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Museumsbauernhof

Im alten Schweinestall wird jetzt Marmelade gekocht

Benjamin Muschalik von der Lebenshilfe kocht in der neuen Verarbeitungsküche Beeren ein. Foto: FLMK

Benjamin Muschalik von der Lebenshilfe kocht in der neuen Verarbeitungsküche Beeren ein. Foto: FLMK

Der Museumsbauernhof Wennerstorf hat seinen denkmalgeschützten Schweinestall zu einer professionellen Verarbeitungsküche umgebaut. Menschen mit Behinderung kochen dort jetzt Gemüse und Obst für die Produkte des Hofes in Bioland-Qualität ein. 

Mittwoch, 27.10.2021, 15:00 Uhr

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Die neue Verarbeitungsküche sichert 16 Mitarbeitern einen qualifizierten und saisonal unabhängigen Arbeitsplatz auf dem Museumsbauernhof. Gefördert wurde der Umbau des ehemaligen Gemüseputz- und Lagerraumes mit Mitteln aus dem Fördertopf zur integrierten ländlichen Entwicklung (ZILE) und vom Förderverein des Freilichtmuseums am Kiekeberg. Die Gemeinde Wenzendorf hat das Projekt unterstützt.

Mit dem Umbau des Stalls zur Küche gibt der Museumshof seinen Mitarbeitern mit Behinderung eine dauerhafte Arbeitsperspektive. Der Kiekeberg hat bereits eine 30-jährige gemeinsame Historie mit der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg. In Wennerstorf, die Außenstelle des Museums rund um ökologischen Landbau und gesunde Ernährung, arbeiten seit 1997 Menschen mit Behinderung auf den Feldern und in der Verarbeitung, „und so soll es auch weiterhin bleiben“, sagt Museumschef Stefan Zimmermann. Bisher wurde der alte Schweinestall lediglich als Putz- und Lagerraum genutzt. „Mit der professionellen Verarbeitungsküche können die Mitarbeiter der wachsenden Nachfrage nach den hochwertigen Produkten nachkommen“, ergänzt Museumsgeschäftsführerin Carina Meyer.

Umbau kostet 217.000 Euro

„Der ‚Smedtshof‘ ist als Bioland-Betrieb Arbeitsort für Menschen mit Behinderung und zugleich Museum mit ökologischer Ausrichtung. „Diesen Ort zu erhalten und für einen reibungslosen Arbeitsablauf zu sorgen, war uns als Förderverein ein wichtiges Anliegen“, sagt der Fördervereinsvorsitzende Heiner Schönecke. Der Museumsbauernhof sei aus der Gemeinde nicht mehr wegzudenken, die Mitarbeiter seien längst in die Dorfgemeinschaft voll integriert, freut sich Manfred Cohrs, Bürgermeister der Gemeinde Wenzendorf.

„Das Fördergeld ist hier gut angelegt. Ökologie und integrative Behindertenarbeit werden hier erfolgreich miteinander verbunden. Diese Gesamtkonzeption sorgt für die Entwicklung des Dorfes“, sagt Harald Ottmar, Dezernatsleiter im Amt für regionale Landesentwicklung bei der Einweihung der Küche. Das Amt bewilligte 158 000 Euro, 59 000 Euro trug der Förderverein selbst. Insgesamt hat der Umbau 217 000 Euro gekostet.

Verkauf im Hofladen und am Kiekeberg

„Wir arbeiten hier vom Anbau bis zum fertigen Glas nach Bioland-Richtlinien. Unsere Mitarbeiter von der Lebenshilfe ziehen die Gemüse- und Obstpflanzen auf und ernten sie. Die verschiedenen Kreationen überlegen und testen wir selbst. Unser würziger Tomatenketchup ist beispielsweise besonders beliebt“, erzählt Anna-Lena Woelfert, die landwirtschaftliche Betriebsleiterin im Museumshof. Vom Johannisbeer-Fruchtaufstrich über sortenreinen Grünkohl bis zur eingelegten Curry-Zucchini werden alle Erzeugnisse im eigenen Hofladen und im Museumsladen am Kiekeberg verkauft.

„Die Aufgabe der Lebenshilfe ist es, Menschen mit Behinderung dabei zu helfen, den Sprung in einen selbstständigen Alltag zu schaffen. Der Museumsbauernhof ist ein Ort der Begegnung, wo Mitarbeiter, Besucher und Menschen mit Behinderung in Kontakt miteinander kommen und voneinander lernen“, lobt Matthias Farr, Geschäftsführer der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg. „Genau deshalb habe die Zusammenarbeit mit dem Kiekeberg Entwicklungspotenzial und werde auch in Zukunft intensiviert.

Hofmuseum im niederdeutschen Hallenhaus

Der „Smedtshof“ ist eine der wenigen erhaltenen historischen Hofanlagen im nördlichen Niedersachsen. Haupthaus, Schafstall, Backhaus, Schweinestall und eine Göpelscheune werden heute in die Betriebsabläufe integriert. Das große niederdeutsche Hallenhaus aus dem 16. Jahrhundert ist als Hofmuseum eingerichtet und zeigt von Mai bis Oktober, wie die ländliche Bevölkerung der Nordheide in den 1930er Jahren arbeitete und lebte.

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