckungsgrad von unter 30 Prozent sei man gezwungen, das Angebot zu hinterfragen. Vielleicht sei auch zu klären, ob auf jeder Linie große Busse eingesetzt werden müssen. „Es geht um Jugendliche“, so Patrick Schulz (CDU). Er wolle nicht verantworten, das Angebot abzuschaffen.
Dass die Jugendlichen im Vordergrund stehen, ist Konsens in der Politik. Kleinere Busse, höhere Fahrpreise oder mehr Werbung sind Überlegungen, um Kosten zu senken. Zurzeit erreichen die Busse gegen 22.30 Uhr die Diskothek in Heinbockel. Bei späterer Ankunft könnte wie bisher durch den Betreiber freier Eintritt gewährt werden, informierte Marian Burfeind vom Fachbereich Familie und Soziales.
Auf der Linie 1 fuhren 506 Discobesucher zum Musikladen (zurück waren es 245). Sehr viel weniger Fahrgäste nutzen die Linie 2 über Oldendorf: Insgesamt waren es in besagtem Zeitraum 212 auf der Hin- und 247 auf der Rückfahrt. Der am stärksten genutzte Bus fährt von Burweg über Breitenwisch und Himmelpforten. Insgesamt waren es 688 junge Leute auf der Hin- und 391 auf der Rückfahrt am frühen Sonnabendmorgen.
Bemerkenswert: Besonders viele steigen in Himmelpforten ein, insgesamt waren es am Bahnhof 123 und am Brink 195. Deutlicher Spitzenreiter ist aber die Haltestelle im kleinen Breitenwisch. Allein hier stiegen insgesamt 335 junge Fahrgäste freitagabends in den Bus. Der Grund soll eine beliebte private Partyscheune sein, wie der Ausschuss mit Schmunzeln zur Kenntnis nahm.
Rücktour wird wenig in Anspruch genommen
Die Zahlen zeigen: Viele fahren auf Linie 1 und 3 nicht um 4 Uhr mit dem Bus zurück. „Wir sollten mit den Jugendlichen sprechen, um zu sehen, ob es einen Fehler im System gibt“, sagte Frank Wassermann (CDU) und schlug vor: „Wir sollten sie fragen, ob wir etwas besser oder attraktiver machen können.“
Grundsätzlich wünschte sich der Ausschuss, den Discobus weiter anbieten zu können. Damit ist die Hoffnung verbunden, die Fahrgastzahlen noch kräftig steigern zu können. Das Projekt gibt es schon seit 1992 in der Samtgemeinde. Die Hinfahrt kostet drei Euro, die Rückfahrt zwei Euro.